Horrorgeschichten vom Campingtrip

Camping-Zelt auf einer Wiese mit Sonnenaufgang im Hintergrund.
Wenn das idyllische Campen zum Horrortrip wird.

Vier junge Menschen mit der Leidenschaft, in der Natur zu übernachten, geben ihre schrecklichsten Camping-Erfahrungen preis. 

Das Camping-Leben lockt mit idyllischer Natur, frischer Luft und dem ein oder anderen Abenteuer. Und letzteres bekommt man meist auch. Wenn allerdings ein möglicher Mörder neben einem schläft oder man mitten in eine Naturkatastrophe gerät, wird aus dem Erholungsurlaub im Grünen eine Horrorgeschichte vom Feinsten. Vier erfahrene Camper haben ihre schlimmsten Erlebnisse geteilt.

Allein mit einem Mörder?

Es war dunkel auf der neuseeländischen Nordinsel und schon zu spät, um noch auf einen richtigen Campingplatz zu fahren. Ich blickte aus dem Fenster meines Wagens und konnte den See vor mir nur erahnen. Andere Autos oder Zelte suchte ich vergebens. Ich war mitten im Nirgendwo – allein. Kurz bevor ich einschlief, hörte ich etwas. Ich spähte aus dem Fenster. Ein anderes Auto hielt neben mir. Ein Mann, vielleicht 40 Jahre alt, stieg aus, gekleidet in Regenhose, Jacke und Gummistiefel. Auf seinem Kopf eine Stirnlampe. Aus seinem Kofferraum holte er einen Spaten. Aber nicht nur das – auch einen großen Müllsack. Damit im Schlepptau verschwand er in Richtung See.

Mir wurde plötzlich wieder bewusst, dass ich hier ganz allein bin. Wollte dort jemand vor meinen Augen eine Leiche verschwinden lassen? Mein Herz raste, als der Mann zurückkam. Ich duckte mich in die Dunkelheit und zog meine Decke über den Kopf. Ich dachte: Gleich ist es soweit, er bricht meine Tür auf und wird mich, die einzige Zeugin, los. Aber nichts passierte. Irgendwann hörte ich das Aufheulen eines Motors. Tatsächlich fuhr er weg – Gott sei Dank. Ich blieb danach noch lange wach. War in dem Müllsack wirklich eine Leiche? Am nächsten Morgen lief ich in die Richtung, in die er nachts gelaufen war. Was ich fand war ein frisch aufgeschütteter Weg – wahrscheinlich sein Werk. Warum er das mitten in der Nacht gemacht hat, habe ich bis heute nicht erfahren. 

Lisa Rethmeier, funky-Jugendreporterin

Spanner auf dem Parkplatz 

Mein damaliger Freund und ich sind in das Innsbrucker Umland zum Campen gefahren. In meinem Golf 5 suchten wir abends spontan nach einem Stellplatz. Campingplätze sind nämlich nicht so mein Ding. Als wir uns für einen Parkplatz an der Isar entschieden, schlief mein Ex-Freund recht schnell ein, während ich noch ein Buch las. Plötzlich fiel mir auf, dass noch ungewöhnlich viele Autos ankamen und wieder wegfuhren. Merkwürdig, so um 1 Uhr nachts. Aber noch einmal woanders hinzufahren war mir zu aufwendig. Hätten wir es bloß getan!

Auf einmal stand ein Mann direkt vor meinem Auto, drückte seine Nase an die Scheibe und schaute zu uns hinein. Lautstark rief ich: „Hallo, was wollen Sie?“ Der Mann brabbelte vor sich hin und entfernte sich einige Meter. Doch er starrte uns weiter an. Mein Ex-Freund wurde wach und sowohl Verwirrung als auch Angst standen ihm ins Gesicht geschrieben. Und genauso fühlte ich mich. 

Auf einmal sahen wir auf der anderen Seite des Autos noch einen Mann stehen. Er wollte nur gucken, was wir so treiben, meinte er. Im selben Moment stieg ein dritter Mann aus seinem Auto und befriedigte sich vor unseren Augen selbst. Wir konnten es nicht fassen: Wir sind auf einem Parkplatz für Sextreffen gelandet. Wir packten unsere Sachen und fuhren fort, vorbei an den leicht ausgeleuchteten Autos und neugierigen Spannern.

Greta Papenbrock, funky-Jugendreporterin

Camping in der Flutnacht

Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 dürfte vielen Menschen als die „Flutnacht“ in Erinnerung geblieben sein. Warum ich und mein damaliger Freund auf die Idee kamen, ausgerechnet in der Region und in dieser Nacht, wo bereits schwere Regenfälle vorhergesagt waren, zu campen, weiß ich bis heute nicht. Auf dem Campingplatz angekommen sahen wir, wie Feuerwehrleute den nahliegenden See abpumpten. Eigentlich ein erstes Warnzeichen. Auch unser Zelt konnten wir auf dem Stellplatz nicht mehr aufbauen, weil der Boden so aufgeweicht war. Aus dem Campen im Zelt wurde also eine Nacht auf der umgeklappten Autorückbank. Mangels Internetverbindung erfuhren wir erst am nächsten Tag, als meine Mutter besorgt anrief, von dem Ausmaß der Katastrophe. Rund um uns herum vernichtete die Flutwelle die Existenz von tausenden Menschen. Häuser, Autos und Erinnerungen wurden davongespült und mitgerissen. Mehr als 180 Menschen starben in dieser Nacht. Dass wir in Dreis-Brück von der großen Flut verschont geblieben sind, war reines Glück. Hätten wir nur zehn Kilometer weiter gecampt, wären wir vermutlich weggeschwemmt worden. 

Anna Ingerberg, funky-Jugendreporterin

Magen-Darm beim Campen

Wildschweine, die den Müll zerwühlen, Polizisten, die mich um drei Uhr nachts aus dem Van holen oder Betrunkene, die, während ich Sex habe, auf mein Zelt fallen – ich bin passionierter Camper und habe einiges erlebt. Die unangenehmste Geschichte trug sich jedoch im Sommer 2020 in Dänemark zu. Ich bin mit meinem Camper-Van nach Kopenhagen gefahren. Es sollte ein Kurztrip werden, ich wollte mir die Stadt anschauen, eine Bekannte besuchen, hier und da mal in der Natur übernachten. Doch es kam etwas anders.

Es mag eine Tankstellen-Toilette oder ein unhygienischer Imbiss gewesen sein, aber eine halbe Stunde, nachdem ich endlich einen Parkplatz in der Innenstadt fand, grummelte mein Magen. Schweiß stand mir auf der Stirn und der Drang nach einem Toilettenbesuch machte sich breit. Ich packte meinen Rucksack, fuhr an einen See außerhalb der Stadt und legte mich hinten in meinen Van. Was folgte: Eine Magen-Darm-Grippe, die mich drei Tage, allein und ohne Hilfe in der Wildnis festhielt. So dachte ich. Erst später entdeckte ich den Bootsanleger, den Kanuverein und die Wohnsiedlung, die weniger als 100 Meter hinter meiner Bucht lagen. Ich gab mir immerhin alle Mühe, meine Spuren zu beseitigen, denn eine Toilette hatte ich schließlich nicht dabei. 

Nick Käseberg, funky-Jugendreporter
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Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.