Ihre Zeit in Schweden bezeichnet Alexandra Krüger aus Thüringen als ihr bestes Jahr. Deshalb wollte sie der Organisation, die das Schuljahr im Ausland ermöglicht hatte, etwas zurückgeben:
Sie blieb als Ehrenamtliche beim Deutschen Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU). Seit 1957 organisiert der Verein Austauschprogramme, etwa 60.000 Jugendliche haben bisher teilgenommen. Alexandra hilft inzwischen, dass es noch mehr werden – obwohl die heute 18-Jährige mit dem Abitur genug zu tun hätte.
Warum hast du dich für ein Auslandsjahr entschieden, warum gerade in Schweden und warum mit YFU?
Ich wollte gern einige Zeit im Ausland verbringen, um so eine neue Kultur und Sprache kennenzulernen. Schweden hat sich für mich einfach richtig angefühlt – das Bauchgefühl hat gepasst und die schwedische Sprache fand ich von Anfang an faszinierend. YFU machte einen guten Eindruck und überzeugte mich mit der langjährigen Erfahrung. Zudem bieten sie viele Stipendien, ohne die ich mein Austauschjahr nicht hätte finanzieren können.
Seit über einem Jahr engagiert sich Alexandra bei YFU. Foto: privat
Bist du erst über den Austausch dazu gekommen, dich bei YFU beziehungsweise überhaupt bei einer Jugendorganisation zu engagieren?
In Schweden wurde mir bewusst, dass gerade YFU ohne ehrenamtliche Arbeit nicht überleben kann. YFU Sweden ist als Organisation sehr klein, mit nur einer Hand voll Hauptamtlichen im Büro. Ein Großteil der Arbeit wird von Ehrenamtlichen übernommen. Mir wurde klar, wie viele Menschen es braucht, damit ein solches Konzept funktioniert. Ich war all den Menschen so unglaublich dankbar und der beste Weg etwas zurückzugeben, ist selbst aktiv zu werden. Als ich im Sommer 2016 aus meinem Austauschjahr zurückkam, war mir deshalb klar, dass ich mich gerne bei YFU engagieren möchte.
Warum bist du bis heute dabei geblieben?
Mittlerweile habe ich Gefallen daran gefunden, ehrenamtlich aktiv zu sein, daher gebe ich seit einem halben Jahr auch einem Mädchen aus Syrien Nachhilfe. Die Erfahrungen die ich bei dieser „Arbeit” sammeln kann, finde ich einmalig und sie bereichern mein Leben sehr. Das Gefühl, etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun, ist unglaublich schön und motivierend - da nehme ich auch ein paar kurze Nächte in Kauf.
Was sind deine Aufgaben bei YFU, was macht dir am meisten Spaß?
Ich bin Referentin für Schulveranstaltungen – das ist ein Amt, welches jährlich vergeben wird. Man organisiert Veranstaltungen, plant Räumlichkeiten, kümmert sich um entsprechendes Material und sucht Teamer, die die Veranstaltung durchführen. Das Tolle an der Arbeit ist, dass ich es mir zeitlich selbst einteilen kann. Da ich mich um Schulveranstaltungen kümmere, d.h. Vorträge, kleine Infostände oder Elternabende, habe ich viel Kontakt zu Schulen. Das ist manchmal mühselig, da sie nicht gleich antworten, doch die Arbeit zahlt sich aus. Es motiviert mich, Schulvorträge in Kleinstädten zu organisieren, die noch keinen Kontakt zu YFU hatten.
Was ist dein bisher schönstes Erlebnis mit YFU?
Ich bin immer wieder von der Herzlichkeit der Menschen überrascht. YFU verbindet stark, sodass der Kontakt zu anderen Ehrenamtlichen meist sehr leicht ist. Doch auch die Begeisterung der Bewerber ist schön zu sehen und motiviert einen für die teils trockene Mail-Arbeit. Man ist in ständiger Erinnerung an die Zeit, als man sich selbst noch für seinen Austausch vorbereitet hat und freut sich für die Schüler, welch wunderbaren Erfahrungen sie noch sammeln werden.
Was bedeutet YFU für dich?
YFU bedeutet für mich ganz viel. Es ist die Organisation, der ich mein bestes Jahr verdanke. Ohne YFU hätte ich so viele tolle Menschen nicht kennengelernt. Überall auf der Welt treiben Menschen dieselbe Idee voran wie man selbst. „Make the world your home” ist unser Motto – wir wollen einen Ort schaffen, wo man mithilfe von Kommunikation Konflikte löst und nicht mit Gewalt. Wir sehen uns ein bisschen als „Völkerverständiger” – oftmals sind es die kleinen Schritte von Vielen, die am Ende einen großen Unterschied machen.
Hast du durch deine Tätigkeit dort etwas gelernt, was du sonst nie gemacht hättest?
Ich habe viel gelernt, vor allem, mir nicht gleich ein Urteil zu bilden, in dem man sich dann “festfährt”. Ich frage lieber nochmal nach und probiere die Gesamtsituation zu erfassen. Das hat schon einige Konflikte vermieden und viel Energie und Kraft erspart.
Wie hast du Engagement und Schule unter einen Hut bekommen?
Das ist wirklich nicht immer leicht, zumal Familie und Freunde ebenfalls nicht zu kurz kommen wollen. Zeitmanagement ist da der Schlüssel, allerdings bin ich selbst nicht besonders gut darin – Übung macht den Meister und auch aus Fehlern lernt man! Man muss versuchen, seine Zeit effektiv zu nutzen. Zu Veranstaltungen habe ich meist eine längere Bahnfahrt, dann nehme ich mir Lernsachen für die Schule mit. Wenn ich Freistunden habe, schreibe ich E-Mails oder bereite Vorträge und Hausaufgaben vor.
Denkst du, dass sich in deiner Heimatstadt zu wenige junge Menschen engagieren?
Ja. Ich komme aus einer Kleinstadt mit rund fünftausend Einwohnern. Hier ist wenig los und die Bereitschaft der Menschen etwas für die Gesellschaft zu tun, ist eher gering. Ich würde mir wünschen, dass eigenständig mehr Projekte ins Leben gerufen werden, um sich den Alltag gegenseitig zu erleichtern und zu verschönern. Auch Initiativen für mehr Integration wären klasse.
Warum sollten sich junge Menschen überhaupt engagieren?
Es bietet die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und Menschen aus anderen sozialen und kulturellen Kreisen kennenzulernen. Ich finde es wichtig, dass man ein WIR entwickelt und gemeinsam an der Verwirklichung von Werten des Zusammenlebens arbeitet.
Was kann man deiner Meinung nach tun, um mehr Jugendliche für ehrenamtliche Tätigkeiten zu begeistern?
Es ist wichtig Jugendliche offen darauf hinzuweisen, was es für Angebote gibt. Zudem ist es wichtig, dass es einen Raum für den Austausch von neuen Projektideen gibt. Dieser kann als realer Platz existieren oder online sein, auf jeden Fall kann man in Kontakt treten und gemeinsam aktiv werden. Oftmals braucht man noch jemand anderen, der einen mitziehen kann und einem hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden.
Titelbild: YFU
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Ist zufrieden, wenn es die anderen sind: Annika engagiert sich seit zwei Jahren bei YFU.Mit ihrem Team: Als andere im Verein ausgefallen sind, war es für Denise klar einzuspringen.Selbstverständlich: Für Mohammed gehört gesellschaftliches Engagement zum Leben. Foto: Friederike Deichsler
Ihre Zeit in Schweden bezeichnet Alexandra Krüger aus Thüringen als ihr bestes Jahr. Deshalb wollte sie der Organisation, die das Schuljahr im Ausland ermöglicht hatte, etwas zurückgeben:
Sie blieb als Ehrenamtliche beim Deutschen Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU). Seit 1957 organisiert der Verein Austauschprogramme, etwa 60.000 Jugendliche haben bisher teilgenommen. Alexandra hilft inzwischen, dass es noch mehr werden – obwohl die heute 18-Jährige mit dem Abitur genug zu tun hätte.
Warum hast du dich für ein Auslandsjahr entschieden, warum gerade in Schweden und warum mit YFU?
Ich wollte gern einige Zeit im Ausland verbringen, um so eine neue Kultur und Sprache kennenzulernen. Schweden hat sich für mich einfach richtig angefühlt – das Bauchgefühl hat gepasst und die schwedische Sprache fand ich von Anfang an faszinierend. YFU machte einen guten Eindruck und überzeugte mich mit der langjährigen Erfahrung. Zudem bieten sie viele Stipendien, ohne die ich mein Austauschjahr nicht hätte finanzieren können.
Bist du erst über den Austausch dazu gekommen, dich bei YFU beziehungsweise überhaupt bei einer Jugendorganisation zu engagieren?
In Schweden wurde mir bewusst, dass gerade YFU ohne ehrenamtliche Arbeit nicht überleben kann. YFU Sweden ist als Organisation sehr klein, mit nur einer Hand voll Hauptamtlichen im Büro. Ein Großteil der Arbeit wird von Ehrenamtlichen übernommen. Mir wurde klar, wie viele Menschen es braucht, damit ein solches Konzept funktioniert. Ich war all den Menschen so unglaublich dankbar und der beste Weg etwas zurückzugeben, ist selbst aktiv zu werden. Als ich im Sommer 2016 aus meinem Austauschjahr zurückkam, war mir deshalb klar, dass ich mich gerne bei YFU engagieren möchte.
Warum bist du bis heute dabei geblieben?
Mittlerweile habe ich Gefallen daran gefunden, ehrenamtlich aktiv zu sein, daher gebe ich seit einem halben Jahr auch einem Mädchen aus Syrien Nachhilfe. Die Erfahrungen die ich bei dieser „Arbeit” sammeln kann, finde ich einmalig und sie bereichern mein Leben sehr. Das Gefühl, etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun, ist unglaublich schön und motivierend - da nehme ich auch ein paar kurze Nächte in Kauf.
Was sind deine Aufgaben bei YFU, was macht dir am meisten Spaß?
Ich bin Referentin für Schulveranstaltungen – das ist ein Amt, welches jährlich vergeben wird. Man organisiert Veranstaltungen, plant Räumlichkeiten, kümmert sich um entsprechendes Material und sucht Teamer, die die Veranstaltung durchführen. Das Tolle an der Arbeit ist, dass ich es mir zeitlich selbst einteilen kann. Da ich mich um Schulveranstaltungen kümmere, d.h. Vorträge, kleine Infostände oder Elternabende, habe ich viel Kontakt zu Schulen. Das ist manchmal mühselig, da sie nicht gleich antworten, doch die Arbeit zahlt sich aus. Es motiviert mich, Schulvorträge in Kleinstädten zu organisieren, die noch keinen Kontakt zu YFU hatten.
Was ist dein bisher schönstes Erlebnis mit YFU?
Ich bin immer wieder von der Herzlichkeit der Menschen überrascht. YFU verbindet stark, sodass der Kontakt zu anderen Ehrenamtlichen meist sehr leicht ist. Doch auch die Begeisterung der Bewerber ist schön zu sehen und motiviert einen für die teils trockene Mail-Arbeit. Man ist in ständiger Erinnerung an die Zeit, als man sich selbst noch für seinen Austausch vorbereitet hat und freut sich für die Schüler, welch wunderbaren Erfahrungen sie noch sammeln werden.
Was bedeutet YFU für dich?
YFU bedeutet für mich ganz viel. Es ist die Organisation, der ich mein bestes Jahr verdanke. Ohne YFU hätte ich so viele tolle Menschen nicht kennengelernt. Überall auf der Welt treiben Menschen dieselbe Idee voran wie man selbst. „Make the world your home” ist unser Motto – wir wollen einen Ort schaffen, wo man mithilfe von Kommunikation Konflikte löst und nicht mit Gewalt. Wir sehen uns ein bisschen als „Völkerverständiger” – oftmals sind es die kleinen Schritte von Vielen, die am Ende einen großen Unterschied machen.
Hast du durch deine Tätigkeit dort etwas gelernt, was du sonst nie gemacht hättest?
Ich habe viel gelernt, vor allem, mir nicht gleich ein Urteil zu bilden, in dem man sich dann “festfährt”. Ich frage lieber nochmal nach und probiere die Gesamtsituation zu erfassen. Das hat schon einige Konflikte vermieden und viel Energie und Kraft erspart.
Wie hast du Engagement und Schule unter einen Hut bekommen?
Das ist wirklich nicht immer leicht, zumal Familie und Freunde ebenfalls nicht zu kurz kommen wollen. Zeitmanagement ist da der Schlüssel, allerdings bin ich selbst nicht besonders gut darin – Übung macht den Meister und auch aus Fehlern lernt man! Man muss versuchen, seine Zeit effektiv zu nutzen. Zu Veranstaltungen habe ich meist eine längere Bahnfahrt, dann nehme ich mir Lernsachen für die Schule mit. Wenn ich Freistunden habe, schreibe ich E-Mails oder bereite Vorträge und Hausaufgaben vor.
Denkst du, dass sich in deiner Heimatstadt zu wenige junge Menschen engagieren?
Ja. Ich komme aus einer Kleinstadt mit rund fünftausend Einwohnern. Hier ist wenig los und die Bereitschaft der Menschen etwas für die Gesellschaft zu tun, ist eher gering. Ich würde mir wünschen, dass eigenständig mehr Projekte ins Leben gerufen werden, um sich den Alltag gegenseitig zu erleichtern und zu verschönern. Auch Initiativen für mehr Integration wären klasse.
Warum sollten sich junge Menschen überhaupt engagieren?
Es bietet die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und Menschen aus anderen sozialen und kulturellen Kreisen kennenzulernen. Ich finde es wichtig, dass man ein WIR entwickelt und gemeinsam an der Verwirklichung von Werten des Zusammenlebens arbeitet.
Was kann man deiner Meinung nach tun, um mehr Jugendliche für ehrenamtliche Tätigkeiten zu begeistern?
Es ist wichtig Jugendliche offen darauf hinzuweisen, was es für Angebote gibt. Zudem ist es wichtig, dass es einen Raum für den Austausch von neuen Projektideen gibt. Dieser kann als realer Platz existieren oder online sein, auf jeden Fall kann man in Kontakt treten und gemeinsam aktiv werden. Oftmals braucht man noch jemand anderen, der einen mitziehen kann und einem hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden.
Titelbild: YFU
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