Ladekabel leihen, Komplimente machen: Wie das 9-Euro-Ticket uns sozialer gemacht hat

Öffentliche Verkehrsmittel können ein unangenehmes, aber ab und zu auch ein schönes Erlebnis sein.
Öffentliche Verkehrsmittel können ein unangenehmes, aber ab und zu auch ein schönes Erlebnis sein.

Überfüllte Züge, Verspätungen, Schweißgeruch: Diese negativ besetzten Schlagworte fallen bestimmt vielen ein, wenn sie an das Bus- und Bahnfahren denken. Das 9-Euro-Ticket hat allerdings gezeigt: Öffentlicher Nahverkehr geht nicht nur günstig, sondern auch sozial.

Larissa Menne, funky-Jugendreporterin

So ist es immer wieder angenehm, zu sehen, wenn Eltern beim Einsteigen der Vortritt gelassen wird oder jüngere Reisende Älteren ihren Sitzplatz anbieten. Häufig sind diese völlig überrascht von der netten Geste und bedanken sich gleich mehrfach. Eine kleine Geste kann so für beide Beteiligten den Tag etwas schöner machen. Probiert es einfach selbst mal aus!

Oft sieht man an Bahnhöfen panisch wirkende Menschen planlos umherlaufen, weil sie das richtige Gleis nicht finden oder etwas verloren haben. Wenn man es selbst nicht eilig hat und sich vielleicht sogar ein wenig auskennt, kann man auch einfach mal von sich aus Hilfe anbieten. Viele Menschen trauen sich nämlich nicht zu fragen, aber freuen sich dann umso mehr über Hilfsangebote.

Das gilt übrigens auch während der Zugfahrt: Ich erinnere mich gerne an meine letzte Bahnfahrt, als eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm verzweifelt ein Ladegerät für ihr Handy suchte, da der Akku bereits leer war. Als ich ihr mein Ladegerät borgte, konnte ich ihr die Freude und Erleichterung ansehen. Es entwickelte sich ein kurzes Gespräch, in dem sie mir erzählte, dass sie schon den ganzen Tag mit ihrem erst zwei Monate alten Sohn unterwegs war. Ihre Reise sollte nur zwei Stunden dauern, allerdings hatte sie einen Zug verpasst und ein anderer war ausgefallen, sodass sie bereits seit fast fünf Stunden unterwegs war. Wir unterhielten uns, bis sie ausstieg und endlich an ihrem Ziel ankam, wo ihr Mann sie schon ungeduldig am Gleis erwartete. Die Situation hat mich so glücklich gemacht, dass ich noch eine Woche später mit einem Lächeln im Gesicht daran gedacht habe.

Auch denke ich gerne an eine weitere Zugfahrt zurück, bei der eine Gruppe von Jugendlichen, die im Rahmen eines Pfadfinder-Lagers unterwegs waren, im Zug umhergingen und fremden Menschen kleine Komplimente machten. Sowohl die Kompliment-Gebenden als auch die Empfänger*innen haben sich an einem Montagmorgen im Berufsverkehr sehr über diese kleine Geste gefreut. Ich habe mir danach vorgenommen, fremden Menschen ebenfalls häufiger kleine Komplimente zu machen – vielleicht bei meiner nächsten Bahnfahrt. So können vielleicht auch andere Menschen in Zukunft an eine schöne Situation denken, statt an überfüllte Züge und Verspätungen.

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