Meinung

Probier‘s mal: Die eigenen Actionfiguren mit ChatGPT kreieren!

Bei der Erstellung der Actionfiguren kann man sich leicht im Selbstoptimierungswahn verlieren.
Bei der Erstellung der Actionfiguren kann man sich leicht im Selbstoptimierungswahn verlieren.
Jule Noike, funky-Jugendreporterin

Eine Woche lang ehrlich sein, keinen Plastikmüll produzieren oder auf Instagram verzichten? In dieser Rubrik versucht sich die Jugendredaktion an spannenden Selbstexperimenten.

Seit einigen Wochen fluten Bilder von KI generierten Actionfiguren meinen Instagram-Feed. Begeisterte Influencer und Influencerinnen erklären, wie sie mithilfe von ChatGPT eine puppenartige Version von sich selbst in der charakteristischen Plastikpackung kreiert haben.

Die Vorgehensweise ist simpel. Mit einem Account bei ChatGPT kann jeder und jede die Bildergenerierung der KI nutzen. Hierzu muss man lediglich ein scharfes Bild von sich selbst einfügen. Dazu schreibt man einen „Prompt“, also eine Anleitung, wie die Figur aussehen soll, und gibt an, welcher Hintergrund gewünscht wird und welche Gegenstände dem „Starter-Pack“ beiliegen sollen.

Neugierig geworden habe ich mich entschlossen, den Trend selbst auszuprobieren. Ein passendes Bild war schnell gefunden und statt des Prompts habe ich einfach einen Screenshot einer fertigen Actionfigur von einer Influencerin eingefügt und ChatGPT gebeten, meine Figur nach dieser Vorlage zu erstellen. Als ergänzende Gegenstände wählte ich eine Sonnenbrille, ein Buch und eine Handtasche. Dann hieß es einige Minuten warten, denn das Generierendauert länger, als man es von den üblichen Suchanfragen von ChatGPT gewohnt ist. Das erste Ergebnis hat mich ziemlich zum Lachen gebracht. Die gewünschten blonden Haare hat ChatGPT als dunkles Braun interpretiert und mein Schmuck war golden, obwohl ich ausschließlich Silberschmuck trage. Außerdem hatte sich zweimal die gleiche Handtasche ins Bild geschlichen.

Mir ist schnell klar geworden, dass es bei den Anweisungen auf Genauigkeit ankommt. Im zweiten Versuch habe ich mich um noch mehr Präzision in den Formulierungen bemüht – und tatsächlich sah das Ergebnis meiner Vorstellung schon sehr viel ähnlicher als sein Vorgänger. Der Tipp, den ich unter vielen Beiträgen gelesen habe, stimmt also: Um das optimale Ergebnis zu erzielen, sind mehrere Durchgänge und ein bisschen Experimentierfreudigkeit erforderlich.

Jedoch hat Instagram mir verschwiegen, dass dem Spaß nach drei generierten Bildern ein Ende gesetzt ist – zumindest bei der kostenlosen ChatGPT-Version. Als ich die letzten Änderungen vornehmen wollte, erschien der Hinweis „Limit erreicht“ auf dem Bildschirm und erklärte mir, dass ich erst in einem Tag wieder ein neues Bild generieren könnte.

Na ja, so bleibt immerhin genug Zeit, um darüber nachzudenken, was man vielleicht noch verbessern möchte. Und während ich eine imaginäre Liste an Optimierungen erstellte, erwischte ich mich bei dem Gedanken: „Die Beine könnten noch etwas schlanker sein.“ Unterbewusst habe ich mich in einem Selbstoptimierungswahn verloren, der jeden noch so kleinen Makel an meiner Figur ausradieren wollte. Wie bei einer stereotypischen Barbiefigur ging es plötzlich nicht mehr darum, mich selbst darzustellen, sondern eine möglichst perfekte Wunschversion meiner selbst abzubilden.

Mit dieser neuen Erkenntnis habe ich meine Figur erneut betrachtet und festgestellt, dass sie vielleicht noch nicht ganz perfekt ist, aber mich genau deswegen ziemlich treffend abbildet.

Ich habe meine Optimierungsliste also gestrichen und die fertige Figur an meine Freundinnen geschickt, die sofort begeistert ihre eigenen Actionfiguren kreierten. Besonders schön sind auch „Starter Packs“, in denen du gemeinsam mit Freunden und Freundinnen, deiner Familie oder deinem Haustier abgebildet wirst. Wie so viele Social Media Trends kann auch dieser gesellschaftliche Schönheitsideale transportieren. Wenn man die Erfahrung dieses Selbstversuchs aber im Hinterkopf behält, ist das Kreieren der eigenen Actionfigur aber vor allem richtig lustig. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.