Meinung

faircheckt: Warum Radfahren in Großstädten nervt – und wie wir das ändern können

Frau auf Fahrrad
Fahrradfahren in Großstädten kann zu einer echten Herausforderung werden.

In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

Sonja Walke, funky-Jugendreporterin

Im Oktober hat mein Studium an der Uni Hamburg begonnen. Doch während ich in meiner Heimatstadt Münster den Weg zur Schule, später dann zur Uni, zum Supermarkt oder zu Freundinnen grundsätzlich mit dem Fahrrad zurückgelegt habe, bin ich hier noch kein einziges Mal mit dem Rad zur Uni gefahren.

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Zuerst dachte ich, das liegt an der Strecke: Etwa 45 Minuten würde ich für einen Weg brauchen. Mit der U-Bahn brauche ich aber genau so lange, wenn man die Wege zur Haltestelle mit berechnet. Und auch in Münster habe ich regelmäßig solche Strecken mit dem Rad zurückgelegt – zumindest tagsüber. Am Wetter kann es auch nicht liegen, denn das ist in beiden Städten ähnlich mies. Wo also liegt der Unterschied?

Ich glaube: Münster ist so gebaut, das Radfahren auf vielen Strecken einfach die bequemste Art ist, sich fortzubewegen. Die meisten Busse fahren nicht so häufig und in der Innenstadt kann man mit dem Auto nicht gut parken. Dafür kann man rund um die Innenstadt auf der von Bäumen gesäumten Promenade gemütlich Fahrrad fahren. Inzwischen wurden außerdem viele Straßen zu Fahrradstraßen umfunktioniert.

Auch Hamburg arbeitet seit Jahren daran, die Stadt fahrradfreundlicher zu machen. Da wären prestigeträchtige Projekte wie der „Jungfernstieg der Zukunft“, aber auch die „Velorouten“, die das Radfahren im Alltag erleichtern sollen. Und trotzdem ist Hamburg in Sachen Fahrradfreundlichkeit, wenn ihr mich fragt, noch weit entfernt von Städten wie Kopenhagen oder Münster.

In der Vergangenheit haben wir viele Städte für Autos und nicht für Menschen gebaut, und nun müssen wir viel Geld ausgeben, um das wieder rückgängig zu machen. Dass dieser Umbau jedoch dringend notwendig ist, wird vor allem deutlich, wenn man sich die Klimabilanz anschaut. Denn der Verkehrssektor ist für etwa ein Fünftel der Treibhausgasemissionen verantwortlich und hat in der Vergangenheit wiederholt zur Verfehlung der Klimaziele beigetragen.

All die Autos nun einfach durch Elektroautos zu ersetzen, ist bestimmt nicht die Lösung. Denn erstens zeigen Studien, dass solche Einsparungen in der Vergangenheit von einem immer weiter steigenden Verkehrsaufwand wieder aufgefressen wurden. Und zweitens ist es nicht nur gesünder, sondern macht auch zufriedener, wenn man sich an der frischen Luft bewegt.

Doch damit das Fahrrad zum Verkehrsmittel Nummer eins wird, braucht es noch viel mehr Radwege – nicht nur in Hamburg, sondern in allen deutschen Großstädten. Und die müssen möglichst breit, autofrei, gut ausgeschildert, im Dunkeln beleuchtet und im Winter schnell von Schnee befreit sein!

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