Zurück in der Schule – „Nun bestimmen die Lehrer wieder den Schulalltag“

Seit guten vier Wochen sind die Sommerferien in Thüringen zu Ende und die Schulen haben wieder geöffnet. COVID-19 war jedoch nicht bereit, zu Beginn des neuen Schuljahres das Feld zu räumen.
Markus Hoppe, funky-Jugendreporter Heilbad Heiligenstadt

Vor den Sommerferien lief in meiner Schule alles über A- und B-Wochen. Die Klassen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, Sitzplätze wurden freigelassen und auf den Fluren und anderen Plätzen mit Fluktuation mussten die Masken getragen werden. Der Schülergruppe, die sich zu Hause aufhielt, wurde per Videochat sowie über eine spezielle Plattform mit Aufgaben versorgt. Am Anfang war es definitiv eine neue Erfahrung, doch nach und nach gewöhnten wir uns an die neue Unterrichtsform und passten auch unseren Lernstil entsprechend an. 

Dann beharrte die Regierung darauf, nach den Ferien wieder den Regelbetrieb aufzunehmen. Natürlich waren wechselnde Lerngruppen keine Dauerlösung, doch wie sollen die Abstände in voll besetzten Klassenzimmern eingehalten werden?

Die Antwort lautet: Gar nicht. Seit den Sommerferien sitzen wir wieder dicht an dicht, arbeiten in Gruppen oder beugen uns über den Hefter des Banknachbars, um die Lösungen abschreiben zu können. Der Unterricht lief ab, wie wir es aus der Prä-Corona-Zeit gewohnt waren. Ich war höchst skeptisch, wie das funktionieren sollte. Doch mit der Zeit zeigte sich, dass es irgendwie doch ging. Masken müssen außerhalb der Klassenräume weiterhin getragen werden. Pfeile aus Klebeband weisen uns auf den Fluren die Richtung. Und die Schulleitung ist nach eigener Aussage jederzeit bereit, den Distanzunterricht wieder aufzunehmen, sollte die Ampel auf Gelb oder Rot springen. 

Das Problem ist nur, dass wir jetzt etwas anderes gewohnt sind. Im Distanzunterricht war man selbst Herr des Zeitmanagements. Man konnte später aufstehen, in Ruhe frühstücken und erst mal eine Folge seiner Lieblingsserie schauen, bevor man sich gemütlich an die Schulaufgaben setzte. Für den Lernerfolg trug man selbst die alleinige Verantwortung. Nun bestimmen die Lehrer wieder den Schulalltag. Auch wenn das eigentlich der Normalfall ist, fiel und fällt es mir immer noch schwer, in den Schulalltag zurückzufinden. Man ist es nicht mehr gewohnt, 45 oder gar 90 Minuten stillzusitzen und zuzuhören. 

Zusammenfassend kann man sagen: Der Schulalltag mit Corona unterscheidet sich von dem Alltag vor Corona nur noch durch eine Maske vor Mund und Nase. Und ehrlich gesagt: Ich bin froh darüber. Einen planlosen Unterricht, wie er – verständlicherweise – in den Anfangszeiten der Pandemie abgehalten wurde, kann ich in Zeiten der Abiturvorbereitung nicht gebrauchen. Ob das Ampelsystem letztendlich Erfolg hat oder scheitert, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Ein Schüler unserer Schule hat sich mit dem Virus infiziert. Nun müssen Entscheidungen getroffen werden, die zum einen die Gesundheit, zum anderen den Bildungserfolg aller Schüler berücksichtigen. Mal schauen, ob dieser Balanceakt funktioniert.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.