Meinung

„Kleo“ – die verrückte Killerin des Stasi-Sonderkommandos außer Kontrolle

Jella Haase als Kleo in der Netflix-Mini-Serie "Kleo".
Jella Haase als "Kleo", eine Stasi-Killerin, die sich blutrünstig rächt und dabei cool aussieht. Sie lässt sich von nichts und niemandem aufhalten.

In der neuen Action-Comedy-Serie geht eine ehemalige Stasi-Killerin auf Rachefeldzug. Auf ihrer Liste stehen alle hohen Tiere der Staatssicherheit, die die Protagonistin Kleo durch eine Verschwörung ins Gefängnis brachten. Nach ihrer Freilassung „liquidiert“ Kleo, gespielt von Jella Haase, innerhalb von acht Folgen sukzessive die Männer, die an ihrem Schicksal und einem staatsübergreifenden Komplott beteiligt waren.

Lena Enders, funky-Jugendreporterin

1989, die Mauer fällt und einer Wiedervereinigung Deutschlands steht nichts mehr im Wege. In diesem Zuge werden alle politischen Gefangenen der DDR freigelassen – auch Kleo Straub, ehemalige Auftragsmörderin der Abteilung XVIII der „Arbeitsgruppe des Ministeriums für Sonderfragen“. In ihren drei Jahren Haft verlor die schwangere Kleo ihr Kind. Wütend und blutrünstig will sie nun herausfinden, wer sie ins Gefängnis brachte – und vor allem weshalb.

Jella Haase als „Kleo“
Foto: Netflix

Beginnend mit ihrem Opa Otto, Generalmajor der Hauptverwaltung „Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit“, holt sich Kleo mal mehr, mal weniger gewaltvoll Informationen ein. Dafür kann es durchaus auch mal nach Mallorca oder Chile gehen. Bei ihrem Selbstjustiz-Feldzug ist sie spätestens nach ein paar Folgen nicht mehr alleine. Der Techno-Jünger Thilo wird zu ihrem Mitbewohner im großväterlichen Haus und eine skurrile Freundschaft entsteht. Auch der „Wessi“ Sven Petzold vom Berliner Betrugsdezernat mischt sich ein. Unbeeindruckt beobachten die beiden, wie Kleo summend Giftkuchen backt, Kleidung mit Sprengstoff ausstattet oder ihre Waffen putzt. Dabei steht fest: Die Bandbreite der Tötungsmethoden, die ihr die Stasi beibrachte, ist beträchtlich. Das ganze Szenario wird durch das Bühnenbild auf die Spitze getrieben: Die Blümchentapete rahmt einige Mordvorbereitungen.

Die wahnsinnige Frau

Während Kleo, ein Leben lang durch Stasi-Gedankengut indoktriniert, sich auf ihrem Weg der Vergeltung am Stasi-Apparat abarbeitet, bricht für sie nach und nach das sicher Geglaubte in sich zusammen. Die DDR gibt es nicht mehr – doch das ist für die meisten Ossis schwer zu begreifen und erst recht nicht akzeptabel. Eingefädelt in das Geschehen wird das Chaos der Wendezeit verdeutlicht: das anarchistische Berlin und der Wohnungsmarkt, hohe Stasi-Funktionäre, die ans große Geld wollen, und Behörden, die die Wiedervereinigung ignorieren.

Kleo schlüpft in unterschiedliche Kostüme, um sich unbemerkt ihren Feinden nähern zu können.

Die teilweile grotesken Gewaltakte sind das Mittel zum Zweck: Kleo ist getrieben vom Wunsch, Gerechtigkeit für sich herzustellen und einmal im Leben etwas nur für sich zu entscheiden. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hat sie lediglich Befehle ausgeführt und bedingungslos das Regime der DDR unterstützt. Ein Regime, das Kleos Mutter als „Verräterin“ an den Westen verlor, ihre Jugendliebe schmerzlich beendete und ihr ungeborenes Kind tötete. Trotz all der Grausamkeiten bleibt ihre sozialistische Überzeugung bis zum Schluss bestehen.

Unsere Meinung: Eine groteskte Stasi-Action-Komödie mit einer starken wütenden Frau, die sich selbst ermächtigt und sich von Männergeplänkel nicht aufhalten lässt. Die durch und durch verrückte Miniserie, bei der eine feministische Note mitschwingt, garantiert beste Unterhaltung.


Die acht Folgen der Miniserie „Kleo“ können auf Netflix gestreamt werden.

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