Ein Handy auf dessen Bildschirm ein Herz zu sehen ist, liegt auf dem Boden.
Meinung

Swipe oder like? – Von der Schnelllebigkeit des Online-Datings

Liebe auf den ersten Swipe? Eher nicht. Singles mit Beziehungsabsichten verbuchen auf Online-Dating-Apps wie Tinder und Co. meist enttäuschende Resultate. Die Online-Dating-Welt scheint schnelllebig, unpersönlich und unverbindlich zu sein. Trotz des negativen Images sind Dating-Apps aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wie also kann man der Schnelllebigkeit des Online-Datings entkommen und Verbindlichkeit finden?

Lisa Rethmeier, funky-Jugendreporterin

Die moderne Welt ist schnell und hektisch. Da ist es kein Wunder, dass es auch beim Online-Dating rasant zugeht. Das Dating auf Tinder erscheint rastlos: Mit einem Klick ist die App installiert, ein einzelner Swipe nach links oder rechts entscheidet darüber, ob man einen Menschen kennenlernt – oder nicht. Wenn es dann „Match!“ heißt, kann sofort losgechattet und im besten Fall ein Treffen vereinbart werden. Allerdings wird auch hier schon aussortiert: Antwortet der oder die Chatpartner*in zu langsam, zu langweilig oder zu anzüglich, bedarf es nur eines Klicks und das Match wird wieder aufgelöst.

„Kommt noch jemand Besseres?“

Virtuell fällt es vielen leichter, den ersten Schritt zu machen. Wenn das nicht klappt, schreibt man eben dem oder der Nächsten. Die Auswahl an potentiellen Datepartner*innen ist riesig. Die Liebe scheint ständig verfügbar und quasi direkt um die Ecke zu sein. Logisch also, dass da andauernd die Frage im Kopf herumspukt: Kommt noch jemand Besseres? Vielleicht bin ich von dem oder der perfekten Partner*in ja nur noch einen Swipe entfernt?

„Quantität statt Qualität“ ist das grundlegende Problem des Datingverhaltens. Viele Nutzer*innen sammeln nur Matches, um ihr eigenes Selbstwertgefühl zu steigern. An einem Gespräch oder einem tatsächlichen Treffen sind sie gar nicht interessiert. Zudem sind gerade einmal etwas über die Hälfte der Tinder-Nutzer*innen tatsächlich Single. Tinder scheint eine Spielwiese der Unverbindlichkeiten und Seitensprünge zu sein. 

Von Warmhalten bis Ghosten

Viele Matches werden auch warmgehalten. Für den Fall, dass gerade niemand Besseres in Aussicht ist, wird sich mit einer Person aus der Warteschlange getroffen. Immer wieder werden unverbindliche Verbindungen eingegangen, aber nur so lange, bis jemand kommt, der oder die einem noch besser gefällt. Eine Übergangslösung mit Ablaufdatum. Häufig reicht es am Ende nicht einmal mehr für ein „Tschüss“, stattdessen wird die Person einfach geghosted. Das plötzliche Von-der-Bildfläche-Verschwinden scheint bei Tinder eine gängige Methode zu sein, einem klärenden Gespräch aus dem Weg zu gehen. 

Ein springender Punkt ist, dass durch Tinder viele Dates zustande kommen, die ohne die App wohl niemals stattgefunden hätten. Im echten Leben hätten man bei vielen Personen gleich gemerkt, dass es einfach nicht passt und sich gar nicht erst auf ein Date eingelassen. Ein kurzer Text in der Bio und ein paar Selfies ersetzen eben nicht den realen ersten Eindruck. Und leider steigt mit der Anzahl enttäuschender Dates auch der Frust. Willkommen im Social-Media-Dating! Wie um alles in der Welt soll man in diesem ganzen Wirrwarr denn nun eine*n feste*n Partner*in finden?

Es ist nicht alles schlecht 

Aber natürlich ist nicht alles am Online-Dating schlecht. Tinder und Co. machen es einem leicht, mit wenig Aufwand neue Menschen kennenzulernen, ohne überhaupt das Haus verlassen zu müssen. Perfekt also in Zeiten einer Pandemie oder für Leute, die wegen eines vollgepackten Alltags wenig Zeit haben, „draußen“ auf die Suche zu gehen. Immer wieder hört man von glücklichen Pärchen, die sich über eine App kennengelernt haben. Und auch, wenn es nicht gleich die große Liebe ist: Dates können schließlich trotzdem Spaß machen. Vielleicht entsteht sogar eine neue Freundschaft. 

Es kann also funktionieren, Dating-Apps zu benutzen, ohne ständig frustriert oder enttäuscht zu sein. Dabei kann es aber durchaus sinnvoll sein, sich vorher über einige Dinge klar zu werden. Wie kann man es also schaffen, der Schnelllebigkeit des Online-Datings zu entkommen, ohne ganz darauf verzichten zu müssen?

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Zeig dich so, wie du bist 

Überlege dir zuerst, welche Dating-App zu dir passt. Neben Tinder gibt es zum Beispiel auch Apps wie „Bumble“. Hier müssen Frauen den ersten Schritt machen. Im Profil geben die Nutzer*innen außerdem oft mehr über sich preis als bei Tinder, alles wirkt etwas persönlicher. 

Da kommen wir gleich zu einem weiteren wichtigen Punkt: Deinem Dating-Profil. Mache dort auf jeden Fall erkennbar, wonach du suchst und äußere deine Vorstellungen konkret und ehrlich. Verstecke dich nicht hinter Filtern, sondern zeige dich so, wie du bist. Wenn dein Profil authentisch ist und dich wirklich widerspiegelt, ist es viel einfacher, Leute zu finden, die zu dir passen. 

Qualität vor Quantität

Auch gilt: Qualität vor Quantität! Swipe nicht wahllos, sondern mit Bedacht. Benutze deine Dating-App bewusst und baue keinen Erwartungsdruck auf. Wichtig ist, den Spaß bei der Sache nicht zu verlieren. Wenn dir alles zu viel wird, leg dein Handy einfach weg und gönn dir mal eine Online-Dating-freie Woche.

Versuche nicht krampfhaft jemanden zu finden. Stundenlanges Swipen macht einen nur verrückt und unglücklich. Versuche stattdessen dein Dating-Leben zu entschleunigen und achtsamer zu gestalten. Schreibe nicht mit Leuten, nur weil du mit irgendjemandem schreiben möchtest, sondern höre auf dein Bauchgefühl. Wenn dir jemand nicht gefällt, dann verschwende nicht deine und die Zeit der anderen Person. 

Immer noch frustriert von der Suche?

Atme mal wieder durch und mache eine Dating-Pause. Beschäftige dich mit Dingen, die dir Spaß machen und tu dir selbst etwas Gutes. Konzentriere dich ganz alleine auf dich selbst und deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten kann nämlich ganz schön anstrengend sein. 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.