„Weichgekocht und so ängstlich auf Erfolg bedacht“, so nannte der 72-jährige Entertainer Thomas Gottschalk die junge Generation in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Doch ist es wirklich lustig, alles zu sagen – Hauptsache jemand lacht?
Lena Enders, funky-Jugendreporterin
Der Seitenhieb richtet sich vor allem gegen die neue Generation der Unterhaltungswelt, die durch Social Media geprägt oder bekannt geworden ist. Doch was Thomas Gottschalk zu stören scheint: Diese Generation weiß um das Konzept der „Political Correctness“ und hat trotzdem nicht den Witz verloren.
Mag sein, dass die junge Generation bedachter ist, bei ihrem Auftreten nichts Falsches zu sagen oder zu tun. Doch was ist so verkehrt daran, einmal mehr nachzudenken, ob ein Kommentar, ein Witz oder eine Geste eine andere Person oder Personengruppe womöglich verletzen könnte? Wieso sollte „kein Blatt vor den Mund nehmen“ bedeuten, dass Aussagen auf Kosten anderer gemacht werden müssen? Es gibt nun mal Grenzen, und diese zu überschreiten ist in jeglicher Hinsicht weder lustig noch schlagfertig, sondern einfach plump. Witz zu bewahren, ohne dabei unter die Gürtellinie zu gehen, scheint eine Kunst zu sein, die nicht alle beherrschen: Wenn Gottschalk junge Entertainer*innen als „Reality-Dödel, denen es an harter Schule fehlt“ beleidigt, macht er allzu deutlich, dass Humor für ihn alle Grenzen überschreiten darf. Laut Gottschalk sei früher jeder Witz, jede Beleidigung möglich gewesen, solange jemand lachte. Harte Schule schließt offenbar gute Kinderstube aus.
Geht der Humor verloren?
Das vermeintliche Nicht-Mehr-Trauen aus Angst vor den Reaktionen ist jedoch keinesfalls ein Verlust des Humors. Es gibt unzählige Internet-Entertainer*innen, die Videos, Texte und Bilder liefern, die unglaublich erfrischend und lustig sind, ohne dabei an Humor einzubüßen. Vielmehr noch: Der Humor wird anders eingesetzt, an Stellen, die niemanden diskriminieren oder ausschließen, sondern auf bestehende Machtstrukturen humorvoll hinweisen.
Thomas Gottschalk scheint etwas falsch verstanden zu haben: Nicht die junge Generation ist von der Angst geplagt, auf eine falsche Äußerung hin aus der Öffentlichkeit verbannt zu werden, sondern die Generation Gottschalks selbst. Denn nicht umsonst beschreiben Begriffe wie „Boomer“ oder „Alte weiße Männer“ auf humorvolle Art und Weise genau das, was Thomas Gottschalk fehlt: Empathie und Rücksicht.
„Weichgekocht und so ängstlich auf Erfolg bedacht“, so nannte der 72-jährige Entertainer Thomas Gottschalk die junge Generation in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Doch ist es wirklich lustig, alles zu sagen – Hauptsache jemand lacht?
Der Seitenhieb richtet sich vor allem gegen die neue Generation der Unterhaltungswelt, die durch Social Media geprägt oder bekannt geworden ist. Doch was Thomas Gottschalk zu stören scheint: Diese Generation weiß um das Konzept der „Political Correctness“ und hat trotzdem nicht den Witz verloren.
Mag sein, dass die junge Generation bedachter ist, bei ihrem Auftreten nichts Falsches zu sagen oder zu tun. Doch was ist so verkehrt daran, einmal mehr nachzudenken, ob ein Kommentar, ein Witz oder eine Geste eine andere Person oder Personengruppe womöglich verletzen könnte? Wieso sollte „kein Blatt vor den Mund nehmen“ bedeuten, dass Aussagen auf Kosten anderer gemacht werden müssen? Es gibt nun mal Grenzen, und diese zu überschreiten ist in jeglicher Hinsicht weder lustig noch schlagfertig, sondern einfach plump. Witz zu bewahren, ohne dabei unter die Gürtellinie zu gehen, scheint eine Kunst zu sein, die nicht alle beherrschen: Wenn Gottschalk junge Entertainer*innen als „Reality-Dödel, denen es an harter Schule fehlt“ beleidigt, macht er allzu deutlich, dass Humor für ihn alle Grenzen überschreiten darf. Laut Gottschalk sei früher jeder Witz, jede Beleidigung möglich gewesen, solange jemand lachte. Harte Schule schließt offenbar gute Kinderstube aus.
Geht der Humor verloren?
Das vermeintliche Nicht-Mehr-Trauen aus Angst vor den Reaktionen ist jedoch keinesfalls ein Verlust des Humors. Es gibt unzählige Internet-Entertainer*innen, die Videos, Texte und Bilder liefern, die unglaublich erfrischend und lustig sind, ohne dabei an Humor einzubüßen. Vielmehr noch: Der Humor wird anders eingesetzt, an Stellen, die niemanden diskriminieren oder ausschließen, sondern auf bestehende Machtstrukturen humorvoll hinweisen.
Thomas Gottschalk scheint etwas falsch verstanden zu haben: Nicht die junge Generation ist von der Angst geplagt, auf eine falsche Äußerung hin aus der Öffentlichkeit verbannt zu werden, sondern die Generation Gottschalks selbst. Denn nicht umsonst beschreiben Begriffe wie „Boomer“ oder „Alte weiße Männer“ auf humorvolle Art und Weise genau das, was Thomas Gottschalk fehlt: Empathie und Rücksicht.
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