Von Yoga-Übungen und Hängematten: Eine Woche Surf-Camp an der australischen Ostküste

Der Surf-Camp an der australischen Küste.
Die Teilnehmenden des Surf-Camps wurden wir in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Trainingszeiten eingeteilt.
Leonie Wendt, funky-Jugendreporterin

Australien. Weiße Strände, klares Meer und 35 Grad im Schatten. Kurzum: ein Paradies für alle Surfer. Als ich dann aber im September 2018 in Sydney landete, sahen die Grundvoraussetzungen etwas anders aus. Mit gerade mal einem Kapuzenpullover im Gepäck wurde ich mit schattigen 18 Grad und Regen empfangen. Die Chance, den australischen Nationalsport auszuprobieren, wollte ich mir natürlich trotzdem nicht entgehen lassen. Über die Organisation, mit der ich mein „Work and Travel“-Abenteuer geplant hatte, konnte ich bereits drei Tage nach meiner Ankunft in ein Surf-Camp, zwei Stunden Busfahrt südlich der Metropole, aufbrechen.

Was mich erwartete: Ein überdachter Gemeinschaftsbereich mit langen Tischen und BBQ-Platz, umsäumt von kleinen Holzhütten, jeweils mit Veranda und Hängematte. Rechts ging es zu den Waschräumen, deren heiße Duschen ich an den kommenden Tagen dringend brauchen würde. Links ging es über eine Holzbrücke und durch einen kleinen Kiefernwald zu einem einsamen Strandabschnitt. Sieben Meilen flache Dünen, feiner Sand und hohe Wellen. Wettertechnisch zwar mehr Nordsee als Südpazifik, aber mit viel Tee und Kakao wirklich auszuhalten.

Direkt nach der Ankunft im Surf-Camp wurden wir in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Trainingszeiten eingeteilt. Die Zimmeraufteilung blieb uns selbst überlassen. Der Plan, internationale Bekanntschaften zu machen, scheiterte recht schnell – ich teilte mir für die nächsten sieben Tage eine Strandhütte mit fünf weiteren Deutschen.

Keine Stunde später steckten wir auch schon in dicken Neoprenanzügen und bekamen je nach Körpergröße Boards zugeteilt. Am Strand angekommen, folgte dann erstmal eine Vorstellungsrunde, bei der sich jede*r eine aufwärmende Dehnübung überlegen musste. Vor den ersten Trockenübungen bekamen wir das Wichtigste beigebracht, was ein Surfer wissen muss: die lässige Handbewegung mit dem dazu passenden Ruf, um anderen zu signalisieren, dass man die Welle gerade so richtig erfolgreich reitet. Dann bekamen wir die Grundtechnik gezeigt, die an Land eher an eine Yoga-Session erinnert. Ich konnte mir bei bestem Willen nicht vorstellen, wie das auf zwei Meter tiefem Wasser funktionieren soll.

Die erste Schwierigkeit zeigte sich darin, die nahende Welle überhaupt zu erwischen. Vom richtigen Aufstehen und auf dem Board bleiben ganz zu schweigen. Da waren die braungebrannten Surflehrer*innen mit ihrer lässigen Art und sämtlichen Profitricks auch nicht gerade hilfreich. Nach drei Stunden im Wasser habe ich dann jedoch nicht nur Zeit und Temperatur vergessen, sondern es tatsächlich gleich zwei Mal geschafft, mich mehr oder weniger lässig auf dem Board zu halten. Nach einer brühend heißen Dusche und meinem ersten australischen Barbecue-Abend schlief ich trotz Jetlag wie ein Baby.

Die darauffolgende Woche verbrachte ich mit zwei Trainingseinheiten pro Tag, langen Strandspaziergängen und Lagerfeuerabenden. Wenn die Sonne rauskam, lag ich während der Mittagspause in der Hängematte. Nach nur wenigen Tagen am anderen Ende der Welt fühlte ich mich tatsächlich schon angekommen. Das Surfen machte mit jeder Stunde mehr Spaß und war von immer mehr Erfolgserlebnissen gekrönt. Ich bekam ein Gespür dafür, welche Welle vielversprechend aussieht, und schaffe es zeitweise sogar, richtig Geschwindigkeit aufzunehmen. Die Coaches mussten schließlich kaum noch helfen, sondern surften neben uns her und hielten unsere Erfolge fest.

Am letzten Abend fiel es mir richtig schwer, mein Board wieder abzugeben und ein letztes Mal meinen Neoprenanzug in der alten Badewanne auszuwaschen. Es gab ein Abschiedslagerfeuer mit Fotoabend und am nächsten Morgen brachte uns der Bus zurück nach Sydney. Wenige Wochen nach dem Surf-Camp wurde das Wetter deutlich besser und ich surfte das nächste Mal auf eigene Faust in Byron Bay, an Heiligabend.

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