Ramadan: Zwei persönliche Erfahrungsberichte

Ein Buch mit arabischer Schrift.
Ramadan ist ein Fastenmonat im Islam, der von vielen Gläubigen gefreit wird.
Selma Seyfarth, funky-Jugendreporterin

Ramadan ist ein heiliger Fastenmonat im Islam, der von vielen gläubigen Muslimen und Muslima gefeiert wird. In diesem Jahr ging er vom 22. März bis zum 20. April. Während des Fastenmonats verzichtet man von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken, auch Rauchen und Sex sind verboten. Das man während Ramadan fasten sollte, besagt eine der fünf Säulen des Islam. Ausgenommen sind allerdings Kinder, alte Menschen, Kranke, Schwangere und Stillende sowie auch menstruierende Frauen. Wenn es möglich ist, sollten die „verlorenen“ Tage jedoch nach offiziellem Ende nachgeholt werden. 

Auch Hatice (29) und Huzeyfe (33) haben am Fastenmonat teilgenommen. Die beiden kommen aus der Türkei und leben seit sechs Jahren in Deutschland. Im Interview berichten sie von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Ramadan. 

Wie sieht euer Alltag aus, wenn ihr Ramadan praktiziert?
Hatice: Wir stehen im Sahur auf, das ist die letzte Mahlzeit vor der Morgendämmerung, und nehmen Nahrung und Wasser zu uns. Vor dem Morgengebet hören wir auf zu essen und zu trinken. Wir lesen viel im Koran und beten viel. Es gibt nur ein Gebet für den Monat Ramadan, das Tarawih Gebet . 

Huzeyfe: Während des Ramadan versuchen wir unsere physischen Bedürfnisse wie Essen und Trinken in bestimmten Zeitintervallen zu kontrollieren. Außerdem versuchen wir gute Gewohnheiten wie Geduld, Solidarität, Barmherzigkeit und Toleranz zu entwickeln.

Wie bereitet ihr euch auf Ramadan vor, mental und physisch?
Huzeyfe: Zwei Monate vor dem Monat Ramadan fangen wir bereits an, uns vorzubereiten. Wir verstärken zum Beispiel unsere täglichen Gebete. Es macht auch viel Spaß zu organisieren, was wir mit wem essen werden und alle Zutaten für die köstlichen Mahlzeiten zu kaufen, die wir während des Ramadan zubereiten werden, um sie nach Sonnenuntergang zu essen.

Habt ihr ein bestimmtes Ritual, mit dem ihr abends das Fasten brecht?
Huzeyfe: Wir essen in der Regel mit Verwandten, Freunden oder Nachbarn zu Abend. Auf diese Weise knüpfen wir mehr Kontakte und verstärken unsere Beziehungen. Es ist eine der Überlieferungen Mohammeds, das Abendessen, genannt Iftar, mit einer Dattel zu eröffnen.

Was fällt euch im Ramadan am schwersten?
Hatice:  Ich habe eigentlich keine großen Schwierigkeiten.

Huzeyfe: Es kann manchmal anstrengend sein, Menschen, die das Fasten noch nicht ausprobiert haben, zu erklären, dass fasten eigentlich gar nicht so schwierig ist. Wir nehmen am Abend genug Wasser und Nahrung zu uns. So spüren wir tagsüber kaum einen Mangel.

Ist es schwierig, in einer Umgebung zu fasten, in der nur wenige Menschen Ramadan feiern?
Hatice: Natürlich fasten wir, während alle anderen essen und trinken, aber ich weiß, dass diese Menschen eben eine andere Religion haben und wir in einem fremden Land sind. Daher ist das für mich kein Problem.

Huzeyfe: Nein, für mich ist es überhaupt nicht schwierig, denn wir hatten schon in unserer Heimatstadt Freund:innen und Kolleg:innen, die nicht fasteten. Das ist kein Problem, denn wir haben alle Verständnis füreinander.

Wie beeinflusst Ramadan eure Beziehung zu Allah und eurer Religion?
Hatice: Wir gehen in mehrere Gottesdienste und lesen den heiligen Koran von Anfang bis Ende. Ich habe das Gefühl, dass der Reichtum unseres Hauses zunimmt und unsere Dankbarkeit gegenüber Allah größer wird. 

Huzeyfe: Im Ramadan haben wir mehr Gelegenheit, für die Segnung, die Allah uns gegeben hat, dankbar zu sein, denn wir spüren den Mangel – wenn auch nur für kurze Zeit.

Wie alt wart ihr, als ihr das erste Mal im Ramadan gefastet habt?
Huzefey: Das Fasten gehört zu unserer Kultur und wir sind von Kindheit an dabei. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das erste Mal gefastet habe, aber ich war wohl so 12 oder 13 Jahre alt.

Hatice: Ich glaube, ich war in der Grundschule, also etwa sieben oder acht Jahre alt.

Was würdet ihr jemandem raten, der das erste Mal im Ramadan fastet?
Huzefey: Abends sollte man ausreichend Datteln und andere nahrhafte Produkte essen und genug Wasser trinken, um Schwierigkeiten beim Fasten zu vermeiden. Und man sollte sich natürlich nicht ständig daran erinnern, dass man weder essen noch trinken darf, sonst wird man automatisch hungrig und durstig.

Hatice: Ich würde auf jeden Fall dazu raten, Sahur zu machen und vor dem Sonnenaufgang noch etwas zu essen. Und sich keine Essenvideos anzuschauen!

*Namen von der Redaktion geändert

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