Meinung

Grenzen setzen: Bis hierhin und nicht weiter! 

Frau streckt ihren Arm und Handfläche raus.
Grenzen setzen im Alltag kann schwer sein und muss gelernt werden.

Grenzen sind wichtig, um die eigene Autonomie zu stärken und sich selbst und anderen Klarheit zu verschaffen. Gerade in der Pubertät und den ersten Jahren des Erwachsenenlebens ist der Weg dahin wichtig: Nur wer seine eigenen Grenzen kennt, kann sich auch mal dahinter zurückziehen. Die funky-Jugendredaktion berichtet, wo sie in alltäglichen Situationen Grenzen setzt – oder daran arbeitet, es in Zukunft zu tun. 

„Meine Eltern müssen meine Freunde nicht mögen“

Jeder Mensch hat sein eigenes Leben und findet seine eigenen Freundinnen und Freunde. Das musste meine Familie erst einmal verstehen. Mir persönlich ist es wichtig, zwischen meiner Familie und meinen Freunden Grenzen zu ziehen. Meine Eltern zum Beispiel müssen meine Freunde nicht mögen und andersherum. Es ist natürlich sehr schön, wenn das der Fall ist. Aber mir ist es wichtiger, dass die Beziehungen zwischen meinen Freundinnen, Freunden und meiner Familie nicht meine Beziehung zu den jeweiligen Personen beeinflusst. Dadurch habe ich mehr Freiraum, bin unabhängiger und es ist unkomplizierter. Und es verleiht mir auch eine gewisse Kontrolle.  

Freundinnen und Freunde sind für mich eine selbst zusammengestellte „Familie“. Ich entscheide mich aktiv dazu, mit ihnen befreundet zu sein. Bei meiner „echten“ Familie hingegen ist das biologisch einfach gegeben. Meine Geschwister und Eltern habe ich mir nicht selber ausgesucht, trotzdem habe ich sie lieb und ich weiß, sie werden immer für mich da sein. Meine selbstgewählte Familie liebe ich auch, sie hingegen können kommen und gehen, da sie nur emotional mit mir verbunden sind. 

Für mich sind das zwei verschiedene Arten der „Familie“, in denen ich auch verschiedene Rollen einnehme. Selbstverständlich kann ich meine Freundinnen und Freunde bei Eltern-Problemen um Rat fragen, doch ich versuche, das zu vermeiden. Wenn ich Stress in der „einen“ Familie habe, muss sich das nicht auch noch auf die „andere“ auswirken. Außerdem geht es sie nichts an und sie können sowieso nichts daran ändern.
Wichtig ist es mir, zu wissen, wo ich selbst stehe und dass es mir selbst überlassen ist, zu entscheiden, wo ich in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen Grenzen setzen möchte.  

Ricarda Holzapfel, funky-Jugendreporterin

„Meine Grenzen als Frau werden von Männern oft nicht respektiert“

Wenn Menschen über ihre Grenzen im Alltag sprechen, muss ich für mich persönlich sofort an Situationen mit Männern denken. Sei es auf der Straße, im Club oder in den eigenen vier Wänden – meine Grenzen als Frau werden von Männern oft genug nicht respektiert, da ein Einfaches ,,Nein“ schnell ignoriert wird. Nur weil ich ein freizügiges Outfit trage, heißt es nicht, dass ich angebaggert werden möchte. Nur weil ich freundlich und aufgeschlossen bin, heißt es nicht, dass alles zu mir gesagt und alles mit mir gemacht werden darf. Es fängt beim Cat Calling auf der Straße an, geht mit dem unerlaubten Anfassen im Klub weiter und hört beim Überreden zu gewissen Dingen zu Hause auf. 

Daher versuche ich meine Grenzen immer wieder neu zu kommunizieren und mich nicht zu Dingen überreden zu lassen, die ich nicht möchte. Ich stehe für mich ein, bin selbstbewusst und lasse jeden spüren, dass ein „Nein“ auch Nein bedeutet.

Greta Papenbrock, funky-Jugendreporterin

„Im Freundeskreis ist es schwer, Grenzen zu setzen“

Grenzen setzen – das ist für mich ein schwieriges Thema. Ich habe erst spät gelernt, was das bedeutet und wie schwer es mir fällt. Anfangs hatte ich solche Schwierigkeiten, „nein“ zu allem möglichen zu sagen, sodass ich mich regelmäßig komplett übernommen habe, was in der Folge auch gesundheitliche Auswirkungen hatte. Ich realisierte, dass es gar nicht möglich ist, die Erwartungen anderer immer zu erfüllen. Außerdem wurde mir klar, dass ich oft viel mehr versprach, als ich halten konnte und somit auch manche Menschen enttäuschte. Last-Minute-Absagen meinerseits waren das Ergebnis – und sind es teilweise immer noch. Gleichzeitig spielen im Privatleben irrationale Ängste wie Fomo (Fear of missing out) eine große Rolle.

Zu meiner Verwunderung waren Freunde, Kommilitonen und Arbeitskollegen jedoch überhaupt nicht enttäuscht, als ich begann, auch mal „Nein“ zur Party am Wochenende oder einem Projekt zu sagen. Im Gegenteil, die meisten waren froh über die offene und ehrliche Kommunikation. Heute gelingt es mir in der Uni und im Job ganz gut, meine Grenzen zu wahrzunehmen und aufzuzeigen. Im Privatleben und insbesondere im Freundeskreis ist das jedoch nach wie vor ein größeres Problem. 

Gleichzeitig bedeutet Grenzen setzen auch, sich nicht alles gefallen zu lassen. Auch auf dieser Ebene habe ich eine Entwicklung durchlaufen. Besonders, wenn man – wie ich – so erzogen wurde, immer höflich zu sein und sich korrekt zu verhalten, ist das gar nicht so einfach. Deshalb ist mein Fazit: Grenzen selbst setzen ist wichtig, denn andere tun es nicht für dich!

Felix Krassa, funky-Jugendreporter

„Ich will ein paar Stunden für mich haben“

Privatsphäre ist etwas, das allen Jugendlichen und Teenagern am Herzen liegt. Denn wer kennt es nicht: Nach einem langen und stressigen Schultag will man einfach nur abschalten und entspannen. Und dann nerven die Eltern mit Haushalts-To-Dos und den Schularbeiten. Doch wo setzt man eigentlich eine Grenze? Klar, aus dem Familienleben kann man sich nicht einfach herausziehen. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht freuen darf, wenn man die Wohnung mal für sich hat.

Damit das harmonische Zusammenleben gelingt, haben ich und meine Eltern einige Regeln zum Thema Privatsphäre festgelegt. Diese halten wir so weit wie es geht im Alltag ein. Grundlegend ist das Einzige, was ich will: Nach dem Abendessen einige Stunden für mich alleine zu haben. In diesem freien Zeitraum erledige ich Schularbeiten und pflege soziale Kontakte. Jedoch bin ich nicht der Einzige, der Regeln aufgestellt hat. Meiner Mutter ist es beispielsweise wichtig, dass niemand – wirklich niemand – sie anspricht oder stört, wenn sie im Arbeitsstress ist. 

Nima Braune, funky-Jugendreporterin
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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.