Elternfrage: Muss ich mich sorgen, wenn mein Kind Billie Eilish hört?

Grafik für Elternfrage
Eltern fragen - die funky Redaktion antwortet.

Die Eltern einer 14-jährigen Tochter aus Berlin fragen: Unser Kind hört viel Billie Eilish, deren Texte ja nicht gerade lebensbejahend sind. Müssen wir uns Sorgen machen?

Marti Mlodzian, 16 Jahre, aus der funky-Jugendredaktion antwortet: „My mommy likes to sing along with me/But she won’t sing this song/If she reads all the lyrics.“ – Diese Textstelle aus Billie Eilishs „Bad Guy“ beschreibt vielleicht ganz gut, was viele Eltern denken, wenn sie Billies Songs hören. Ich muss zugeben, auch ich bin von ihren Liedern nicht übermäßig angetan und hätte ohne meine Schwester, die großer Billie-Fan ist, wohl viele Songs nicht auf dem Schirm gehabt. Billie Eilishs Texte sind nicht unbedingt lebensbejahend – das stimmt. Ich würde aber keinesfalls unterschreiben, dass ihre Texte bedrohlich sind oder Eltern sich sorgen müssen. 

Es ist wichtig, zu wissen, warum Billie Eilish solche Texte schreibt. Sie selbst geht offen damit um, depressive Phasen durchlebt zu haben und unter dem Tourette-Syndrom zu leiden. In einem Interview erwähnte sie, dass sie vor einigen Jahren nicht gedacht hätte, dass sie mal so alt werden würde. Und in ihren Texten spricht sie eben genau das an. So reihen sich an „Bad Guy“ und „Lovely“ eben auch Songs über Depressionen und Suizid. Ich finde, das ist auch gut so, denn so kommen diese Themen auch in der Mainstream-Musik an. Außerdem ruft die Sängerin die Zuhörer ja nicht dazu auf, sich selbst umzubringen. Laut eigener Aussage will sie eigentlich das Gegenteil bewirken: Sie will verhindern, dass Jugendliche solche Phasen im Leben durchleben müssen.

Eigentlich ist Billie Eilish das beste Vorbild, das man sich als Elternteil für seine Kinder wünschen kann: Sie trinkt keinen Alkohol, ist gegen Drogenkonsum, lebt vegan und engagiert sich für den Klimaschutz und BlackLivesMatter. Genauer betrachtet ist Billie Eilish eigentlich ein Anti-Star. Denn wer hat bei Justin Bieber, Camila Cabello oder Taylor Swift schon mal beobachtet, dass sie tiefgründige Texte haben, sich extraweite Kleidung anziehen, um sich nicht sexualisieren zu lassen, oder von Alkohol oder Drogen abgeraten haben? 

Nein, ich denke, es ist kein Grund zur Sorge, wenn Billie Eilish aus den Lautsprechern des Sohnes oder der Tochter schallt. Vielleicht können irgendwann sogar die Eltern ihre Musik feiern und – um es mit ihren sehr sympathischen Worten zu sagen – „… so springen, als würde Donald Trump unter euch liegen“.

Schreiben ist nicht einfach, finde ich. Während ich schreibe, muss ich so viel beachten. Ich muss verschiedene Meinungen finden und respektieren, muss Fakten und Fakes auseinanderhalten, muss Experten anschreiben und hoffen, dass sie antworten, und zum Schluss alles in die richtigen Worte fassen. Doch trotzdem macht Schreiben mir Spaß. Am meisten Spaß, wenn ich über Zukunft, Politik oder Umwelt schreibe. Oder wenn ich meine Meinung zu neuer Musik und neuen Filmen kundtue.