Interview

Merlin Sandmeyer aus „Die Discounter“: „Meine Frau musste weinen“

Drei Männer aus der Serie "Die Discounter" reden miteinander. Ladendetektiv Jonas steht in der Mitte
Merlin Sandmeyer (Mitte) in "Die Discounter" als Ladendetektiv des Supermarkts „Kolinski“ in Hamburg-Altona.
Clara Verstl, funky-Jugendreporterin

Nach dem erfolgreichen Start der ersten Staffel der Amazon-Prime-Serie „Die Discounter“ geht es nun endlich in die zweite Runde. Auch Merlin Sandmeyer ist wieder mit von der Partie und verkörpert wieder den schüchternen, meist tollpatschigen aber gutherzigen Jonas – den Ladendetektiv des Supermarkts „Kolinski“ in Hamburg-Altona. Er ist Teil eines wild zusammengewürfeltem Supermarkt-Teams, in dem die Protagonist*innen sich gegenseitig das Leben schwer machen, die Hürden des Supermarkt-Arbeitens zu überwinden versuchen und so gleichzeitig als Gemeinschaft immer enger zusammenwachsen. Auf was die Zuschauerinnen und Zuschauer sich in der zweiten Staffel freuen können, wie es wirklich am Set des Altonaer Supermarkt „Kolinski“ aussieht und was „Die Discounter“ so besonders macht, verrät der 32-Jährige im Interview.  

Am 11. November erschien endlich die zweite Staffel von „Die Discounter“. Wann habt ihr mit den Dreharbeiten dafür begonnen und wie war es, wieder im „Kolinski“-Supermarkt zu drehen?
Wieder da zu sein war schön. Die alte Crew kam zusammen und es war ein bisschen wie auf einer Klassenfahrt: Nach einem Jahr sehen wir uns wieder, jeder hat seine Erfahrungen gemacht und jetzt sind wir eine Klasse weiter. Mit dem Drehen angefangen haben wir im April. Dabei fiel die Entscheidung, eine zweite Staffel zu drehen, erst im Februar. Ein Schnellschuss, denn so blieb sehr wenig Zeit, um die Drehbücher zu schreiben. Gleichzeitig war es aber auch gut, weil wir alle schon so eingespielt waren und wussten, wie es mit uns funktioniert. 

Die alte Crew kam zusammen und es war ein bisschen wie auf einer Klassenfahrt: Nach einem Jahr sehen wir uns wieder, jeder hat seine Erfahrungen gemacht und jetzt sind wir eine Klasse weiter.

Im Vergleich zu deinen vorherigen Schauspieljobs: Wie hoch war der Aufwand, um für die „Discounter“ den Text auswendig zu lernen?
Null. Also sehr angenehm. Aber man bereitet sich natürlich auf seine Figur vor und liest sich in die Story ein: Was folgt auf was, weil wir versuchen immer chronologisch zu drehen. Aber im Großen und Ganzen ist das meine gesamte Vorbereitung und Text im üblichen Sinne muss man Gottseidank nicht lernen. 

Was unterscheidet die Dreharbeiten für „Die Discounter“ darüber hinaus noch von anderen Jobs?
Zum einen das Set: Normalerweise hat man viele verschiedene Motive und ist unterwegs. Wir haben tatsächlich nur einen Raum, in dem wir drei, vier Wochen miteinander Zeit verbringen. Das kann anstrengend sein, aber wir verstehen uns alle sehr gut, auch wenn manchmal eine Art Lagerkollar-Gefühl aufkommt. Stichwort Klassenfahrt. Aber das ist dann auch wieder das Besondere, sodass man fast schon sagen kann: Hinter der Kamera ist es genauso wie vor der Kamera. Denn so entsteht auch eine gewisse – und bei uns wichtige – Dynamik, weil wir im Unterschied zu anderen Dreharbeiten viel improvisieren und spontan interagieren. Und dafür muss man sich gut kennen. 

Alle sind mit Herz und Seele dabei und brennen für den Job. Und das merkt man. 

Gibt es in der zweiten Staffel Veränderungen am Supermarkt selbst?
Alles ist gleich schäbig geblieben. Also leider kein Upgrade. Ich glaube, wir haben neue Kassen, aber ansonsten hat sich an der Schäbigkeit des „Kolinski“-Supermarkts nichts geändert. Zumindest wurde der Aufenthaltsraum für uns Schauspieler*innen durch eine neue Couch und einen Teppich etwas aufgehübscht. 

Der Cast von „Die Discounter“ könnte unterschiedlicher fast nicht sein. Warum harmoniert es am Set dennoch so gut?
Das war tatsächlich eine Sache, über die ich mir persönlich vor der ersten Staffel viele Gedanken gemacht habe: Wie funktioniert das? Leute, die so zusammengewürfelt werden und sich als Schauspieler*innen kaum kennen, sollen direkt improvisierend loslegen. Da hatte ich schon meine Bedenken. Deshalb spreche ich zum einen von Glück, dass es tatsächlich so gut funktioniert, aber auch von der Arbeit der drei Regisseure Emil, Oskar und Bruno. Sie haben den Cast einfach richtig gut zusammengestellt. Nicht nur auf die spielerischen Fähigkeiten bezogen, sondern auch die zwischenmenschliche Dynamik, die sich bei uns so harmonisch eingespielt hat. Alle sind mit Herz und Seele dabei und brennen für den Job. Und das merkt man.

Mit welchem Charakter würdest du am ehesten im realen Leben tauschen wollen und wieso?
Das ist schwer, weil ich selbst mitspiele. Ich würde mit niemandem tauschen wollen, ich will Jonas bleiben. Der macht viele coole Sachen in der zweiten Staffel, aber davon verrate ich noch nichts. 

Würdest du dich in gewisser Weise mit deinem Charakter als Jonas auch im echten Leben identifizieren?
Also tatsächlich wurde mir schon oft gesagt: Das bist ja schon du. Als mich meine Frau in der Serie gesehen hat, musste sie sogar weinen, weil sie so viel Mitleid mit mir hatte und meinte, der Charakter würde in gewisser Weise aus mir kommen. Ich spiele den Jonas zwar komplett und habe diese Figur entwickelt, aber ich würde auch sagen, dass viele Dinge von mir persönlich mit einbezogen wurden. Die Schüchternheit zum Beispiel. Auch kann ich manche Sachen, die er tut, total nachvollziehen. 

Die Serie ist eine Mockumentary, die Handlung wird also von den Charakteren in Form von Interviews direkt kommentiert. Wieso, denkst du, passt dieses filmische Mittel so gut zu der Serie?
Grundsätzlich finde ich, dass diese zweite Ebene ein spannendes Mittel ist, das mehr Potenzial für Humor und Spielmöglichkeiten bietet. Man kann die Figuren nochmal privater kennenlernen, weil sie alleine vor der Kamera sitzen und geheime Dinge äußern dürfen.

Was war die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten der zweiten Staffel?
Als wir kurz nach dem Erfolg der Serie Anfang diesen Jahres mit den Dreharbeiten für die zweite Staffel anfingen, gab es schon einen gewissen Druck. Nach dem Motto: Jetzt müssen wir auch irgendwie nachliefern! Dieser Gedanke hat sich aber zum Glück schnell verflüchtigt – es war wichtig, dass wir nicht in solche Art Stress verfallen. Ansonsten lief bei den Dreharbeiten alles rund. Wir alle haben schnell wieder in unsere Figuren gefunden und der lockere Umgang am Set war wieder der alte. Man hat in den Raum gerufen: Wir sind wieder zurück!

Man hat in den Raum gerufen: Wir sind wieder zurück!

In der ersten Staffel gab es immer mal kleine Gastauftritte. Wird es solche auch in der zweiten Staffel geben? Und wenn ja, kannst du darüber schon etwas verraten?
Also darüber darf ich eigentlich nichts verraten, aber es gibt auf jeden Fall wieder bekannte Gesichter. Ein bekannter Fußballer wird dabei sein. 

Welche*n Schauspieler*in könntest du dir für „Die Discounter“ noch gut vorstellen?  
Da gibt es viele schräge Vögel, die ich auch humortechnisch gut passen würden. Jella Haase hatte sich mal gewünscht, dabei zu sein, und sie könnte ich mir tatsächlich auch ziemlich gut bei „Die Discounter“ vorstellen. 

Welches Outtake war das Lustigste in dieser Staffel?
Es gibt wirklich extrem viele lustige Momente. Eigentlich lachen wir den ganzen Tag. Aber wenn ich jetzt spontan drüber nachdenke, gab es eine Szene, in der Marc Hosemann, der Thorsten spielt, mich in seinem Büro derart zur Sau machen musste und ich dabei keine Miene verziehen durfte. Das war so lustig und natürlich habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten, ernst zu bleiben.  

Wie würdest du als Merlin den „Kolinski“-Discounter mit einem Wort beschreiben?
Freundschaft. 

Wie würdest du die neue Staffel der Discounter in drei Worten beschreiben?
Heiß, heiß, heiß! Tiefer, lauter, schneller! Klingt sexuell, aber so ist das eigentlich gar nicht gemeint. Es wird emotionaler, schneller und vielleicht auch ein bisschen lauter.

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