Interview

„Young Story Teller Award“: Erzähl deine Geschichte!

Graphische Darstellung eines blauen Buches, das in Händen gehalten wird.
Bis zum 31. August hast du noch die Gelegenheit, deiner Kreativität freien Lauf zu lassen und deine Geschichten beim Young Story Teller Award einzureichen.
Lena Enders, funky-Jugendreporterin
Verleger Hannes Steiner weiß, was eine gute Geschichte ausmacht. (Foto: Hannes Steiner)

Wenn du genau hinschaust, sind sie überall: Geschichten verstecken sich hinter dem vermeintlich eintönigen Alltag, jede und jeder hat etwas Spannendes zu erzählen. Um außergewöhnliche „Storys“ zu entdecken, hat die Verlagsplattform story.one den Young Story Teller Award ins Leben gerufen, der junge Menschen noch bis zum 31. August dazu aufruft, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre ersten Werke einzureichen. Was genau es zu beachten gibt und was eigentlich eine gute Geschichte ausmacht, das verrät der story.one-Verleger Hannes Steiner.

Zuallererst: Was genau ist story.one? Welche Idee steckt dahinter?
Story.one ist ein neuer Verlag, der keine Limits kennt. Kurzgeschichten können in der Plattform gepostet werden, darüber hinaus können aber auch Bücher veröffentlicht werden. Das Schöne an unserer digitalen Welt ist, dass es in Bezug auf Themen, Autor*innen und letztlich auch bei der Sprache überhaupt keine Grenzen mehr gibt.

Wie setzt sich eure Community zusammen?
Es gibt diejenigen, die ein Buch schreiben und verkaufen möchten und die Creative Writers. Viele, die einfach das Schreiben lieben, nutzen die Plattform dafür, sich zu verbinden, sich auszutauschen oder gemeinsam ein Buch zu kreieren. Die Community besteht mittlerweile aus rund 25.000 Menschen, hauptsächlich zwischen 18 und 25 Jahren.

Eine herausragende Geschichte muss den Nerv treffen.

Was macht eine gute Geschichte aus?
Ich glaube es ist eine Mischung aus Zeitgeist und Emotionen. Wir hatten eine Autorin, die zu Beginn des ersten Lockdowns im Jahr 2020 – in einer absoluten Ausnahmesituation – eine Geschichte geschrieben hat, die viral gegangen und über 1,7 Millionen Leser*innen erreicht hat. Eine herausragende Geschichte muss den Nerv treffen. Außerdem muss eine Geschichte Emotionen auslösen. Wann immer eine Geschichte das schafft, erinnert man sich besonders gut daran. Das können unter anderem „Special-Interest-Geschichten“ sein, mit denen man etwas verbindet: Wenn du zum Beispiel in Kreuzberg wohnst, können für dich Kreuzberg-Geschichten besonders aufregend sein.

Was ist das Geheimnis des Storytellings? Gibt es goldene Regeln für eine erfolgreiche Geschichte?
Wir merken, dass es so viele Arten von Talent gibt, dass es schwierig ist, Regeln festzumachen. Es ist oftmals wichtiger, dass authentisch geschrieben wird. Natürlich gibt es ein paar klassische ‚Regeln‘ des Storytellings: Keine endlosen Sätze und keine Schachtelsätze. Wichtige Empfehlung ist hier: Kill all your darlings! Sprich: Fasse dich kurz, komm zur Essenz. Das ist im Kern die Idee von story.one: Schreib eine kurze prägnante Geschichte, dann hören dir die Leute zu. Ähnlich wie Lagerfeuergeschichten, die vor Tausenden von Jahren erzählt wurden, denn die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer*innen liegt etwa bei drei bis fünf Minuten.

Wie kriegt man eine Geschichte am besten zu Papier? Wie beginnt man mit dem Schreiben?
Mein persönlicher Tipp wäre, die Geschichte „durchzuüberlegen“. Wie in Hollywood-Filmen gibt es unterschiedliche Heldengeschichten-Archetypen: Liebesgeschichten, Abenteuergeschichten, magische Geschichten und viele mehr. Man sollte sich überlegen, was das Thema, das Motto, quasi der innere Kern der Geschichte ist, dann fällt das Schreiben leichter.

Das Buch ist die weiße Leinwand, auf der jede und jeder sein Talent zeigen und sich einfach ausprobieren kann.

Warum habt ihr den Young Story Teller Award ins Leben gerufen?
Mit dieser spontanen Idee wollten wir junge Talente entdecken. Das Buch ist die weiße Leinwand, auf der jede und jeder sein Talent zeigen und sich einfach ausprobieren kann. Die Reaktionen und die Menge an Einreichungen haben uns total überrascht. Das sind entweder 17 zusammenhängende Geschichten oder einzelne Kurzgeschichten in einem Buch. Jedes Genre war vertreten, es gab einzigartige Ideen und Gestaltungen, wir waren komplett überwältigt, wie hochtalentiert die jungen Menschen sind.

Gibt es ein Thema, auf das die Geschichten Bezug nehmen sollen oder haben die Schreiberlinge freie Hand?
Vom Thema Migration über Krimis bis hin zu Zukunftsgeschichten ist alles dabei. Also nein, es gibt überhaupt keine inhaltlichen Vorgaben. Lediglich die Formatvorlage ist verbindlich, ansonsten ist man völlig frei.

Nach welchen Kriterien werden die eingereichten Geschichten bewertet?
Zum einen das Handwerkliche, aber vor allem die Idee. Wir agieren wie ein klassischer Verlag, wir betrachten Folgendes: Ist die Idee neu? Ist das etwas, was es auf dem Buchmarkt so noch nicht gibt? Letztlich schauen wir auch auf das Schreibtalent und die Präsentation. Dieses Jahr treten die Kandidat*innen aus der engeren Auswahl bei einem Story Slam an. Wir wollen eine Autorin oder einen Autor der Zukunft entdecken und da gehört eben auch eine Lesung dazu.

Wie setzt sich dieses Jahr die Jury zusammen?
Wir haben eine Jury aus ausgewiesenen Literaturexpert*innen. Uns unterstützt Marcel Hartges, ein Top-Literaturagent im deutschsprachigen Raum, Mara Delius von der Literarischen Welt, aber auch der Wiener Alltagspoet, ein Instagram-Influencer, der Poesie in der Großstadt sucht und auch Mia Eidelhubel vom Standard ist dabei. Wir freuen uns über die Anerkennung des Formats und dass der Preis ernst genommen wird.

Was ist die Geschichte, die du erzählen willst? Kreativität entsteht aus einem inneren Drang heraus, etwas erzählen zu wollen.

Was kriegen die Sieger*innen des Young Story Teller Awards?
Gewonnen haben alle. Für alle gibt es ein kostenloses Autor*innenexemplar, das zugestellt wird, das eine ISBN hat und verkauft wird. Ansonsten gibt es Geldgewinne zwischen 1.000 und 7.000 Euro für die Top Drei. Alle weiteren, die in die engere Auswahl kommen, werden den drei größten Literaturagenturen vorgestellt. Der Geschmack der Agent*innen kann sich von dem der Jury unterscheiden.

Kann man mit dem eigenen Buch auch Geld verdienen?
Ja klar, das Autor*innenhonorar beginnt bei zehn Prozent und kann sich bis auf 25 Prozent steigern. Das gilt ganz unabhängig vom Award, jede Person, die ein Buch mit ISBN veröffentlicht, kann daran verdienen, denn die Bücher sind in jeder Buchhandlung oder online erwerbbar.

Welchen Tipp würdest du potenziellen Young Story Tellern auf den Weg geben?
Nicht darüber nachdenken, was der Geschmack der Jury oder der Leser*innen sein könnte, sondern den eigenen Weg gehen. Was ist die Geschichte, die du erzählen willst? Kreativität entsteht aus einem inneren Drang heraus, etwas erzählen zu wollen. Es ist die perfekte Chance für all diejenigen, die davon geträumt haben Autor*in zu werden. Einfach ausprobieren!

funky-instagram-banner

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.