Meinung

faircheckt: Weintrauben mit Risiken und Nebenwirkungen

Weintrauben an einer Rebe mit grünen Blättern
Weinreben in Südafrika werden häufig mit giftigen Pestiziden besprüht.

In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich unsere Redakteurin Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Dieses Mal hat sie den politischen Umgang mit Pestiziden in der Landwirtschaft unter die Lupe genommen.

Sonja Walke, funky-Jugendreporterin
Sonja_Walke

Es geht mal wieder um die Lebensmittel, die allzeitverfügbar in den Supermarktregalen auf uns warten. Im tiefsten Winter können wir Bananen und Weintrauben in unser Müsli mischen und ein leckeres Avocado-Brot verspeisen. Doch zu welchem Preis eigentlich?

Vor einem Monat war ich in Südafrika unterwegs, um mehr über den Anbau von Weintrauben zu lernen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Weintrauben, Traubensaft und Wein im Allgemeinen nicht als „problematisch“ angesehen – ganz im Gegensatz zu Avocados, für deren Konsum man auf Instagram bekanntlich gerne mal an den Pranger gestellt wird. Doch schon nach den ersten Tagen am Westkap wurde mir klar: Auch die Weintrauben in meinem Obstsalat können ziemlich viel ökologischen und gesundheitlichen Schaden anrichten.

Ein Grund dafür ist, dass die Weinreben häufig mit giftigen Pestiziden, also Schädlingsbekämpfungsmitteln, besprüht werden. Das Problem: Pestizide schaden meistens nicht nur den „Schädlingen“, sondern auch anderen Pflanzen, Tieren und sogar Menschen. Deshalb gelten in vielen Ländern strenge Vorschriften, die regeln, wie genau diese Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. In Südafrika hingegen ist nicht genau vorgeschrieben, wie lange die Arbeitenden nach dem Auftragen von Pestiziden warten müssen, bis sie wieder in den Weinbergen arbeiten können. Und so werden manche von ihnen, häufig die Frauen, innerhalb weniger Stunden nach dem Versprühen der Pestizide in die Weinberge zurückgeschickt. Und das, obwohl nicht selten die entsprechende Schutzkleidung fehlt. 

Welche Mittel genau verwendet werden, konnte mir vor Ort leider niemand sagen. Verschiedene Recherchen haben in den letzten Jahren aber immer wieder gezeigt, dass in Ländern wie Südafrika oft Pestizide verwendet werden, die zwar in Deutschland oder in der EU hergestellt werden, hier aber gar nicht eingesetzt werden dürfen. Ich frage mich, warum Pestizide, die auf deutschen Äckern nicht versprüht werden dürfen, in Südafrika dann doch verwendet werden können? Lagern wir auf diese Weise nicht wieder einmal die Risiken und Nebenwirkungen unseres Konsums aus und verdienen letztlich auch noch daran?

Um den Doppelstandards ein Ende zu bereiten, ist es unerlässlich, dass alle als hochgefährlich eingestuften Pestizide, die in der EU verboten sind, auch in Ländern wie Südafrika nicht mehr verwendet werden dürfen. Ein erster Schritt wäre zum Beispiel das Exportverbot, das die Bundesregierung letzten Herbst angekündigt hat. Es soll den Verkauf bestimmter Pestizide ins Ausland verbieten und betrifft diejenigen Mittel, die in der EU nicht zugelassen sind, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Ob das letztlich ausreicht, um die Gesundheit der Farmarbeiterinnen in Südafrika zu schützen? Ich kann es nur hoffen. Der Appetit auf Weintrauben ist mir bei meiner Recherche jedenfalls erstmal vergangen.

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