Besserwisserwissen: Gibt es den „sozialen Kater“ wirklich?

Erschöpfte Frau liegt auf einem Bett.
Abgeschlagenheit durch den sozialen Kater. Was steckt dahinter?

Es gibt wieder eine Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um ein Übermaß an sozialen Kontakten: Gibt es wirklich so etwas wie einen sozialen Kater?

Sarah Melziarek, funky-Jugendreporterin

Eigentlich kennt man die Symptome vor allem nach einer durchzechten Nacht: Kopfschmerzen, Übelkeit, Abgeschlagenheit – das, was man nach einem übermäßigen Konsum an Alkohol unter einem Kater versteht. Es scheint all das aber auch ohne Alkohol zu geben, lediglich ausgelöst durch die Anwesenheit anderer Menschen. Der sozialen Kater, besser bekannt als „Social hangover“, fand insbesondere in Post-Lockdown-Zeiten großen Anklang in den Medien. Nach Monaten der disziplinierten Isolation war es vielen ein Bedürfnis, den verpassten sozialen Umgang aufzuholen. Dabei schlug der ein oder andere auch mal über die Stränge – und schon gar keine Einladung aus.

Was ist ein sozialer Kater?
In der Populärsychologie versteht man unter dem  „sozialen Kater“ einen Zustand der Abgeschlagenheit durch das Aufbringen von (zu viel) Energie nach sozialen Interaktionen. Anzeichen für einen Kater können Stressreaktionen, Müdigkeit, Desinteresse an Gesprächen, Gereiztheit und Overthinking sein. Besonders introvertierte Menschen seien in der Regel mit dem sozialen Kater vertraut, da sie im Gegensatz zu Extrovertierten Energie aus der Zeit mit sich allein gewinnen. Der soziale Kater konnte bislang wissenschaftlich allerdings nicht belegt werden, daher die Zuordnung zur populären Psychologie. Zu ihr gehören Theorien, Konzepte und Terminologien, die möglicherweise einen Ursprung in der Psychologie haben, allerdings eher umgangssprachlich als in Fachdiskursen verwendet werden.

Gibt es den sozialen Kater wirklich?
Auch der Psychologe Professor Ingo Zobel an der Hochschule Fresenius bezweifelt in einem Interview mit „welt.de“ das Phänomen und verweist auf seinen populärpsychologischen Ursprung. „Das, was als Social hangover beschrieben wird, ließe sich auch mit Symptomen einer depressiven Verstimmung beschreiben“. Auch Professor Frank Erbguth, ärztlicher Leiter der Universitätsklinik für Neurologie des Klinikums Nürnberg, betont, die Menschen seien trotz des Lockdowns auf zwischenmenschliche Beziehung gepolt. Ein Wechsel von Ruhe und Zwischenmenschlichkeit beschreibt er als normalen Verhaltenskontrasteffekt, der nicht zu negativen Symptomen führen dürfe. „Ich halte den Social hangover für eine Banalität, verquickt mit Corona und Pseudowissenschaftlichkeit.“ erklärt er welt.de

Was tun bei genannten Symptomen?
Obgleich der soziale Kater also wissenschaftlich nicht bestätigt wird, beobachten einige Menschen dennoch Stressreaktionen, Müdigkeit, Desinteresse an Gesprächen, Gereiztheit und Overthinking. Das kann viele Ursachen haben, die Lösungsansätze sind jedoch in der Regel ähnlich: Sich nicht zu viel vornehmen, Reize vermindern und sich bei Unwohlsein zurückziehen. Das ist vollkommen okay. Im Zweifelsfall den Zustand kommunizieren, Freund*innen werden bestimmt Verständnis zeigen.


Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.