Anna Ingerberg, funky-Jugendreporterin
Was wir konsumieren, wird tagtäglich zum Thema, egal ob im Freundeskreis, auf der Arbeit oder weil wir uns selbst Gedanken darüber machen. In Zeiten von Klima- und Energiekrise, Massentierhaltung und der Ausbeutung von teilweise minderjährigen Menschen in Fabriken von Fast-Fashion Marken, müssen wir uns fragen, inwieweit wir mit unserem Kauf unterstützen möchten, was große Unternehmen produzieren – meist unter unmenschlichen Bedingungen und mit negativen Auswirkungen auf das Klima.
Die Anforderungen an Unternehmen werden zwar scheinbar immer komplexer und das Sortiment in den Supermarktregalen immer vielfältiger, zumindest in Deutschland. Doch das ändert nicht grundlegend etwas an dem, was hinter der Produktion, Vermarktung und dem Verkauf der Konsumgüter steht: eine soziale Marktwirtschaft, die durch neo- und ordoliberales Handeln geprägt ist. Das bedeutet: Nicht die Konsument:innen und die Umwelt, sondern das Wirtschaftswachstum und die Interessen der Unternehmen stehen im Vordergrund.
Aber liegt es wirklich an uns Verbraucher:innen, unseren Konsum zu hinterfragen, oder müsste es nicht von vornerein ein anderes Angebot geben, bei dem wir uns nicht jedes Mal in einen moralischen Konflikt – oder sogar Widerspruch – begeben? Ich erwische mich selbst immer wieder dabei, die Folgen meines Konsums kritisch zu hinterfragen. Das ist auch erstmal nichts Schlechtes. Dennoch halte ich es im Großen und Ganzen für falsch, zu kritisieren, wenn das, was angeboten, auch konsumiert wird.
Ein wichtiger Punkt, weswegen ich Konsumkritik für nicht richtig halte, ist soziale Ungleichheit. Die Soziologin Louise Warwick-Booth definiert soziale Ungleichheit als Unterschied in den Bereichen Einkommen, Ressourcen, Macht und Status innerhalb und zwischen Gesellschaften. Solche Ungleichheiten werden laut Warwick-Booth von Personen in mächtigen Positionen über Institutionen und soziale Prozesse aufrechterhalten. Unterschiedliches Einkommen bedeutet auch, unterschiedliche Möglichkeiten zur Lebensmittelbeschaffung, zur Freizeitgestaltung und zum Wohnen zu haben. Die Frage nach moralischem und nachhaltigem Konsum ist hauptsächlich relevant für westliche und reiche Gesellschaften. Einkommensschwache Menschen hingegen können am wenigsten an ihrem Konsum ändern, da nachhaltigere Produkte meist teurer sind. Sie tragen aber tendenziell am wenigsten zum Klimawandel bei. Sobald diese Menschen für ihren Konsum kritisiert werden, entstehen klassistische Machtgefälle.
Neben sozialer Ungleichheit ist das Klima ein weiterer Aspekt, wegen dem Konsumkritik nicht zielführend ist. Die Dringlichkeit der Krise macht es einerseits naiv und andererseits fatal, dem Konsumenten die scheinbare Macht über das Angebot auf dem Markt und somit die Verantwortung für ein Problem zu geben, was über Ländergrenzen hinaus geht. Die Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen werden grob überschätzt.
Konsumkritik trifft das falsche Ende der Gesellschaft. Die Kritik muss da anfangen, wo Unternehmen ihre Produktionen ins Ausland verlagern, weil es dort billige Arbeitskräfte gibt. Die Kritik muss da anfangen, wo die oberen 1 Prozent und große Unternehmen trotz ihres erheblichen Beitrags zur Klimakrise noch immer nicht fair besteuert werden. Die Kritik muss oben anfangen, nicht unten bei normal- oder geringverdienenden Bürger:innnen.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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Die Anforderungen an Unternehmen werden zwar scheinbar immer komplexer und das Sortiment in den Supermarktregalen immer vielfältiger, zumindest in Deutschland. Doch das ändert nicht grundlegend etwas an dem, was hinter der Produktion, Vermarktung und dem Verkauf der Konsumgüter steht: eine soziale Marktwirtschaft, die durch neo- und ordoliberales Handeln geprägt ist. Das bedeutet: Nicht die Konsument:innen und die Umwelt, sondern das Wirtschaftswachstum und die Interessen der Unternehmen stehen im Vordergrund.
Aber liegt es wirklich an uns Verbraucher:innen, unseren Konsum zu hinterfragen, oder müsste es nicht von vornerein ein anderes Angebot geben, bei dem wir uns nicht jedes Mal in einen moralischen Konflikt – oder sogar Widerspruch – begeben? Ich erwische mich selbst immer wieder dabei, die Folgen meines Konsums kritisch zu hinterfragen. Das ist auch erstmal nichts Schlechtes. Dennoch halte ich es im Großen und Ganzen für falsch, zu kritisieren, wenn das, was angeboten, auch konsumiert wird.
Ein wichtiger Punkt, weswegen ich Konsumkritik für nicht richtig halte, ist soziale Ungleichheit. Die Soziologin Louise Warwick-Booth definiert soziale Ungleichheit als Unterschied in den Bereichen Einkommen, Ressourcen, Macht und Status innerhalb und zwischen Gesellschaften. Solche Ungleichheiten werden laut Warwick-Booth von Personen in mächtigen Positionen über Institutionen und soziale Prozesse aufrechterhalten. Unterschiedliches Einkommen bedeutet auch, unterschiedliche Möglichkeiten zur Lebensmittelbeschaffung, zur Freizeitgestaltung und zum Wohnen zu haben. Die Frage nach moralischem und nachhaltigem Konsum ist hauptsächlich relevant für westliche und reiche Gesellschaften. Einkommensschwache Menschen hingegen können am wenigsten an ihrem Konsum ändern, da nachhaltigere Produkte meist teurer sind. Sie tragen aber tendenziell am wenigsten zum Klimawandel bei. Sobald diese Menschen für ihren Konsum kritisiert werden, entstehen klassistische Machtgefälle.
Neben sozialer Ungleichheit ist das Klima ein weiterer Aspekt, wegen dem Konsumkritik nicht zielführend ist. Die Dringlichkeit der Krise macht es einerseits naiv und andererseits fatal, dem Konsumenten die scheinbare Macht über das Angebot auf dem Markt und somit die Verantwortung für ein Problem zu geben, was über Ländergrenzen hinaus geht. Die Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen werden grob überschätzt.
Konsumkritik trifft das falsche Ende der Gesellschaft. Die Kritik muss da anfangen, wo Unternehmen ihre Produktionen ins Ausland verlagern, weil es dort billige Arbeitskräfte gibt. Die Kritik muss da anfangen, wo die oberen 1 Prozent und große Unternehmen trotz ihres erheblichen Beitrags zur Klimakrise noch immer nicht fair besteuert werden. Die Kritik muss oben anfangen, nicht unten bei normal- oder geringverdienenden Bürger:innnen.
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