To BeReal or not to BeReal: Was steckt hinter dem Hype?

Mädchen im grünen Pullover macht ein Selfie
Zwei Minuten, keine Filter, beide Kameras: Das Konzept von BeReal unterscheidet sich stark von gängigen Social-Media-Modellen.

BeReal ist die Social-Media-App auf dem Vormarsch und verspricht das Ende des Filterwahns. Das möchte die App erreichen.

Matheo Berndt, funky-Jugendreporter

BeReal ist die neue Social-Media-App auf dem Vormarsch. Richtig neu ist die App aber eigentlich nicht, denn entwickelt wurde sie bereits 2020 vom Franzosen Alexis Barreyat. Der Hype hat allerdings bis zum Frühling dieses Jahres auf sich warten lassen und nun zieht die App große Kreise. Das Ziel ist im Kern, ein authentisches soziales Netzwerk zu erschaffen, ohne den gewohnten Perfektionswahn. Aber hält die App denn, was sie verspricht?

Einmal am Tag bekommt man zu einer zufällig generierten Zeit eine Benachrichtigung, die dazu auffordert, sein BeReal zu posten. Im Anschluss hat man zwei Minuten Zeit, um ein Foto mit der Innen- und Außenkamera gleichzeitig zu machen. Diese werden zusammen gepostet – Bearbeitungsfunktionen und Filter gibt es nicht. Geht man nicht direkt auf die BeReal-Nachricht ein und postet erst später, wird diese Verspätung im Post kenntlich gemacht. Die BeReals seiner Freund*innen kann man erst sehen, wenn man ein eigenes gepostet hat. Das soll zur Aktivität aller Nutzer*innen beitragen. So weit, so gut. Ist das denn nun die Rettung vor dem Filter-Realitätsverlust der Konkurrenz?

An mir persönlich ist der Hype bis vor Kurzem vorbei gegangen, aber letztendlich machten mich die vielen TikToks und Posts darüber dann doch neugierig. Ich lud mir die App herunter und muss ehrlich sagen: Ich war von Sekunde Eins an ein Fan. Von der Art her erinnern mich die Einblicke in das Leben meiner Freund*innen ein bisschen an Snapchat, der große Unterschied ist aber die Unmöglichkeit, Filter zu verwenden oder Bilder zu bearbeiten. Außerdem sieht man, je nachdem, wie viele Personen man hinzufügt, auch Alltagseinblicke von Personen, die man zwar kennt und mit denen man auch befreundet ist, mit denen man aber kaum täglich spricht oder schreibt.

Stichproben des echten Lebens

Ich finde es total spannend, ein kleines Fenster in die echten Leben der anderen zu haben, besonders weil viele meiner Schul- und Unifreund*innen mittlerweile in anderen Städten leben. Die App fühlt sich deutlich echter an als viele andere, vor allem wegen der unbearbeiteten Fotos. Die zufällig generierte Zeit bringt eine*n außerdem dazu, wirklich stichprobenartig sein echtes Leben zu zeigen – auch wenn es natürlich immer noch die Möglichkeit gibt, einfach auf einen aufregenderen Moment mit seinem BeReal zu warten.

Es ist schwierig zu beurteilen, ob BeReal dauerhaft die versprochene Erholung vom Social-Media-Leistungsdruck bieten kann oder ob die App, wie einst HouseParty und so viele andere, langsam wieder in der Versenkung verschwinden wird. Zum Teil bin ich sicher nur begeistert, weil die App neu ist – aber eben auch, weil das Konzept mir wirklich gefällt. Es ist jedoch leider so, dass der Druck zum perfekten Leben und aufregenden Content auf Instagram, Tiktok und Co. nicht von ungefähr kommt; das echte Leben verkauft sich einfach nicht so gut. Ob sich BeReal durchsetzen kann oder ob die Nutzer*innen bald von der Realness ihrer Freund*innen gelangweilt sein werden, wird sich erst noch zeigen.

funky-instagram-banner

Du willst mehr? Du bekommst mehr!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.