Meinung

Was bringt die Zukunft?

Eine Glaskugel vor dem Sonnenuntergang
Der Blick in die Zukunft ist ungewisser als je zuvor.

Mit dieser Frage hat wohl der eine oder die andere das Jahr 2023 eingeläutet. Vielleicht hast du pünktlich um Mitternacht, das Sektglas noch in der Hand, entschieden, dass es nun wirklich Zeit für den beruflichen Neustart ist. Vielleicht haben gute Vorsätze dich dazu gebracht, gleich am ersten Januar eine Runde um den Block zu joggen. Denn die nahe Zukunft hat einen entscheidenden Vorteil: Sie kann mitgestaltet werden. Deutlich machtloser blickt man in fernere Zeiten: Wie wird das Leben in zehn, 30 oder 50 Jahren aussehen? Die Jugendredaktion nutzt das neue Jahr, um den Blick nach vorne zu wagen und sich den Ängsten zu stellen, die eine von Krisen gezeichnete Lebensrealität mit sich bringt.

Lebensbereich: Krieg

Niemals gab es so viele Kriege wie in dem letzten Jahrhundert. Und niemals waren sie gefährlicher. Mit jedem Stück, das sich die Menschheit weiterentwickelt, entwickelt sich auch ihre Fähigkeit weiter, Dinge zu zerstören. Und ich weiß nicht, ob sie erkennen wird, wann es genug ist. Wir haben zu oft vergessen, dass man erst weiß, wie jemand mit Macht umgeht, wenn er diese Macht erlangt hat. Und ich habe Angst davor, was geschieht, wenn wir weiterhin die schwerwiegende Bedeutung dieser Dinge vergessen. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem wir vergessen, dass die Bomben, die wir besitzen, die Hälfte der Weltbevölkerung auslöschen können. Ich habe Angst vor dem Moment, in dem wir vergessen, was ein einzelnes Leben bedeutet. Denn ich glaube, dann lässt sich die Zerstörung nicht mehr aufhalten. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem wir unser eigenes Ende einläuten, ohne es zu bemerken. Und ich habe Angst, dass dieser Tag vielleicht sogar schon jetzt begonnen hat. Marley Ebelt, funky-Jugendreporterin

Lebensbereich: Inflation

Der im vergangenen Jahr ausgebrochene Krieg in der Ukraine hat uns alle in einen Schockzustand versetzt. Auch hier in Deutschland machen sich die Auswirkungen des Krieges bemerkbar. Die hohe Belastung des internationalen Handels lässt unter anderem die Lebensmittel- und Energiepreise in die Höhe schnellen – und wir sind noch nicht am Ende angelangt. Ich persönlich habe vor allem Angst, dass ich die hohen Energie- und Lebensmittelkosten nicht mehr finanzieren kann. Wir können für unser Geld weniger kaufen und der Wert des Geldes und die Kaufkraft sinken. Der Staat versucht durch das sogenannte Entlastungspaket punktuell zu unterstützen. Doch funktioniert das wirklich? Das wird sich erst herausstellen. Bei einer langanhaltenden hohen Inflation setzt sich im schlimmsten Fall die Lohn-Preis-Spirale in Gang, die durch die Forderung nach mehr Lohn ausgelöst werden kann. Das bedeutet, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Gehalt bekommen und die Unternehmen  versuchen, die steigenden Produktionskosten mit erhöhten Preisen für Waren und Dienstleistungen auszugleichen. Es macht mir Angst, dass ich als einfache Verbraucherin so wenig dagegen tun kann. Ich verändere mein Konsumverhalten und versuche im alltäglichen Leben Geld einzusparen. Gar nicht so einfach, da eh nicht viel da ist. Ich habe starken Respekt vor den Folgen der aktuellen Lage und davor, was noch auf uns zukommen könnte. Luisa Flaitz, Funky-Jugendreporterin

Lebensbereich: Freiheit

Freiheit ist ein gigantischer Begriff. Wo fangen Freiheiten an und wo beginnen Zwänge? Etwa die eingebildeten, aber auch realen Erwartungshaltungen anderer an uns oder die, die die Gesellschaft an uns heranträgt. Sie können unsere persönliche Freiheit einschränken. Zudem kann die persönliche Freiheit, die wir uns nehmen, negative Auswirkungen auf die Freiheiten anderer haben. Zeitlebens werden wir uns also immer wieder an ihr stoßen, reiben und Entscheidungen treffen müssen, denn Freiheiten und ihre Grenzen prallen unentwegt aufeinander.

Das Grundgerüst, um Freiheiten auch persönlich auszuleben, könnte in Deutschland nicht besser sein. Wir leben in einem der höchstentwickelten Länder der Welt mit einer Gesellschaft, die auf Demokratie und Menschenrechten fußt. Und trotzdem ist nicht alles perfekt. Es gilt die gewonnenen Freiheiten zu hinterfragen und das nicht Vorhandensein dieser anderswo zu kritisieren. Es ist unsere Freiheit, die Freiheit für andere einzufordern und auf Entwicklungen, die vorhandene Freiheiten beschränken wollen, aufmerksam zu machen.

Der Appell der Freiheit ist, sich nicht auf ihr auszuruhen, sondern sie zu mehren, um die Dinge besser zu machen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller Generationen für die Zukünftigen. Vieles gilt es zu verbessern und wir haben die Freiheit, das zu bewerkstelligen.

Zuvor braucht es jedoch ein Bewusstsein dafür, dass Freiheiten weder selbstverständlich noch natürlich sind, sondern menschengemacht. Diese Erkenntnis ist bedeutsam. Denn die Quintessenz ist keine negative: Es liegt in Menschenhand, Freiheiten zu pflegen und sie zu verteidigen. Für mehr Freiheit, um die eigene Freiheit bewusster genießen und wertschätzen zu können. Hagen Brandt, funky-Jugendreporter

Lebensbereich: Klima

Die Medien sind voll von ausgetrockneten Seen und dürren Feldern. Obwohl der Klimawandel immer schneller voranschreitet, hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Wir wissen, dass es ernst um unsere Erde steht und damit auch um uns, aber noch immer passiert viel zu wenig. Die CO2-Emissionen steigen stetig und eine politische Lösung ist noch lange nicht in Sicht.

Was die Klimakrise anrichten kann, haben wir erst im Sommer 2021 erfahren müssen, als weite Teile von NRW und Rheinland-Pfalz überschwemmt wurden. Im vergangenen Jahr hat die Hitze wieder einen neuen Rekord erreicht, die Felder sind staubtrocken und der Regen bleibt aus. Das alles passiert nicht mehr weit entfernt, sondern direkt vor unserer Haustür.

In mir löst das nicht nur Angst, sondern auch Wut aus. Warum macht die Politik so wenig? Wo wird das hinführen? Wenn wir nicht von heute auf morgen unser profitorientiertes System ändern, werden die Sommer immer heißer und die Böden immer trockener. Gewässer werden im Handumdrehen austrocknen und Wasser wird zur Mangelware, bis Kriege geführt werden. Viele Regionen der Erde werden mit der Zeit unbewohnbar sein, Tierarten für immer verschwinden und das Ökosystem völlig zusammenbrechen, sodass auch das (Zusammen)leben für uns Menschen immer schwieriger wird. Das ist den meisten Menschen bewusst, aber warum handeln wir nicht? Es ist unsere Zukunft! Annika Derichs, funky-Jugendreporterin

Lebensbereich: Gesundheit

Die Corona-Pandemie hat einen tiefen Einschnitt in das Leben, das wir kannten, hinterlassen. Mit ihr hat sich alles verändert und zum ersten Mal wurde deutlich, dass wir Menschen keine sichere Zukunft mehr haben – zumindest nicht so, wie wir es annahmen. Diese Unberechenbarkeit ist angsteinflößend. Sie ist der Vorbote einer Welt, die man bisher nur aus Katastrophenfilmen kannte. Ängste und große Fragen sind aufgetaucht: Wie wird die Gesellschaft in Zukunft mit Pandemien umgehen? Wie stabil ist das Gesundheitssystem wirklich – und wie gerecht ist es? Werden Hygiene-Maßnahmen immer weiter polarisieren und spalten?

Nach Prognosen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden wir zukünftig immer wieder mit Epidemien und Pandemien konfrontiert werden, was bedeuten würde, dass wir auch in Zukunft mit Social Distancing und weniger Großveranstaltungen leben müssen: Konzerte, Freund*innen treffen oder Familienfeste werden nicht mehr selbstverständlich sein. Möglicherweise werden wir uns an die Einsamkeit gewöhnen müssen. Wird ärztliche Versorgung in 30 Jahren allen gleichermaßen zur Verfügung stehen? Oder wird es regelmäßig zu Einbrüchen des Gesundheitssystems kommen? Dann muss abgewogen werden, welches Menschenleben gerettet werden kann. Besonders fürchte ich mich vor einer gespaltenen Gesellschaft, für die Solidarität ein Fremdwort ist und die keine Rücksicht auf die Schwächsten nimmt. Lena Enders, funky-Redakteurin

Themenbereich:  Die Unsicherheit der Zukunft

Wachsende Unsicherheit bestimmt unseren Alltag. Zwar ist die Zukunft stets ungewiss, doch mittlerweile mehr denn je. Zahllose Krisen sind der Grund. Eine Krise wird rasend schnell durch die nächste abgelöst, besser gesagt ergänzt. Nach Sicherheit in anderen Bereichen zu streben scheint für mich die einzige Ausgleichsmöglichkeit zu sein, diese Summe an Unwägbarkeiten zu ertragen. So verleitet die Inflation dazu, sich so schnell wie möglich eine sichere Einkommensquelle suchen zu wollen. Und um sein Leben unter den kommenden Umständen sicher finanzieren zu können, muss man gefühlt so früh wie möglich erfolgreich sein.

Gleichzeitig verdeutlichte die Corona-Pandemie, dass die Normalität unseres Lebens, wie wir es kennen, schnell vorbei sein kann. Möglichkeiten, die vorher selbstverständlich waren, sind es schlagartig nicht mehr. Was bringt unser „Morgen“? Es scheint so, als müsse man so früh wie möglich Prioritäten setzen. So früh wie möglich wissen, worauf man hinauswill, um nach den Kategorien „wichtig“ und „überflüssig“ auszusortieren.

Die Unsicherheit unserer Zukunft macht mir zu schaffen. Welche menschenfeindlichen Politiker*innen werden noch an die Macht kommen? Reichen die Konsequenzen, die ich zugunsten eines besseren Lebens in der Zukunft ziehe, überhaupt aus, wenn ich das Gefühl habe, immer den Krisen hinterherzuhinken? Wie kann ich eine Gegenwart genießen, die so viele Möglichkeiten bietet, wenn die Zukunft sie jederzeit zunichte machen kann? Von genießen kann nicht die Rede sein. Aus der Angst, etwas zu verpassen, entsteht ein regelrechter Zwang. Nach dem Motto: Wenn ich einige Erfahrungen heute nicht mache, werden sie morgen vielleicht nicht mehr möglich sein. Die sogenannte „FOMO“ in unserer Generation, also die Angst, etwas zu verpassen, ist für mich eine Folge der vielen Unsicherheiten, die unseren Alltag beherrschen. Hannah Kämpfer, funky-Jugendreporterin

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.