Meinung

Zündstoff | Künstliche Intelligenz im Bildungssektor – das Ende der Schulbildung?

Mädchen mit Kopfhörern lehnt sich auf dem Tisch ab, auf dem ein Laptop und Bücher liegen.
Vor allem Schüler:innen finden Gefallen an dem textbasierten KI-System

In einem Punkt sind sich wohl alle einig: Es wird immer Menschen geben, mit denen man sich uneinig ist. In dieser Rubrik diskutieren junge Menschen über Themen, die für ordentlich Zündstoff sorgen. In diesem Beitrag geht es um ein sehr aktuelles Thema, das in den Klassenzimmern und am Abendbrottisch heiß diskutiert wird: die künstliche Intelligenz und ChatGPT.

Die künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und wird zunehmend in verschiedensten Bereichen eingesetzt. Bei der KI handelt es sich um ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Nachbildung intelligenten Verhaltens beschäftigt. Intelligenz meint hier die Fähigkeit zu angemessenem und vorausschauendem Handeln. 

Seit Kurzem finden auch vermehrt Schülerinnen und Schüler, die sich bei den Hausaufgaben nicht verausgaben wollen, Gefallen an ihrer jüngsten Ausprägungsform, dem textbasierten KI-System ChatGPT. Der Chatbot kann nahezu jede Art von Text generieren und auf Basis der eingespeisten Informationen des Menschen sogar dazulernen.

Es gibt jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von KI auf Bildungsstätten, die Privatsphäre und Fake News, insbesondere in den sozialen Medien. Die rasante Entwicklung von ChatGPT wirft die Frage auf, ob die Vorteile von KI überwiegen und uns als Gesellschaft weiterbringen, oder ob sie uns langfristig unvorhersehbaren Schaden bringt.

PRO: Der Einsatz im Bildungssektor

KI ist vielschichtig und sicherlich nicht für alle Lebensbereiche gleichermaßen gewinnbringend. Unstrittig ist jedoch, dass die verantwortungsvolle und zielgerichtete Nutzung textbasierter künstlicher Intelligenz viele Vorteile mit sich bringen kann. 

So kann der Einsatz im Bildungssektor niederschwellig Informationen bereitstellen. Künstliche Intelligenz ermöglicht bei einer fortschreitenden Digitalisierung des Lernens an Schulen, Berufsschulen oder Universitäten ein auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnittenes Lernkonzept – etwas, was durch die KI-Lernsoftware viel besser umgesetzt werden kann als durch eine einzelne Lehrkraft. Diese Lernangebote beginnen bereits bei Sprach-Apps oder Zeichenprogrammen, gehen aber bis hin zu Assistenten, die so gut wie jede Frage beantworten können. Je präziser die Aufgabenstellung, desto konkreter das Ergebnis.

Außerdem kann künstliche Intelligenz Erfahrungswerte sammeln und somit Schwierigkeiten und „Problemthemen“ von Lernenden identifizieren und darauf aufbauend gezielte Lernstrategien entwickeln. Schließlich ermöglicht textbasierte KI auch die Erstellung und Weiterentwicklung von Lehrmaterialien. Generell kann KI in vielen Berufen die Recherchezeit deutlich reduzieren.  

Ohne Frage birgt künstliche Intelligenz einige Risiken, die durch einen verantwortungsvollen Umgang, klare gesetzliche Richtlinien und entsprechender Programmierung weitestgehend vermieden werden sollten. Ein Missbrauch könnte gefährliche Auswirkungen bereithalten.

Felix Krassa, funky-Jugendreporter

CONTRA: Künstliche Intelligenz macht Fehler

Künstliche Intelligenzen haben eine entscheidende Schwäche: Sie machen Fehler. Antworten von ChatGPT kann man in der Regel nicht vertrauen, da der KI-basierte Chatbot Antworten auf dem Ähnlichkeitsprinzip oder auf Informationen aufbaut, die der Mensch einst ins Netz eingespeist hat. Auf ChatGPT verlassen sollte man sich bei den Hausaufgaben oder Uni-Vorträgen also nicht. Die Fehleranfälligkeit gilt zudem nicht nur für Texte, sondern auch für Bildmanipulation und Deepfakes. Das Gefährliche an manipuliertem Bild- oder Videomaterial, ebenso wie an KI-generierten Texten ist, dass sie nicht unbedingt als solche erkannt werden: Sie wirken täuschend echt. Selbst für Expertinnen und Experten wird es zunehmen schwieriger, KI-erstellte Inhalte zu identifizieren.

Darüber hinaus hat man herausgefunden, dass künstliche Intelligenz Stereotype und Klischees reproduziert: ChatGPT durchsucht in Sekundenschnelle frei zugängliche Daten im Internet, um Antworten auf die ihm gestellten Fragen zu liefern. Dabei greift die KI – ohne das reflektieren zu können – auf Informationen zurück, die zum Beispiel rassistisch sind oder Stereotype reproduzieren. Das Internet ist bekanntlich voll von unüberprüften Inhalten und persönlichen Meinungen. Bei den Antworten von ChatGPT kann die Quelle wiederum nicht unbedingt nachvollzogen werden. Eine solch unseriöse Quelle hat im Bildungssektor nichts verloren.

Ein weiteres Argument gegen KIs im Alltag von Schülerinnen, Schülern und Studierenden: Chatbots können gezielt Fake News – insbesondere in sozialen Medien – erstellen, wenn man sie damit trainiert. Sie werden also systematisch mit Falschaussagen und Unwahrheiten gefüttert. Gute Bildung sieht anders aus. So kann ChatGPT als einfaches Tool missbraucht werden, um Desinformation zu verbreiten und hat das Potenzial, eine ganze Gesellschaft zu manipulieren

Lena Enders, funky-Redakteurin

Wie bei vielen anderen Errungenschaften der Menschheit ist nicht die Erfindung oder Entdeckung selbst, sondern der Umgang damit entscheidend dafür, ob sie unsere Gesellschaft bereichern oder nicht. Das Missbrauchspotenzial ist zweifelsohne gegeben. Deshalb ist der springende Punkt am Ende nicht die KI an sich, sondern was wir Menschen aus ihr machen, wie wir sie einsetzen und, ob sich die Entwicklerinnen und Entwickler sowie auch die Politik ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und entsprechende Aufklärung und Regeln zugrunde legen.

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