Meinung

Soziale Kompetenz statt Kurvendiskussionen

Schule
Lernt man in der Schule denn wirklich nur unnütze Mathe-Formeln und Gedichtsanalysen?
Larissa Menne, funky-Jugendreporterin

„In der Schule lernt man nichts fürs Leben.“ Diesen Satz kennt nahezu jede:r – ob von Eltern und Großeltern vorgepredigt oder nach der Schulzeit selbst vertreten. Doch diese Phrase stimmt nicht immer, denn in der Schule lernt man vieles, das für das zukünftige Leben wichtig ist. Das fängt beim Pausenbrot an und endet bei der Gedichtanalyse und umfasst viele Kleinigkeiten, die einem häufig erst nach dem Schulabschluss so richtig bewusst werden.

„Wollen wir tauschen, Pausenbrot gegen Müsliriegel?“ Dieser Satz beschreibt eine der wichtigsten Lehren, die wir aus der Schule mitnehmen. Durch den Tausch oder das Teilen des Pausenbrotes wird zu Beginn der Schulzeit ganz unabhängig von den Unterrichtsinhalten die soziale Kompetenz der Schüler:innen gefördert. Wenn die Kinder und Jugendlichen dann auch noch lernen, dass manche aus religiösen, gesundheitlichen oder ethischen Gründen etwas anderes essen, wird nebenbei auch noch Toleranz vermittelt. Auch wenn es in fast allen Schulen auch zu Streitigkeiten und Mobbing kommt, halten beim Überreden der Lehrer:innen, noch einmal keine Hausaufgaben aufzugeben, dann doch wieder alle zusammen. Das Verhältnis zu den Mitschüler:innen endet beim Abschluss dann entweder damit, dass man Freund:innen fürs Leben gefunden hat, oder mit der Gewissheit, die Mitschüler:innen niemals wiedersehen zu müssen.

Und dann ist da auch noch die berühmt-berüchtigte Gedichtanalyse. Manche lieben sie, manche hassen sie. Und auch wenn die wenigsten nach ihrem Schulabschluss noch einmal ein Gedicht analysiert haben, half die Interpretation von „John Maynard“ oder „Der Handschuh“ irgendwie doch dabei, die eigenen Stärken und Schwächen herauszufinden. So entdeckten die zukünftigen Germanistik-Studierenden vielleicht ihre Leidenschaft für Sprache und Literatur, während die technisch-naturwissenschaftlich Begeisterten dem Ticken der Uhr lauschten und kaum erwarten konnten, die Lektürehilfen gegen Taschenrechner und Mathebuch einzutauschen.

So endete irgendwann auch die letzte Deutschstunde und sie lehrte uns, dass man im Leben auch Dinge machen muss, die einem keinen Spaß machen. Dennoch lohnt es sich, nicht aufzugeben und sich auf das zu konzentrieren, was einem Spaß macht – auch wenn das bei einigen Schüler:innen das Zählen der Tage bis zum nächsten Wochenende, den Ferien oder dem Ende der Schulzeit ist.

Wenn dann nach fünf – oft quälend langen – Schultagen endlich das Wochenende vor der Tür stand, lohnte es sich, die in der Schule erlernte Disziplin, Motivation und Selbständigkeit anzuwenden. Denn wer die Hausaufgaben direkt am Freitagnachmittag machte, hatte ein freies Wochenende und konnte die Zeit für alles nutzen, was man in der Schule nicht machen konnte oder durfte.

Und auch wenn viele Schulabsolvent:innen nicht wissen, was sie nach der Schule machen wollen, können erste Berufserfahrungen durch Praktika in der Schulzeit dabei helfen, herauszufinden, was man (nicht) machen möchte. Auch wenn es in der Berufsorientierung an Schulen noch viel Verbesserungsmöglichkeiten gibt, hat der erste „Berufserkundungstag“ am Arbeitsplatz der Eltern oder das Sozialpraktikum im vorletzten Schuljahr doch einigen dabei geholfen, wenigstens eine Inspiration für die Zukunft zu gewinnen. Sei es die Erkenntnis, dass man doch nicht in die Fußstapfen der Eltern treten möchte oder niemals im Büro arbeiten zu wollen.

So lernt man in der Schule zwar nicht alles, was fürs Leben wichtig ist. Worauf man beispielsweise bei einem Mietvertrag achten muss oder wie man die erste Steuererklärung macht, vermute ich bis heute nur. Aber man lernt doch einiges. Und am Ende sind es ja sowieso nicht die Vektorenrechnung oder die Sachtextanalyse, sondern die Gespräche mit Mitschüler:innen und Lehrer:innen sowie die sozialen Kompetenzen, die wir aus der Schule mitnehmen und die unseren Charakter für das weitere Leben prägen.

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