„Das mache ich mit links!“ – Anlässlich zum „Tag der Linkshänder“ am 13. August habe ich als Rechtshänderin versucht, einen Tag lang alles mit links zu machen. Zwiebeln schneiden, die Computer-Maus bedienen oder einfach nur am Handy swipen – banale Tätigkeiten des Alltags wurden zur unglaublichen Anstrengung.
Lena Enders, funky-Jugendreporterin
Die Mehrheit der Menschen gehört zu den Rechtshänder*innen. Lange war jedoch unklar, wie die genaue Verteilung zwischen Links- und Rechtshänder*innen aussieht. Aus der bisher größten Untersuchung zu diesem Thema ging nun hervor, dass 10,6 Prozent der Menschen weltweit linkshändisch sind. Entgegen weit verbreiteter Annahmen, ist das Gehirn von Linkshänder*innen nicht spiegelbildlich aufgebaut, sondern lediglich die Hirnaktivität in den beiden Hirnhälften, den Hemisphären, ist anders.
Umerziehung der Händigkeit
Da in unserer Gesellschaft Rechtshändigkeit als Norm gilt, wurde lange versucht, Linkshänder*innen bereits im Kindesalter umzuschulen und ihnen damit zum „Normalzustand“ zu verhelfen. Doch eine Umschulung stellt einen starken Eingriff ins menschliche Gehirn dar. Konkret bedeutet das, dass die dominante Hemisphäre aktionsbehindert oder gehemmt wird und die andere Gehirnhälfte mehr Aufgaben übernehmen muss. Dadurch kommt es zu Überlastungen und Störungen: Es kommt zu einer Art Kurzschluss und zu Übertragungsblockierungen vom Gehirn zu den physischen Bewegungen. Die Umerziehung hat natürlich viel weitreichendere Folgen, die bis hin zu Konzentrationsdefiziten und psychischen Problemen reichen.
Um zu verstehen, was es bedeutet, in einer rechtshändisch dominierten Welt zurechtzukommen, probiere ich mich einen Tag lang als Linkshänderin aus.
Jede kleinste Bewegung des Alltags geht so automatisiert vonstatten, dass es mir sehr schwer fällt, die Linkshändigkeit zu beherzigen.
Mein Linkshänderinnen-Tag
Als ich morgens aufwache, greife ich nach meinem Handy – intuitiv mit der rechten Hand – und fange an, zu klicken und zu scrollen. Plötzlich fällt mir der Selbstversuch ein, schnell tausche ich das Handy in die andere Hand, nach ein paar Minuten wird es mir bereits zu anstrengend und ich lege das Handy beiseite. Von nun an muss ich mich kontinuierlich daran erinnern, alle Dinge mit links zu machen. Jede kleinste Bewegung des Alltags geht so automatisiert vonstatten, dass es mir sehr schwer fällt, die Linkshändigkeit zu beherzigen.
Die Zubereitung von Mahlzeiten, angefangen mit dem Frühstück, ist eine große Herausforderung. Mit der linken Hand ein Messer benutzen? Eine ganz schön schneidige Angelegenheit! Als ich die Schere benutzen will, um eine Verpackung zu öffnen, fällt mir auf, dass sie nur für Rechtshänder*innen gemacht ist, eine spezielle Linkshänder-Schere habe ich nicht. Als ich von einem Spaziergang nach Hause komme, bemerke ich zum ersten Mal, dass sich Treppen meistens rechts herum winden, damit sich die rechte Hand am Geländer festhalten kann.
Mir wird allmählich bewusst, dass fast alles in unserer Welt für Rechtshänder*innen konzipiert ist!
Im Laufe des Tages merke ich, wie unglaublich anstrengend jede weitere Aktivität ist. Die Computer-Maus mit links zu steuern und die richtige Taste zu drücken nimmt meine volle Konzentration in Anspruch. Zum Glück muss ich nicht viel händisch schreiben, doch die wenigen Notizen, die ich mit meiner linken Hand zu Papier bringe, sind krakelig und kaum lesbar. Hin und wieder schreibe ich sogar einen Buchstaben spiegelverkehrt. Irgendwann reißt mein Geduldsfaden und ich entscheide mich dazu, einfach nicht mehr so viel zu erledigen, um mir Mühe zu sparen. Ich lege mich ins Bett und fange an zu lesen. Ich will eine Seite umschlagen, als mir auffällt, dass sogar Bücher für Rechtshänder*innen gemacht sind: Die rechte Hand schlägt die Seite um. Mir wird allmählich bewusst, dass fast alles in unserer Welt für Rechtshänder*innen konzipiert ist!
„Tag der Linkshänder“ Fazit
Am Ende des Tages bin ich total platt. Es ist weniger eine körperliche Erschöpfung als vielmehr eine mentale. Alle noch so kleinen physischen Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert, das in meinem Fall nun mal auf rechts trainiert ist. Denkmuster, Alltagsgegenstände, Formen und Infrastruktur – all das ist auf rechts gemünzt.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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Die Mehrheit der Menschen gehört zu den Rechtshänder*innen. Lange war jedoch unklar, wie die genaue Verteilung zwischen Links- und Rechtshänder*innen aussieht. Aus der bisher größten Untersuchung zu diesem Thema ging nun hervor, dass 10,6 Prozent der Menschen weltweit linkshändisch sind. Entgegen weit verbreiteter Annahmen, ist das Gehirn von Linkshänder*innen nicht spiegelbildlich aufgebaut, sondern lediglich die Hirnaktivität in den beiden Hirnhälften, den Hemisphären, ist anders.
Umerziehung der Händigkeit
Da in unserer Gesellschaft Rechtshändigkeit als Norm gilt, wurde lange versucht, Linkshänder*innen bereits im Kindesalter umzuschulen und ihnen damit zum „Normalzustand“ zu verhelfen. Doch eine Umschulung stellt einen starken Eingriff ins menschliche Gehirn dar. Konkret bedeutet das, dass die dominante Hemisphäre aktionsbehindert oder gehemmt wird und die andere Gehirnhälfte mehr Aufgaben übernehmen muss. Dadurch kommt es zu Überlastungen und Störungen: Es kommt zu einer Art Kurzschluss und zu Übertragungsblockierungen vom Gehirn zu den physischen Bewegungen. Die Umerziehung hat natürlich viel weitreichendere Folgen, die bis hin zu Konzentrationsdefiziten und psychischen Problemen reichen.
Um zu verstehen, was es bedeutet, in einer rechtshändisch dominierten Welt zurechtzukommen, probiere ich mich einen Tag lang als Linkshänderin aus.
Mein Linkshänderinnen-Tag
Als ich morgens aufwache, greife ich nach meinem Handy – intuitiv mit der rechten Hand – und fange an, zu klicken und zu scrollen. Plötzlich fällt mir der Selbstversuch ein, schnell tausche ich das Handy in die andere Hand, nach ein paar Minuten wird es mir bereits zu anstrengend und ich lege das Handy beiseite. Von nun an muss ich mich kontinuierlich daran erinnern, alle Dinge mit links zu machen. Jede kleinste Bewegung des Alltags geht so automatisiert vonstatten, dass es mir sehr schwer fällt, die Linkshändigkeit zu beherzigen.
Die Zubereitung von Mahlzeiten, angefangen mit dem Frühstück, ist eine große Herausforderung. Mit der linken Hand ein Messer benutzen? Eine ganz schön schneidige Angelegenheit! Als ich die Schere benutzen will, um eine Verpackung zu öffnen, fällt mir auf, dass sie nur für Rechtshänder*innen gemacht ist, eine spezielle Linkshänder-Schere habe ich nicht. Als ich von einem Spaziergang nach Hause komme, bemerke ich zum ersten Mal, dass sich Treppen meistens rechts herum winden, damit sich die rechte Hand am Geländer festhalten kann.
Im Laufe des Tages merke ich, wie unglaublich anstrengend jede weitere Aktivität ist. Die Computer-Maus mit links zu steuern und die richtige Taste zu drücken nimmt meine volle Konzentration in Anspruch. Zum Glück muss ich nicht viel händisch schreiben, doch die wenigen Notizen, die ich mit meiner linken Hand zu Papier bringe, sind krakelig und kaum lesbar. Hin und wieder schreibe ich sogar einen Buchstaben spiegelverkehrt. Irgendwann reißt mein Geduldsfaden und ich entscheide mich dazu, einfach nicht mehr so viel zu erledigen, um mir Mühe zu sparen. Ich lege mich ins Bett und fange an zu lesen. Ich will eine Seite umschlagen, als mir auffällt, dass sogar Bücher für Rechtshänder*innen gemacht sind: Die rechte Hand schlägt die Seite um. Mir wird allmählich bewusst, dass fast alles in unserer Welt für Rechtshänder*innen konzipiert ist!
„Tag der Linkshänder“ Fazit
Am Ende des Tages bin ich total platt. Es ist weniger eine körperliche Erschöpfung als vielmehr eine mentale. Alle noch so kleinen physischen Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert, das in meinem Fall nun mal auf rechts trainiert ist. Denkmuster, Alltagsgegenstände, Formen und Infrastruktur – all das ist auf rechts gemünzt.
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