Besserwisserwissen: Wie oft lügen Menschen eigentlich wirklich?

Ein Buch als Symbol fürs Besserwisserwissen
Es gibt eine neue Portion Wissen zum Angeben. Diesmal geht es um unsere Liebe zur Wahrheit: Wusstest du, dass 60 Prozent der Menschen in einem zehnminütigen Gespräch mindestens einmal lügen?
Laura Wilks, funky-Jugendreporterin

Lügen haben kurze Beine. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht. – Die kleinen oder großen Unwahrheiten haben im Volksmund einen ziemlich schlechten Ruf. Auch wenn es da natürlich auf die Art der Lüge ankommt. Bei der kleinen Notlüge, quasi dem sozialen Schmiermittel, drücken wir eher mal ein Auge zu als bei der vorsätzlichen, großen Lüge. Wo genau die moralische Grenze zu verorten ist, ab der die Notlüge zur vorsätzlichen Lüge wird, bleibt allerdings offen. 

Wie selten die ungeschönte Ehrlichkeit tatsächlich vorkommt, dürfte trotzdem überraschen. Im Jahr 2002 initiierte der Psychologe Robert S. Feldman eine Studie zur Verhaltensauffälligkeit „Lügen“. Im Zuge der Befragung von 121 Studenten der University of Massachusetts, die unter dem Vorwand eingeladen wurden, es gehe um das Verhalten zweier Unbekannter beim Zusammentreffen, wurde festgestellt: 60 Prozent der Menschen lügen mindestens einmal während eines zehnminütigen Gesprächs. Und dabei liegt die Betonung auf mindestens. Tatsächlich ist einmal noch der Optimalfall, durchschnittlich kann jedoch mit zwei bis drei Lügen gerechnet werden. Die Häufigkeit ist Feldman zufolge nicht nur individuums-, sondern auch geschlechtsabhängig. Frauen wird mehr Empathie zugemessen. Sie lügen eher, um den Selbstwert ihres Gegenübers zu steigern. Männer hingegen neigen zur Lüge, um das eigene Ansehen in der Außenwelt zu erhöhen. 

Ein weiteres interessantes Resultat der Beobachtung: Viele der Probanden wurden sich ihrer Schwindeleien erst im Zuge dessen bewusst. Lügen ist also ein natürlicher und zumeist unbewusster Part des menschlichen Verhaltens. Sympathisieren wir mit unserem Gegenüber, so ist die Lüge näher an der Wahrheit. Das gezollte Maß an Respekt und Integrität dem Gesprächspartner gegenüber spielt dabei eine entscheidende Rolle. Im Laufe der ersten Sekunden eines Gesprächs wird also unterbewusst das Ausmaß unserer Lüge festgelegt. Dabei ist von kleinen Aufbesserungen der Realität bis hin zum Ausdenken nicht existenter Fakten alles möglich.  

Dass solche Unwahrheiten Verwirrung stiften, ist klar. Wir wachsen mit der Lüge auf, die nie als solche anerkannt wird. Was wohl passieren würde, wenn wir auf diesen Selbst- und Fremdschutz verzichten würden? Dann wäre eine Studie zum Verhalten zweier Unbekannter beim ersten Zusammentreffen sicherlich mal interessant.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.