Interview

Klimaliste Baden-Württemberg: „Wer uns belächelt, begeht einen großen Fehler“


Mit gerade einmal 18 und 19 Jahren wollen Jonathan Heckert und Sarah Leininger in den Landtag von Baden-Württemberg einziehen. Die beiden kandidieren für die neu gegründete Partei „Klimaliste Baden-Württemberg“ und wollen dort vor allem eines bewirken: endlich konsequente Klimaschutzpolitik durchsetzen. Konkret bedeutet das für die beiden Jungpolitiker*innen, das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten, auf das sich 2015 bei der UN-Klimakonferenz 195 Staaten einigten. Im Interview sprechen Jonathan und Sarah über ihre Beweggründe, als junge Menschen in der Politik aktiv zu werden, die Ziele ihrer Partei und die Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden.
Von Dana Jabari, funky-Jugendreporterin

Warum kandidiert ihr?

Jonathan: Ich finde, dass die junge Generation nicht gut genug auf der politischen Ebene repräsentiert wird. Daher sehe ich es als eine Notwendigkeit an, dass junge Menschen in die Parlamente kommen, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Ich möchte mit meiner Kandidatur den jungen Menschen eine Stimme geben.

Sarah: Bei der „Klimaliste“ ist uns vor allem wichtig, dass das 1,5 Grad-Ziel eingehalten wird, denn dafür wird noch nicht genug getan. Ich sehe momentan keine andere Möglichkeit, als direkt in der Politik mitzuwirken. Das möchte ich mit meiner Kandidatur erreichen.

Baden-Württemberg soll bis 2030 klimaneutral werden.

Sarah Leininger über die Ziele der Klimaliste Baden-Württemberg.

Was für ein Ziel verfolgt die Klimaliste mit dem Einzug in den Landtag?

Sarah: Unser großes Bestreben ist ganz klar, das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten. Außerdem soll Baden-Württemberg bis 2030 klimaneutral werden. Da sehen wir unser Bundesland als eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands klar in der Verantwortung.

Wieso setzt ihr euch nicht für eine bestehende Partei ein, beispielsweise für die Grünen?

Jonathan: Ein Grund war die Erkenntnis, dass alle bereits bestehenden Parteien, auch die Grünen, bei Weitem nicht genug für den Klimaschutz getan haben. Daher sind wir den nächsten Schritt gegangen und haben die Klimaliste Baden-Württemberg gegründet, um so den anderen Parteien Druck machen und selbst bei Entscheidungen mitwirken zu können.

Denkt ihr, dass ihr den Grünen den Rückenwind nehmt und somit die CDU nur noch mehr Stimmen bekommt?

Jonathan: Wir haben den Anspruch, Wähler*innen von allen Parteien zu klauen, und sehen uns nicht Teil eines „linken Lagers“. Konsequenter Klimaschutz sollte und muss Thema aller Parteien sein – unabhängig davon, ob man sich als politisch Rechts, Links oder Mitte identifiziert.

Könnte man die Klimaliste als parlamentarischen Arm der „Fridays for Future“-Bewegung sehen?

Jonathan: Ich finde, parlamentarischer Arm ist zu weit gegriffen. Allerdings ist ein Kerngedanke der Klimaliste sicherlich, dass die aktivistischen Kräfte und Gedanken, die man bei der „Fridays for Future“-Bewegung spürt, ihren Einzug in die Parlamente erfahren.

Habt ihr die Befürchtung, von größeren Parteien nicht ernst genommen zu werden?

Sarah: Es kann natürlich sein, dass uns manche Parteien nicht ernst nehmen werden. Allerdings denke ich, dass wir auch viel positives Feedback bekommen werden und frischen Wind in den Landtag bringen können.

Jonathan: Die „Fridays for Future“-Bewegung wurde zu Beginn auch kleingeredet und als „Schüler*innen wollen schwänzen“ abgetan. Mittlerweile werden sie als politische Akteur*innen wahrgenommen und Politiker*innen begegnen ihnen auf Augenhöhe. Wer uns belächelt, begeht einen großen Fehler.

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