Kürzlich ist die Queen ist gestorben, was für eine große mediale Aufmerksamkeit sorgte. In den sozialen Netzwerken werden die Regentin und das britische Königshaus für die Verantwortung im kolonialen System kritisiert. In den klassischen Medien hingegen wird hauptsächlich über das Privatleben der Queen und Trauerrituale der Königsfamilie berichtet. Direkte Kritik wird nur selten geäußert. Ist die Berichterstattung jeweils zu einseitig?
Alene Paulina Schnell, funky-Jugendreporterin
Als monarchisches Oberhaupt hat die Queen 70 Jahre lang die Welt geprägt viele Ereignisse begleitet. Ihr symbolischer Wert als Wahrzeichen Großbritanniens legitimiert die Berichterstattung über ihr Leben und zahlreiche Zeremonien. Gerade in unruhigen Zeiten war ihre Präsenz für viele Menschen eine beruhigende Konstante, beispielsweise schenkte sie mit ihrer Rede in der Corona-Pandemie vielen Menschen Zuversicht. Zudem ist ihre Lebensgeschichte bemerkenswert: Sie wurde in jungen Jahren unerwartet Königin. Plötzlich waren die junge Frau lange Reden vor vielen Menschen und Gespräche mit Staatsoberhäuptern an der Tagesordnung.
Jedoch hat die Queen in ihren Lebzeiten auch moralische Fehltritte zu verzeichnen: So wurde die koloniale Vergangenheit Englands von ihr kaum thematisiert, geschweige denn kritisiert. Stattdessen ließ sie sich auf Auslandsreisen in ehemalige Kolonien als gutwillige Königin feiern. Viele Bürgerinnen und Bürger dieser Länder hätten sich von der Repräsentantin Großbritanniens zumindest eine symbolische Entschuldigung für die im Auftrag der englischen Krone ausgeübten Gewaltverbrechen gewünscht. Zudem ereigneten sich zu Beginn ihrer Amtszeit noch letzte Kolonialverbrechen.
„Royal News“ ohne Kritik
Doch es waren nicht die Berichte über das Leben der Queen, die in den vergangenen Wochen die Medienlandschaft dominierten. Vielmehr sind es Berichte über das, was nach ihrem Tod geschah: Artikel über die Krönung von Charles, lange Trauerzüge und Neuigkeiten aus der Familie Windsor nehmen die Titelseiten deutscher Zeitungen ein. Sicherlich profitieren die Medien von den „Royal News“, die sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen. Für viele Menschen bieten sie schließlich in den sonst so beunruhigenden Nachrichten Inseln der Erholung.
Dennoch rechtfertigt das Bedürfnis nach weniger katastrophalen Nachrichten nicht die einseitige Berichterstattung in den Printmedien. Dadurch, dass das Königshaus verherrlicht wird, werden gleichzeitig die Taten der britischen Krone negiert. Und dazu zählt schließlich nichts Geringeres als Menschenrechtsverletzungen, beispielsweise während der kenianischen Widerstandsbewegung, bei der 1,5 Millionen Menschen in Konzentrationslager deportiert wurden. Auch zu erwähnen sind Kolonialräube in Millionenhöhe, die ebenfalls kaum in den Medien auftauchen. Insbesondere Menschen, die in den sozialen Medien nicht aktiv sind, können sich kein differenziertes Bild über die Amtszeit der Queen bilden.
Vor diesem Hintergrund sollte Deutschland die Stimme für ehemalige Kolonien erheben. Eine kritikbelastete Institution darf nicht für Unterhaltungszwecke verharmlost werden. Ist die aktuelle Berichterstattung angebracht für Medien, von denen wir eine informative und ungeschönte Berichterstattung erwarten? Wohl kaum.
Keine Frage: Diese Diskussion hätte natürlich bereits vor dem Tod der Queen geführt werden müssen. Aber da das Königshaus durch den Tod von Elisabeth II. im Moment so medial präsent ist, wäre Kritik an dieser Stelle eben besonders wirksam. Es sollte neben der Berichterstattung über posthume Zeremonien gleichermaßen über die Schattenseiten der britischen Krone berichtet werden. Außerdem sollten die Medien das Königshaus nicht so stark kommerzialisieren, sondern im Sinne ihrer Bildungsaufgabe mehr über die Institution aufklären. Dabei sollten die kritischen Taten der Queen trotz aller Bewunderung nicht ausgelassen werden. Eine reine Glorifizierung der Institution ist keine moralisch vertretbare Alternative zur kritischen Berichterstattung.
Kürzlich ist die Queen ist gestorben, was für eine große mediale Aufmerksamkeit sorgte. In den sozialen Netzwerken werden die Regentin und das britische Königshaus für die Verantwortung im kolonialen System kritisiert. In den klassischen Medien hingegen wird hauptsächlich über das Privatleben der Queen und Trauerrituale der Königsfamilie berichtet. Direkte Kritik wird nur selten geäußert. Ist die Berichterstattung jeweils zu einseitig?
Als monarchisches Oberhaupt hat die Queen 70 Jahre lang die Welt geprägt viele Ereignisse begleitet. Ihr symbolischer Wert als Wahrzeichen Großbritanniens legitimiert die Berichterstattung über ihr Leben und zahlreiche Zeremonien. Gerade in unruhigen Zeiten war ihre Präsenz für viele Menschen eine beruhigende Konstante, beispielsweise schenkte sie mit ihrer Rede in der Corona-Pandemie vielen Menschen Zuversicht. Zudem ist ihre Lebensgeschichte bemerkenswert: Sie wurde in jungen Jahren unerwartet Königin. Plötzlich waren die junge Frau lange Reden vor vielen Menschen und Gespräche mit Staatsoberhäuptern an der Tagesordnung.
Jedoch hat die Queen in ihren Lebzeiten auch moralische Fehltritte zu verzeichnen: So wurde die koloniale Vergangenheit Englands von ihr kaum thematisiert, geschweige denn kritisiert. Stattdessen ließ sie sich auf Auslandsreisen in ehemalige Kolonien als gutwillige Königin feiern. Viele Bürgerinnen und Bürger dieser Länder hätten sich von der Repräsentantin Großbritanniens zumindest eine symbolische Entschuldigung für die im Auftrag der englischen Krone ausgeübten Gewaltverbrechen gewünscht. Zudem ereigneten sich zu Beginn ihrer Amtszeit noch letzte Kolonialverbrechen.
„Royal News“ ohne Kritik
Doch es waren nicht die Berichte über das Leben der Queen, die in den vergangenen Wochen die Medienlandschaft dominierten. Vielmehr sind es Berichte über das, was nach ihrem Tod geschah: Artikel über die Krönung von Charles, lange Trauerzüge und Neuigkeiten aus der Familie Windsor nehmen die Titelseiten deutscher Zeitungen ein. Sicherlich profitieren die Medien von den „Royal News“, die sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen. Für viele Menschen bieten sie schließlich in den sonst so beunruhigenden Nachrichten Inseln der Erholung.
Dennoch rechtfertigt das Bedürfnis nach weniger katastrophalen Nachrichten nicht die einseitige Berichterstattung in den Printmedien. Dadurch, dass das Königshaus verherrlicht wird, werden gleichzeitig die Taten der britischen Krone negiert. Und dazu zählt schließlich nichts Geringeres als Menschenrechtsverletzungen, beispielsweise während der kenianischen Widerstandsbewegung, bei der 1,5 Millionen Menschen in Konzentrationslager deportiert wurden. Auch zu erwähnen sind Kolonialräube in Millionenhöhe, die ebenfalls kaum in den Medien auftauchen. Insbesondere Menschen, die in den sozialen Medien nicht aktiv sind, können sich kein differenziertes Bild über die Amtszeit der Queen bilden.
Vor diesem Hintergrund sollte Deutschland die Stimme für ehemalige Kolonien erheben. Eine kritikbelastete Institution darf nicht für Unterhaltungszwecke verharmlost werden. Ist die aktuelle Berichterstattung angebracht für Medien, von denen wir eine informative und ungeschönte Berichterstattung erwarten? Wohl kaum.
Keine Frage: Diese Diskussion hätte natürlich bereits vor dem Tod der Queen geführt werden müssen. Aber da das Königshaus durch den Tod von Elisabeth II. im Moment so medial präsent ist, wäre Kritik an dieser Stelle eben besonders wirksam. Es sollte neben der Berichterstattung über posthume Zeremonien gleichermaßen über die Schattenseiten der britischen Krone berichtet werden. Außerdem sollten die Medien das Königshaus nicht so stark kommerzialisieren, sondern im Sinne ihrer Bildungsaufgabe mehr über die Institution aufklären. Dabei sollten die kritischen Taten der Queen trotz aller Bewunderung nicht ausgelassen werden. Eine reine Glorifizierung der Institution ist keine moralisch vertretbare Alternative zur kritischen Berichterstattung.
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