5 funky facts

Fünf skurrile Bräuche aus Deutschland

In Deutschland gibt es viele skurrile Bräuche: Was haben Socken mit dem 25. Geburtstag zu tun?
In Deutschland gibt es viele skurrile Bräuche: Was haben Socken mit dem 25. Geburtstag zu tun?

Celina Otto, funky-Jugendreporterin

Deutschland ist auf der ganzen Welt für seine traditionellen Feste und Bräuche bekannt. Doch neben dem berühmten Oktoberfest und den gemütlichen Weihnachtsmärkten gibt es auch weniger bekannte, aber umso skurrilere Traditionen. Sie sorgen nicht selten für Verwunderung, Gelächter oder Kopfschütteln: Warum wird die Geburt eines Mädchens in Oberbayern mit Blechdosen gefeiert? Und warum wickelt man in Thüringen einen Menschen in 50 Kilo Stroh ein? Dieser Artikel stellt fünf der merkwürdigsten deutschen Bräuche vor.

1. Der nordwestdeutsche „Sockenkranz“

Du bist männlich, 25 geworden und „noch immer“ nicht verheiratet? Happy Birthday – in einigen Regionen Nordwestdeutschlands wird dir das von der gesamten Nachbarschaft unter die Nase gerieben! Um dir die Botschaft, dass du langsam eine „alte Socke“ bist, unmissverständlich klarzumachen, wird ein sogenannter „Sockenkranz“, eine lange Girlande aus alten Socken, gut sichtbar an der Haustür aufgehängt. Doch auch ledige junge Frauen bleiben von der Tradition nicht verschont: Statt Socken bekommen sie einen „Schachtelkranz“ und werden damit ironisch als „alte Schachtel“ tituliert. Die Aktion wird gewöhnlich vom Genuss rauer Mengen Alkohol begleitet; der ganze Freundeskreis und die Nachbarn kommen zusammen. Während viele den Brauch als lustige Tradition feiern, empfinden ihn andere als überholt. Im 21. Jahrhundert sollte selbstverständlich auf niemanden, der mit 25 nicht verheiratet ist, Druck ausgeübt werden.

2. Die oberbayerische „Bixnmacherei“

Der Brauch wird in Oberbayern vielerorts gepflegt.
Foto: Privat

In Teilen Oberbayerns gibt es einen kuriosen Brauch zur Geburt eines Kindes. Der Ausdruck „Bixn“ ist im oberbayerischen Dialekt eine abwertende Bezeichnung für ein Mädchen, ähnlich wie „Lump“ für einen ungezogenen Jungen. Passend dazu zeigt ein Schild mit der Aufschrift „Bixnmacherei“ an, dass eine Tochter geboren wurde. Das Schild wird mit leeren Blechdosen geschmückt und der Vater erhält den scherzhaften Titel „Bixnmacher“. Im Falle der Geburt eines Jungen spricht man hingegen von einer „Lumpenmacherei“ sowie einem „Lumpenmacher“ und dekoriert das Elternhaus mit alten Stofffetzen. Obwohl der Brauch aufgrund der damit verbundenen Reduzierung auf das Geschlecht des Kindes zunehmend kritisch betrachtet wird, pflegen ihn junge Eltern im ländlichen Oberbayern noch heute mit Begeisterung.

3. Ein Maibaum als Liebesbeweis

Statt mit roten Rosen beweist man im Rheinland seine Liebe gleich mit einem ganzen Baum. In der Nacht zum 1. Mai stellen verliebte Männer ihrer Auserwählten eine kleine Birke vor die Tür, die mit bunten Bändern und Herzen geschmückt ist. Der Baum muss dann genau einen Monat stehenbleiben – sonst gilt dies als Zurückweisung. Vermutlich geht die Tradition auf germanische Rituale zurück. Doch aufgepasst: Im Schaltjahr wird der Spieß umgedreht und die Frauen sind an der Reihe, ihren Liebsten mit einem dekorierten Baum zu überraschen.

4. Feminismus im Karneval

Am Donnerstag vor Aschermittwoch ist Weiberfastnacht und an diesem Tag übernehmen vielerorts Frauen das Kommando. Diesen Umstand bekommen insbesondere die Krawatten der Männer zu spüren, denn sie werden von Frauen abgeschnitten, um den Männern so symbolisch die Macht zu entziehen. Als kleine Wiedergutmachung gibt es oft ein sogenanntes „Bützchen“ – ein Küsschen auf die Wange. Die Tradition hat ihren Ursprung im Mittelalter, als Frauen in allen Lebensbereichen unter männlicher Kontrolle standen. Heute ist das Krawattenkürzen in vielen Regionen ein fester Bestandteil der Weiberfastnacht. Doch Obacht: Nicht jeder Mann findet den Brauch lustig. Das Abschneiden der Krawatte ohne Zustimmung kann durchaus als Eigentumsverletzung gewertet werden.

5. Bären in Mitteldeutschland

In einigen deutschen Gemeinden gibt es einen ganz besonders aufwendigen Brauch: den „Strohbären“. Hierzu wird ein mutiger Freiwilliger in stundenlanger Arbeit von Kopf bis Fuß in Stroh eingewickelt, bis er aussieht wie ein riesiger Bär. Das fertige Kostüm wiegt bis zu 50 Kilo. Dann wird der „Strohbär“ an einer Eisenkette von einem „Bärentreiber“ durch das Dorf geführt. Abschließend folgt oftmals die feierliche Verbrennung der Verkleidung. Diese uralte Tradition ist heute noch in Teilen Hessens, Thüringens und Südwestdeutschlands verbreitet. Oftmals wird angenommen, dass der Brauch der Vertreibung des Winters dient, doch dafür gibt es keine historischen Belege.

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