Meinung

faircheckt: Wie inklusiv ist Fair Fashion wirklich?

Eine Kleiderstange mit Klamotten und grüne Pflanzen.
Sonja hinterfragt das ungenügende Angebot an fairer Mode für dicke Menschen.

Fragt ihr euch manchmal auch, wie ihr so leben könnt, dass unser Planet auch für die nächste Generation noch bewohnbar ist?  In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja von nun an alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, klärt über umweltschonende Alternativen zu herkömmlichen Produkten auf und nimmt auch die ein oder andere unbequeme Problemzone unseres gesellschaftlichen Lebens unter die Lupe. Ihr Motto: Man muss nicht gleich perfekt sein, nur informieren sollte man sich. In ihrem ersten Beitrag hinterfragt sie das ungenügende Angebot an fairer Mode für dicke Menschen.

Sonja Walke, funky-Jugendreporterin

Wäre die Modeindustrie ein Land, wären ihre Emissionen so groß wie die von Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich seit mehr als drei Jahren Fast Fashion boykottiere. Seitdem shoppe ich Secondhand oder bei Marken, die mir glaubhaft versichern können, dass sie Menschenrechte und Umweltstandards einhalten. Und ja, manchmal stopfe ich sogar Socken – #BuyLessChooseWellMakeItLast!

Oft habe ich mir seitdem die Frage gestellt: Warum haben wir überhaupt die Wahl zwischen Mode, für deren Herstellung Menschen einen Hungerlohn erhalten, von dem sie nicht wirklich leben können (und das trotz zahlreicher, oft unfreiwilliger Überstunden), und Mode, bei der das nicht so ist? Aber: Immerhin habe ich die Wahl. Dass man die erst mal haben muss, um sich ethisch korrekt zu verhalten, wird leider immer noch zu oft übersehen.

Neulich bin ich beim Scrollen durch meinen woken Öko-Instafeed beispielsweise über einen Satz gestolpert, der mir sauer aufgestoßen ist: „Jetzt sollte auch der*die Letzte von uns verstanden haben, dass bei H&M/Asos/Zara zu shoppen einfach nicht mehr angebracht ist“, hieß es da. 

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Mein Problem? Fair Fashion muss man sich leisten können, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Offensichtlich braucht man dafür Geld (für Fair Fashion) und Zeit (für Secondhand-Shopping). Außerdem – und das wird vor allem von den Labels selbst gerne unter den Tisch gekehrt – braucht es die richtigen Größen. Nicht allen Menschen passen die Bio-Baumwoll-Hoodies und Leinen-Kleider, die meistens maximal in Größe XL verkauft werden.

Doch auch darauf hat die Modeindustrie eine Antwort parat, und zwar in Form des Wortes „size inclusive“. Das Problem mit dem Wort ist, dass es sich anhört wie eine erreichte Ziellinie. Aber was „inklusiv“ und damit genug ist, definieren die Labels – wie sollte es auch anders sein? – selbst. Oft ist deshalb – ähnlich wie bei der „Diversity“ der aktuellen „GNTM“-Staffel – spätestens bei XX oder 3XL Schluss. Und dabei wird garantiert immer irgendwer ausgeschlossen bleiben, denn Körper sind so vielfältig wie Menschen selbst.

Fakt ist: Die Auswahl an Mode, die unter vertretbaren Bedingungen hergestellt wurde, ist für Menschen im Spektrum XS bis XL wohl am größten. Wenn du dazugehörst, dann sag dicken Frauen bitte nicht, dass sie sich doch mal in der Männerabteilung umschauen sollen – sondern frage bei den Modelabels nach, weshalb sie bestimmte Größen gar nicht oder nur online anbieten.

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.