Meinung

Warum es nicht schlimm ist, mit 16 nicht zu wissen, was man wirklich will

Zukunftspläne
Mal schauen, wohin mich die Zukunft führt: So zu denken ist keinesfalls verwerflich.
Conrad will sich noch nicht festlegen müssen, wie seine Zukunft genau aussehen soll. Er belässt es bei vagen Plänen – und lebt gut damit.

Von Conrad Bornemann, funky-Jugendreporter NRW

Ich bin Schüler auf einem Gymnasium in NRW und mache im nächsten Schuljahr mein Abitur. Die Frage, die ich mir nun stellen muss, lautet: Was will ich wirklich? Tausende Schülerinnen und Schüler stellen sich vor ihrem Abschluss dieselbe Frage. Doch sie zu beantworten wird bei 19.559 Studiengängen und unzähligen Ausbildungsberufen in Deutschland immer schwieriger.

Wenn ich als meinen Berufswunsch „irgendwas mit Journalismus und Fotografie“ nenne und an meinem genauen Bereich immer so lange festhalte wie die letzten SPD-Vorsitzenden an ihrem Amt, wird das häufig belächelt. Nur was erwarten die Leute? Haben die etwa schon mal einen Neurochirurgen getroffen, der mit 16 bereits genau wusste, dass er diesen Beruf gerne ausüben möchte? Vielleicht, weil er in seiner Freizeit gerne die Wirbelsäulen seiner Freunde operiert hat und das als Beruf eine super Sache wäre. Klar klingt das lächerlich, aber genau so fühle ich mich in diesen Situationen.

Daraus folgte für mich, dass ich mir angewöhnt habe zu sagen, dass mich mein Weg schon irgendwo hinbringen wird und das dann auch genau das sein wird, was ich zu diesem Zeitpunkt wollen werde. Das ist absolut nicht lustlos oder demotivierend, wenn man das mit maximalem Engagement und vollem Einsatz für seine Träume verbindet. Schließlich kann ich jetzt noch nicht genau planen, wo ich in zehn Jahren sein möchte. Diese Erwartungshaltung finde ich anstrengend. Ich kann mein Leben nicht durchplanen. Wie soll ich das auch? Ich muss irgendwo anfangen!

Ich muss irgendwo das erste Puzzleteil hinlegen und von dort beginnen. Der einzige Unterschied zu einem normalen Puzzle ist, dass ich die Teile noch selber bemalen muss. Das Bild wird am Ende klar sein und niemand wird mehr sehen, in welcher Reihenfolge ich die Teile bemalt habe. Ich kann sie sogar umdrehen und neu anfangen. Nur muss ich halt erst mal anfangen.

Ein bisschen vorausschauend muss ich auch sein, damit die Teile hinterher alle noch zusammenpassen, aber ansonsten muss ich jetzt an mein erstes großes Teil, die Schule, anknüpfen. Dazu muss ich Dinge ausprobieren. Also werde ich mir jetzt einen Studiengang suchen, den ich interessant finde, und schauen, wie ich reinkomme. Dann werde ich anfangen, an meinem großen neuen Abschnitt des Puzzles zu arbeiten. Ich bin gespannt, wohin er mich tragen wird.

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„Selber Erleben und das Erlebte aufschreiben!“ Ich liebe das Schreiben und das Fotografieren. Mit Fotos kann man unglaubliche Momente visuell festhalten und mit dem Schreiben kann man Witziges, Faszinierendes, Trauriges, Lehrendes und vieles mehr vermitteln. Es ist eine spezielle Art sich auszudrücken. Häufig denkt man über das, was man sagt nur kurz nach, aber wenn man schreibt, sind es wohl gewählte Worte und alles hat einen Sinn.