Besserwisserwissen: Was hat der Golfstrom mit dem Klima zu tun?

Eisschollen auf dem Meer.
Das Schmelzen der Polkappen und des Grönlandeises trägt ausschlaggebend zur Verlangsamung des Golfstroms bei.
Sophie Bley, funky-Jugendreporterin

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um den „Klimamotor Europas“. Wusstest du, dass der Golfstrom wesentlich für das europäische Klima verantwortlich ist?

Forscher:innen beobachten besorgt zwei Dinge: Zum einen hat sich unser Planet seit 1900 um durchschnittlich ein Grad erwärmt. Zum anderen hat sich die Strömung des Golfstroms im letzten Jahrhundert so stark verlangsamt, wie seit 1000 Jahren nicht. Besteht ein Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und den Veränderungen der Strömungen des Golfstroms? Und was bedeutet diese Entwicklung für unser Klima?

Um diesen Fragen näher auf den Grund zu gehen, muss man zunächst verstehen, was es überhaupt mit dem Golfstrom auf sich hat. Der Golfstrom ist ein Strömungssystem aus der Karibik, das große Mengen warmes Wasser in Richtung Norden bewegt. Als „Klimamotor Europas“ ist der Strom zu einem Großteil für das milde Klima unseres Kontinents verantwortlich. Daraus resultiert, dass Veränderungen im Strömungsprozess des Golfstroms zwangsläufig auch Prozesse von den Subtropen bis zur Arktis beeinflussen.  

Hier kommt der Klimawandel mit ins Spiel: Das gleichzeitige Aufkommen der Erderwärmung und der Verlangsamung des Stroms scheint kein Zufall zu sein. Als Grund für die Abschwächung des Golfstroms vermuten Forscher:innen das Abschmelzen der Polkappen sowie des Grönlandeises, wodurch immer mehr Süßwasser ins Meer fließt. Süßwasser hat eine andere Dichte als das salzige Meerwasser und schwimmt somit oben. Gleichzeitig nimmt der Salzgehalt des Wassers ab und es wird leichter. Diese Verschiebung des Wasserverhältnisses wirkt sich auf das Strömungsverhältnis des Golfstroms aus und schwächt die Strömungsdynamik ab. 

Aber was bedeutet diese Beobachtung nun konkret für die Zukunft unseres Klimas? Obwohl bereits seit den 1980ern vor einer Abschwächung gewarnt wurde, wird der Strom erst seit 2004 kontinuierlich überwacht. Auch wenn sich die Hinweise auf eine Verlangsamung häufen, fehlen noch weitere Daten für endgültige Schlüsse. Über die Auswirkungen der Veränderungen sind sich Forscher:innen daher nicht einig. Einige Studien besagen, dass eine weiter ansteigende Erderwärmung den kompletten Zusammenbruch des Golfstroms zur Folge haben könnte. Dieses Szenario würde bedeuten, dass sich die Durchschnittstemperatur in Deutschland um ein bis zwei Grad abkühlen würde. Diesen Abkühlungseffekt würde die globale Erwärmung zwar wieder wettmachen, der Meeresspiegel würde aber dennoch deutlich steigen und Umweltkatastrophen, wie zum Beispiel Hurricanes, wären wahrscheinlicher. Andere Studienergebnisse verweisen darauf, dass sich ein Kollaps durch eine Minderung der CO2-Emissionen vermeiden lassen würde und der Einfluss des Golfstroms auf unser Klima oft überschätzt wird.

Dass sich der Klimawandel und die Verlangsamung des Golfstroms gegenseitig bedingen, liegt also so gut wie auf der Hand. Welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind und mit welchen Entwicklungen in Zukunft zu rechnen ist, kann aktuell jedoch nur vermutet werden. 

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