Meinung

Muss immer alles brandneu sein? Laut Studie sind Ältere in Sachen Konsum klimabewusster als Jüngere

Frau beim Second Hand Shopping

Studie besagt: Junge Menschen sind weniger klimabewusst als Ältere. Diese Dinge müssen sich deshalb verändern
Von Kristina Vasilevskaja, funky-Jugendreporterin

Wenn es darum geht, möglichst nachhaltig und umweltbewusst zu leben, scheint momentan vor allem die junge Generation den Ton anzugeben. So hat die „Fridays for Future“-Bewegung eindrücklich gezeigt, dass es in erster Linie Schülerinnen und Schüler sind, die auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam machen, ein Umdenken in der Politik fordern und zu ökologischeren Lebensentwürfen aufrufen.

Eine Studie des Klimainstituts Wuppertal zeichnet nun jedoch ein anderes Bild. In der Umfrage, die in Zusammenarbeit mit „ebay Kleinanzeigen“ entstand, untersuchten die Wissenschaftler, wie umweltbewusst und nachhaltig wir uns beim Einkaufen verhalten. Das Ergebnis: Junge Menschen achten deutlich weniger auf Nachhaltigkeit dessen, was ins Körbchen wandert, als die älteren Generationen. Überraschend, wenn man bedenkt, dass sich viele junge Leute für die Umsetzung der Klimaziele engagieren, weniger Fleisch essen und sich mit anderen vernetzen, um gemeinsam Lösungen gegen Plastikverschmutzung, Einwegkonsum und Fast-Fashion zu finden.

Wie kann es sein, dass gerade für viele junge Menschen Umweltbewusstsein keine so große Rolle zu spielen scheint, obwohl der Klimawandel und seine Folgen fortwährend in der Schule thematisiert werden? Offenbar gibt es neben all den jungen Leuten, die ihren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich halten wollen und dafür sogar demonstrieren gehen, auch solche, die weder das Interesse noch die Absicht haben, ihr Leben nach etwas anderem auszurichten als den eigenen Bedürfnissen.

Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen achtet laut Studie beim Einkaufen nicht darauf, Ressourcen zu schonen. Mitunter könnte dies natürlich daran liegen, dass viele junge Menschen noch kein hohes Einkommen haben und deshalb bei der Nahrungsbeschaffung andere Prioritäten setzen müssen. Ein Fünftel der jungen Menschen gab jedoch auch an, immer die neuesten Produkte besitzen zu wollen. Und dieser Gedanke ist zum Teil sogar nachvollziehbar. Die Werbung und Social Media leben es schließlich vor: „Lebe so krass, wie du kannst! Lebe so, als gäbe es kein Morgen mehr! Kaufe dir die neuesten Produkte!“

Dabei gibt es mit Portalen wie „ebay Kleinanzeigen“ oder Kleiderkreisel bereits zahlreiche Möglichkeiten, zwar nicht immer die neuesten, dafür aber außergewöhnliche Dinge zu kaufen. Ein großer Pluspunkt bei Second Hand ist außerdem, dass die Umwelt und Ressourcen geschont werden. Besonders junge Leute haben bei ihrer ersten eigenen Wohnung häufig kein Geld für teure, neue Möbel oder greifen aus Geschmacksgründen zu Second Hand. Und da braucht man ein bisschen Glück: Wer schnell ist, kann einzigartige Dinge abstauben. Auch ein Blick in den eigenen Keller kann sich lohnen. Rund 1300 Euro in Form von materiellen Dingen liegen im Durchschnitt in einem deutschen Haushalt unbenutzt herum. Das ist doppelt schade, wenn man bedenkt, dass jemand anderes sich vielleicht genau über diese Dinge freuen würde.

Second Hand ist also keineswegs immer schlechter und neu bedeutet nicht automatisch besser, selbst wenn das noch in vielen Köpfen als Vorurteil abgespeichert sein mag. Auch die Industrie ist allerdings immer noch darauf ausgelegt, dass man ständig neue Dinge kauft und konsumiert. Diese Studie könnte deshalb ein Wachrütteln für all jene sein, die sich noch nicht mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck beschäftigt haben.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.