Meinung

faircheckt: Mein Traum vom eigenen Gemüsebeet

Ein bunter Gemüsekorb
#CottageCore: Selbstversorgung als neuer Lifestyle-Trend

Gigantische Zucchinis, saftige Tomaten und einfach mal dem Alltag entfliehen: Neben dem #Vanlife ist der eigene Garten mit Gewächshaus und selbst angebautem Gemüse spätestens seit der Pandemie zum Sehnsuchtsort vieler junger Menschen in Deutschland geworden. Das Projekt Gemüsebeet hat auch bei mir die Lust am Gärtnern geweckt. Stellt sich nur die Frage: Kann die Traumvorstellung vom eigenen Gartenzauber der Realität standhalten?

Sonja Walke, funky-Jugendreporterin

Den Traum vom eigenen Garten habe ich schon lange gehegt, und seit zwei Jahren kann ich ihn nun zumindest auf einem Quadratmeter ausleben. Dafür musste ich allerdings das zentral gelegene Zimmer im Studentenwohnheim gegen eines im Vorort tauschen. Kurz darauf habe ich dann die ersten Mangold-Pflänzchen in die Erde gebuddelt, letzten Sommer habe ich Koriander, roten Basilikum und Waldmeister angepflanzt und vor ein paar Tagen kamen Minze und Tomatensetzlinge von meiner Nachbarin dazu.

Die Sache hat bloß einen Haken: Auf Social-Media-Kanälen wird unter Hashtags wie #CottageCore das Selbstversorger*innen-Dasein maßlos romantisiert. Die idyllischen Naturfotos und der Gedanke an frisches Brot mit selbstgemachter Kräuterbutter stillen zumindest für einen kurzen Moment unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt. Ob Digital Detox auf dem Bauernhof, Urban Gardening im Viertel oder ein Hochbeet auf dem WG-Balkon: All das sind Projekte, die eine Auszeit, ein Entkommen vom stressigen Alltag versprechen und sich nach einem Tag voller Zoom-Sitzungen wahnsinnig sinnstiftend anfühlen. Hier geht es also mehr um Selbstverwirklichung als um die Ernte.

Und wie steht es um die? Ehrlich gesagt werfen die meisten Stadtgärten nicht mehr als ein paar Kirschtomaten ab – abgesehen von Minze in Mengen, die nicht mal passionierte Teetrinker*innen verbrauchen können. Trotz der oftmals bescheidenen Ausbeute bedeuten Stadtgärten einen Haufen Arbeit, Zeit, Liebe, Mühe, Schweiß und Wasser, die man in das neue Herzensprojekt stecken muss, um zumindest genug Babyspinat für eine Portion veganes Linsen-Dal zu ernten. Aber wenn es dann endlich so weit ist, kann man nicht nur ein wenig stolz auf das selbst gezogene Gemüse sein, sondern hat im Idealfall auch nette Nachbar*innen kennengelernt, Kontakt zu Menschen aus anderen Generationen geknüpft und eine ganz neue Wertschätzung für Lebensmittel gewonnen. Und das ist mir das Gießkannen-Schleppen allemal wert!  


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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.