Meinung

Das Singledasein ist kein „Übergangsstatus“!

Ein Junge überquert einen Zebrastreifen
"Das Singledasein ist lediglich ein Übergang, der früher oder später in einer festen Partnerschaft endet."

Am 11. November war der Welt-Single-Tag. Was als chinesische Tradition begann, hat inzwischen auch in Deutschland Anklang gefunden. Seine Geburtsstunde erlebte der Tag 1993 an der Universität Nanjing. Die Wahl des Datums war dabei kein Zufall, denn die vier Einsen des 11.11. stehen symbolisch für die alleinstehende Person. Über die Jahre wurde der Tag zu einer rabattierten Online-Shopping-Möglichkeit, um die Verkaufszahlen teilnehmender Unternehmen in die Höhe zu jagen. Im Mittelpunkt soll jedoch weiterhin das Zelebrieren aller Singles stehen. Doch was bedeutet es eigentlich, heutzutage alleinstehend zu sein?

Hannah Kämpfer, funky-Jugendreporterin

Immer mehr Menschen entscheiden sich für das Single-Dasein. Nach einer Studie von ElitePartner ist jeder Dritte der 18 bis 65-jährigen Deutschen Single – also etwa 16,8 Millionen Menschen. Trotz der steigenden Zahlen wird Singlesein oftmals als eine Art „Übergangsstatus“ betrachtet. „Ich will mich erstmal selbst finden und dann einen Partner“ – das große Ziel der Selbstfindung ist letztendlich doch eine feste Partnerschaft. Ganz nach dem Motto: Für die richtige Person gibt man sein Singledasein natürlich auf!

Durch das digitale Zeitalter haben es Singles nicht unbedingt einfacher. Dating-Shows wie Bachelor, Princess Charming und Co. befeuern diese Suche nach der „richtigen“ Partnerschaft ebenso wie die zahlreichen Dating-Apps, die die Partnersuche im digitalen Zeitalter vereinfachen wollen. Darüber hinaus bekommt man auf Social-Media-Plattformen schnell den Eindruck, das Leben einiger User*innen sei perfekt: Der perfekte Beruf, der perfekte Körper, der perfekte Urlaub – und natürlich die perfekte Beziehung. In diesem Kontext rücken Influencer*innen ihre Partnerschaft in die Öffentlichkeit, was vielen das Gefühl gibt, es ihnen gleich tun zu müssen. Doch Achtung: Online werden primär die positiven Seiten einer Beziehung gezeigt und dienen somit nicht als Vergleichsquelle. Du solltest also nicht alles glauben, was du siehst, ob nun bei Instagram oder im Fernsehen. 

Auch die Frage nach dem Beziehungsstatus scheint von nicht aufhörendem Interesse zu sein: „Und, was macht die Liebe?“, „Hast du mittlerweile ein*e Freund*in?“. Oft gerät man in einen regelrechten Rechtfertigungsdrang. Entschuldige bitte, dass ich Single bin. Man sei „gerade“ Single oder „momentan“ nicht auf der Suche. Floskeln wie diese lassen abermals darauf schließen, das Singlesein sei doch aber wirklich nur übergangsweise. Dabei sollte es etwas ganz Normales und nicht weniger Erstrebenswertes sein, allein zu bleiben.

Denn Single zu sein heißt, die eigenen Freiheiten zu zelebrieren – Zeit, die man in eine Partnerschaft investieren würde, kann man für sich selbst nutzen. Die Selbstverwirklichung ist ein hohes Gut in der heutigen Gesellschaft. Menschen, die diese Priorität setzen, sind nicht unfähig zu lieben oder automatisch einsam, sondern haben eine eigene Vorstellung von ihrem Leben, die keines mitleidigen Blickes bedarf. Vielleicht sehen wir es einfach mal aus einem anderen Blickwinkel: Frauen sind nun nicht mehr finanziell von einem Partner abhängig, wie noch vor einigen Jahrzehnten. So müssen deutsche Singles nicht mehr aus gesellschaftlichen Gründen eine Partnerschaft eingehen. Zudem müssen potenzielle Partner*innen mehr zu bieten haben als bloß die finanzielle Absicherung. Vielmehr stehen die gemeinsame Weiterentwicklung und emotionale Unterstützung im Vordergrund. Singlesein ist folglich kein Schicksal, sondern eine bewusste Entscheidung, die man für sich selbst trifft – und damit weder besser noch schlechter als eine Partnerschaft. 

funky-instagram-banner

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.