Besserwisserwissen: Korallen als medizinischer Knochenersatz?

Ein Buch als Symbol fürs Besserwisserwissen
Es gibt eine neue Portion Wissen zum Angeben. Diesmal geht es um den medizinischen Nutzen bestimmter Meeresorganismen: Wusstest du, dass Korallen zum Heilen von Knochenbrüchen und -krankheiten eingesetzt werden können? 
Von Ronja Buchin, funky-Jugendreporterin 

Knochen sind das Grundgerüst unseres Körpers und erwiesenermaßen härter als Granit. Trotz dieser beeindruckenden Stabilität kommt es nicht selten vor, dass sich Menschen ihre Knochen brechen. In manchen Fällen erfordern solche Verletzungen oder auch chronische Erkrankungen des Knochengewebes, beispielsweise Osteoporose, eine Knochenfüllung oder gar einen -ersatz. Und hier wird es knifflig. Dafür benötigt man nämlich ein Material, das sowohl ähnlich stabil ist wie menschlicher Knochen als auch organisch genug, um eine Bindung mit humanen Zellen einzugehen und diese zum Nachwachsen anzuregen. Mit der Zeit wurden für dieses Problem verschiedene Lösungen herangezogen: Zum einen wird Material aus menschlichen Spenderknochen verwendet. Zum anderen gibt es verschiedene synthetische Stoffe wie beispielsweise „Bioglas“. Und dann gibt es eine weitere Methode, die bis dato zwar weniger medizinisch erprobt, dafür aber weder abhängig von Knochenspenden ist noch Gefahr läuft, nicht organisch genug zu sein. Der Ersatzstoff kann nämlich genauso gut von anderen, tierischen Spezies transplantiert werden. Meistens wird Knochensubstanz von Rindern oder Pferden verwendet, da diese der menschlichen sehr ähnlich ist. Allerdings wird in diesem Zusammenhang mittlerweile auch Material aus einer Spezies gewonnen, die mehr überraschen dürfte: der Koralle. 

Die Fauna der Unterwasserwelt ist noch unerforschter als das Leben zu Land. Dabei machen Algen und Korallen einen Großteil der verschiedenen Arten aus. Anders als ihr Aussehen auf den ersten Blick vermuten lässt, handelt es sich bei Korallen um tierische Organismen, da sie zum Stamm der Nesseltiere gehören, was sie zu direkten Verwandten der Quallen macht. Die meisten Korallenarten besitzen ein sogenanntes Exoskelett, ihr Halt gebendes Gerüst befindet sich also, anders als bei Wirbeltieren, außerhalb des Körpers und bildet somit eine stabile Hülle. Und ebendieses Außenskelett der farbenfrohen Meeresorganismen ist unserem menschlichen Innenskelett rein chemisch gesehen zufälligerweise extrem ähnlich. 

Dabei geht es vor allem um das Mineral Hydroxylapatit, das Kristalle bildet und aus verschiedenen Calciumphosphatverbindungen besteht. Dieses Mineral verfügt bei Korallen über eine adäquate Porosität und Bioaktivität, was – mal ganz ohne Fachchinesisch ausgedrückt – bedeutet, dass es ähnlich stabil wie menschlicher Knochen ist und mit diesem sogar verwachsen kann. 

Ein medizinisches Unternehmen, das sich der Entwicklung von Knochentransplantaten aus Koralle widmet, ist die israelische Firma CoreBone. Dort werden in riesigen, rund um die Uhr kontrollierten Aquarium-Komplexen Korallen herangezüchtet und mit den nötigen bioaktiven Nährstoffen angereichert. Das daraus extrahierte Mineral wird letztendlich entweder in Pulverform oder als Block an Kunden in Israel sowie europäischen Ländern verkauft. Das Knochenersatzmaterial kann in der orthopädischen und sogar der oralen Chirurgie verwendet werden.

Also: Falls ihr mal ein Loch im Zahn oder sogar im Knochen haben solltet, kann es gut sein, dass dieses mit Koralle gefüllt wird! Komische Vorstellung, oder?

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.