Das Grundprinzip ist simpel: Beim Online-Game „GeoGuessr“ werden den Spieler:innen Ausschnitte aus Google Street View angezeigt und sie müssen erraten, wo auf der Welt diese Ausschnitte zu finden sind – so weit, so nachvollziehbar. Sieht man allerdings echten GeoGuessr-Profis zu, ist es kaum zu glauben, wie sie innerhalb kürzester Zeit und mit beeindruckender Genauigkeit die abgelegensten Orte auf der Welt korrekt bestimmen. In den sozialen Medien sind viele Videos des Spiels viral gegangen, besonders, seit das Game während der Pandemie einen ordentlichen Popularitätsschub erlebte.
Mittlerweile misst sich die internationale Community in ihren Geografie-Skills auch auf professioneller Ebene: Seit 2022 findet jährlich der GeoGuessr World Cup statt. Leon Cornale aus Ratingen bei Düsseldorf, besser bekannt unter seinem Spielernamen Kodiak, war jedes Mal dabei. 2022 gewann er den World Cup gemeinsam mit seinen Teamkollegen Blinky und Maccem. Im Interview verrät der 24-Jährige, welche Tricks professionelle GeoGuessr-Spieler:innen anwenden, was dieses Spiel so faszinierend macht und inwiefern er sein umfangreiches Geografie-Wissen auch anderweitig nutzen will.
Lieber Leon, wann bist du das erste Mal auf GeoGuessr gestoßen? Was hat dich an dem Spiel fasziniert? Leon Cornale: Das erste Mal entdeckt habe ich GeoGuessr etwa im Jahr 2017, habe es aber schnell wieder aus den Augen verloren. Geografie war schon immer meine Leidenschaft. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, kannte ich jedes Land, jede Hauptstadt, jede Flagge. Ich habe mir Atlanten angeschaut, doch irgendwie hat mir immer der Kontext gefehlt: Wie sieht es da wirklich aus? Wie sehen die Straßen, das normale Leben aus? Nach dem Abi war ich dann in Neuseeland und Indonesien und habe ein Faible für das Reisen entwickelt. Doch dann kam die Pandemie. Da habe ich mich zurückerinnert an GeoGuessr und dachte: Moment mal, damit kannst du doch von Zuhause aus reisen. Ich habe gemerkt, dass mir das Spiel sehr viel Spaß macht und ich endlich mein ganzes Geografie-Wissen nutzen konnte. Man kann natürlich Reisen nicht durch Street View ersetzen, aber man bekommt auf jeden Fall gute Eindrücke.
Für Außenstehende wirkt es unfassbar: Du schaust dir Ausschnitte von Google Street View an, die sich irgendwo auf der Welt befinden, und kannst dann innerhalb kürzester Zeit sagen, wo du dich befindest. Wie machst du das?
Der Trick ist im Endeffekt, viel zu spielen. GeoGuessr ist ein Memory Game, das heißt, je mehr du gesehen hast und je besser dein Gedächtnis ist, desto besser wirst du. Und dann schaut man sich eben die verschiedensten Regionen auf Streetview an und achtet auf Landschaften, Bäume, Baustile oder die Infrastruktur.: Man sieht überall Unterschiede. Jede Region ist einzigartig, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint. Wenn man mit GeoGuessr anfängt, ist der erste Schritt eigentlich immer, das Land zu erraten. Dafür gibt es infrastrukturelle Hinweise, etwa Telefonmasten oder Straßenreflektoren, die sind für fast jedes Land einzigartig. Diese Dinge zu lernen, das ist der Einstieg – das ist wie Memory spielen. Und je mehr Zeit man im Spiel verbringt, desto mehr einzigartige kleine Details kann man entdecken und versuchen, sich zu merken.
Kann jede:r mit GeoGuessr starten, auch ohne Vorkenntnisse?
Definitiv. Ich denke, dass ein Interesse an der Welt und an Geografie hilft, aber es gibt auch Spielerinnen und Spieler, die das als reines Gedächtnisspiel betrachten – so wie Schach, wo man sich die Spielzüge merken muss. Aber das Spiel ist super einsteigerfreundlich. Wenn du zum Beispiel in Berlin wohnst, dann fängst du erstmal mit einer Berlin-Map an. Es macht wirklich Spaß, sich darin mit Freundinnen und Freunden zu messen. Und später kannst du dann gegen nationale und internationale Communities antreten und auch darüber neue Leute kennenlernen. Ich habe durch GeoGuessr mittlerweile gute Freundschaften überall auf der Welt.
Wie kam es zu deiner Teilnahme an den World Cups?
Ich war einfach gut (lacht). Irgendwann war ich der beste deutsche Spieler und deshalb wurde ich eingeladen. Ich musste Turniere spielen, um mich zu qualifizieren. Ich habe mich jetzt allerdings dazu entschieden, mich für den nächsten World Cup nicht mehr zu bewerben. Dafür fehlt mir aktuell einfach die Praxis, auch wenn ich immer noch sehr viel Spaß an dem Spiel habe. Aber ich wäre gerne als Analyst dabei – oder auch einfach als Zuschauer.
Wie würdest du die GeoGuessr-Community beschreiben?
Die Community ist, das kann ich aus vollem Herzen sagen, die beste Gaming Community, die ich kenne. Alle sind total nett und freundlich, gerade auch zu Einsteigerinnen und Einsteigern. Ich will gar nicht gegen andere Gaming Communities schießen, aber die sind häufig sehr toxisch und nicht sehr offen. Was ich auch schön finde: Die Community ist ein wenig reifer, denn es geht hier nicht darum, stupide drauflos zu schießen. Das filtert schon ein wenig die Leute aus, die weniger nett sind.
GeoGuessr wird mittlerweile professionell auf World Cup-Ebene gespielt, das Spiel ist zu einem echten E-Sport geworden. Wie werden sich E-Sports deiner Meinung nach weiterentwickeln?
Ich bin glücklich darüber, dass es in diese Richtung geht. Ich finde, GeoGuessr hat unfassbar viel Potenzial, weil Zuschauende sich schnell mit dem Spiel identifizieren und nachvollziehen können, was passiert. Im Endeffekt ist es wie bei einem „normalen“ Sport: Es ist immer spannend, wenn man für etwas brennt und dabei zuschauen kann – seien es nun E-Sports oder Sportarten wie Leichtathletik. Auch wenn man das Game oder die Sportart nicht selbst macht, ist das super interessant und beeindruckend. Ich sehe definitiv Potenzial in der Zukunft. Gerade die junge Generation wird damit aufwachsen, denn Livestreams oder E-Sport-Turniere sind heutzutage durch Twitch und Co. viel zugänglicher. Das wird mit der Zeit sicher noch größer werden.
Planst du, deiner Leidenschaft für Geografie auch anderweitig nachzugehen?
Ich überlege schon lange, wie ich das zu meinem Lebensmittelpunkt machen kann. Zuletzt habe ich Wirtschaft studiert, damit habe ich jetzt allerdings aufgehört und will mich in Zukunft auf Content Creation fokussieren – mit Fokus auf GeoGuessr und Geografie allgemein. Viele in der Community haben mich schon länger dazu gedrängt, aber ich hatte da immer ein bisschen Bammel vor. Jetzt haben mich meine Freunde so weit ermutigt, dass ich das endlich in die Wege leite, damit es bald losgehen kann. Darauf freue ich mich schon sehr. Ich möchte meine Leidenschaft für GeoGuessr und Geografie teilen und eine Community aufbauen. Ich glaube auch, dass das erfolgreich werden kann, weil im deutschsprachigen Raum bisher niemand diese Nische bedient. Es macht einfach Spaß und ich finde es wichtig, mehr über die Welt zu erfahren, in der wir leben. Ich würde mich freuen, wenn ich Leute dazu inspirieren kann.
Das Grundprinzip ist simpel: Beim Online-Game „GeoGuessr“ werden den Spieler:innen Ausschnitte aus Google Street View angezeigt und sie müssen erraten, wo auf der Welt diese Ausschnitte zu finden sind – so weit, so nachvollziehbar. Sieht man allerdings echten GeoGuessr-Profis zu, ist es kaum zu glauben, wie sie innerhalb kürzester Zeit und mit beeindruckender Genauigkeit die abgelegensten Orte auf der Welt korrekt bestimmen. In den sozialen Medien sind viele Videos des Spiels viral gegangen, besonders, seit das Game während der Pandemie einen ordentlichen Popularitätsschub erlebte.
Mittlerweile misst sich die internationale Community in ihren Geografie-Skills auch auf professioneller Ebene: Seit 2022 findet jährlich der GeoGuessr World Cup statt. Leon Cornale aus Ratingen bei Düsseldorf, besser bekannt unter seinem Spielernamen Kodiak, war jedes Mal dabei. 2022 gewann er den World Cup gemeinsam mit seinen Teamkollegen Blinky und Maccem. Im Interview verrät der 24-Jährige, welche Tricks professionelle GeoGuessr-Spieler:innen anwenden, was dieses Spiel so faszinierend macht und inwiefern er sein umfangreiches Geografie-Wissen auch anderweitig nutzen will.
Lieber Leon, wann bist du das erste Mal auf GeoGuessr gestoßen? Was hat dich an dem Spiel fasziniert?
Leon Cornale: Das erste Mal entdeckt habe ich GeoGuessr etwa im Jahr 2017, habe es aber schnell wieder aus den Augen verloren. Geografie war schon immer meine Leidenschaft. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, kannte ich jedes Land, jede Hauptstadt, jede Flagge. Ich habe mir Atlanten angeschaut, doch irgendwie hat mir immer der Kontext gefehlt: Wie sieht es da wirklich aus? Wie sehen die Straßen, das normale Leben aus? Nach dem Abi war ich dann in Neuseeland und Indonesien und habe ein Faible für das Reisen entwickelt. Doch dann kam die Pandemie. Da habe ich mich zurückerinnert an GeoGuessr und dachte: Moment mal, damit kannst du doch von Zuhause aus reisen. Ich habe gemerkt, dass mir das Spiel sehr viel Spaß macht und ich endlich mein ganzes Geografie-Wissen nutzen konnte. Man kann natürlich Reisen nicht durch Street View ersetzen, aber man bekommt auf jeden Fall gute Eindrücke.
Für Außenstehende wirkt es unfassbar: Du schaust dir Ausschnitte von Google Street View an, die sich irgendwo auf der Welt befinden, und kannst dann innerhalb kürzester Zeit sagen, wo du dich befindest. Wie machst du das?
Der Trick ist im Endeffekt, viel zu spielen. GeoGuessr ist ein Memory Game, das heißt, je mehr du gesehen hast und je besser dein Gedächtnis ist, desto besser wirst du. Und dann schaut man sich eben die verschiedensten Regionen auf Streetview an und achtet auf Landschaften, Bäume, Baustile oder die Infrastruktur.: Man sieht überall Unterschiede. Jede Region ist einzigartig, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint. Wenn man mit GeoGuessr anfängt, ist der erste Schritt eigentlich immer, das Land zu erraten. Dafür gibt es infrastrukturelle Hinweise, etwa Telefonmasten oder Straßenreflektoren, die sind für fast jedes Land einzigartig. Diese Dinge zu lernen, das ist der Einstieg – das ist wie Memory spielen. Und je mehr Zeit man im Spiel verbringt, desto mehr einzigartige kleine Details kann man entdecken und versuchen, sich zu merken.
Kann jede:r mit GeoGuessr starten, auch ohne Vorkenntnisse?
Definitiv. Ich denke, dass ein Interesse an der Welt und an Geografie hilft, aber es gibt auch Spielerinnen und Spieler, die das als reines Gedächtnisspiel betrachten – so wie Schach, wo man sich die Spielzüge merken muss. Aber das Spiel ist super einsteigerfreundlich. Wenn du zum Beispiel in Berlin wohnst, dann fängst du erstmal mit einer Berlin-Map an. Es macht wirklich Spaß, sich darin mit Freundinnen und Freunden zu messen. Und später kannst du dann gegen nationale und internationale Communities antreten und auch darüber neue Leute kennenlernen. Ich habe durch GeoGuessr mittlerweile gute Freundschaften überall auf der Welt.
Wie kam es zu deiner Teilnahme an den World Cups?
Ich war einfach gut (lacht). Irgendwann war ich der beste deutsche Spieler und deshalb wurde ich eingeladen. Ich musste Turniere spielen, um mich zu qualifizieren. Ich habe mich jetzt allerdings dazu entschieden, mich für den nächsten World Cup nicht mehr zu bewerben. Dafür fehlt mir aktuell einfach die Praxis, auch wenn ich immer noch sehr viel Spaß an dem Spiel habe. Aber ich wäre gerne als Analyst dabei – oder auch einfach als Zuschauer.
Wie würdest du die GeoGuessr-Community beschreiben?
Die Community ist, das kann ich aus vollem Herzen sagen, die beste Gaming Community, die ich kenne. Alle sind total nett und freundlich, gerade auch zu Einsteigerinnen und Einsteigern. Ich will gar nicht gegen andere Gaming Communities schießen, aber die sind häufig sehr toxisch und nicht sehr offen. Was ich auch schön finde: Die Community ist ein wenig reifer, denn es geht hier nicht darum, stupide drauflos zu schießen. Das filtert schon ein wenig die Leute aus, die weniger nett sind.
GeoGuessr wird mittlerweile professionell auf World Cup-Ebene gespielt, das Spiel ist zu einem echten E-Sport geworden. Wie werden sich E-Sports deiner Meinung nach weiterentwickeln?
Ich bin glücklich darüber, dass es in diese Richtung geht. Ich finde, GeoGuessr hat unfassbar viel Potenzial, weil Zuschauende sich schnell mit dem Spiel identifizieren und nachvollziehen können, was passiert. Im Endeffekt ist es wie bei einem „normalen“ Sport: Es ist immer spannend, wenn man für etwas brennt und dabei zuschauen kann – seien es nun E-Sports oder Sportarten wie Leichtathletik. Auch wenn man das Game oder die Sportart nicht selbst macht, ist das super interessant und beeindruckend. Ich sehe definitiv Potenzial in der Zukunft. Gerade die junge Generation wird damit aufwachsen, denn Livestreams oder E-Sport-Turniere sind heutzutage durch Twitch und Co. viel zugänglicher. Das wird mit der Zeit sicher noch größer werden.
Planst du, deiner Leidenschaft für Geografie auch anderweitig nachzugehen?
Ich überlege schon lange, wie ich das zu meinem Lebensmittelpunkt machen kann. Zuletzt habe ich Wirtschaft studiert, damit habe ich jetzt allerdings aufgehört und will mich in Zukunft auf Content Creation fokussieren – mit Fokus auf GeoGuessr und Geografie allgemein. Viele in der Community haben mich schon länger dazu gedrängt, aber ich hatte da immer ein bisschen Bammel vor. Jetzt haben mich meine Freunde so weit ermutigt, dass ich das endlich in die Wege leite, damit es bald losgehen kann. Darauf freue ich mich schon sehr. Ich möchte meine Leidenschaft für GeoGuessr und Geografie teilen und eine Community aufbauen. Ich glaube auch, dass das erfolgreich werden kann, weil im deutschsprachigen Raum bisher niemand diese Nische bedient. Es macht einfach Spaß und ich finde es wichtig, mehr über die Welt zu erfahren, in der wir leben. Ich würde mich freuen, wenn ich Leute dazu inspirieren kann.
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