Ja, nein, vielleicht: Willst du auch nach der Schule mit mir gehen?

Bahnhof als Symbol für Fernbeziehungen
Der Bahnhof: In Fernbeziehungen ein Ort des Wiedersehens und der Abschiede gleichermaßen. Foto: Friederike Deichsler

Nach dem Schulabschluss beginnt die Prüfungsphase für Beziehungen. Wir haben für euch mit Experten gesprochen.

Zwischen Schließfächern und Vertretungsplänen hast du sie gefunden: die Liebe inmitten des Schulwahnsinns. Gemeinsam trotzt ihr willkürlicher Notengebung und mit ein paar Herzchen sehen auch Matheaufgaben irgendwie nett aus. Der Mikrokosmos Schule wird zu eurer Welt. Knutschen in versteckten Ecken auf dem Pausenhof inklusive. Doch diese Welt ist einsturzgefährdet, denn irgendwann werdet ihr euren Abschluss machen. Eigentlich ein Befreiungsschlag, der euch mit einem Mal viele Türen öffnet. Das bedeutet aber auch, dass jetzt Entscheidungen fällig sind

„Realistisch gesehen ist das eine große Krise für eine Beziehung. Das kann man auch nicht schönreden“, sagt Ulric Ritzer-Sachs von der Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Aber Krisen sind da, um gemeistert zu werden – und weitermachen wie bisher ist ohnehin nicht drin. Hier also ein paar Tipps, damit ihr euch das ganz große Drama erspart.

Reden ist Gold

Der Wichtigste ist jetzt: Miteinander sprechen. Das klingt einfach, ist es aber eher nicht. Schnell prallen Verlustängste und Erlebnishunger aufeinander. Was wird aus dem Plan vom Work-and-Travel in Neuseeland? Nehme ich den Platz an der 500km entfernten Traum-Uni an? Besonders schlimm wird die Zerrissenheit, wenn nur einer mit der Schule fertig ist und der andere sozusagen zurückbleibt.

Grundsätzlich gilt: „Beide sollten gleichberechtigt Wünsche äußern können und einander zuhören“, so Jeanine Rücker von Nummer gegen Kummer. Bke-Berater Ritzer-Sachs ergänzt: „Man sollte sich keine Vorwürfe machen.“ Er empfiehlt Ich-Sätze (siehe unsere Tipps zum konstruktiven Streiten 🙂 ). Und auch, wenn die Verlustangst noch so groß sei, betont der Experte: „Klammern hilft nicht. Die Entscheidung ‚Ich will mit dir zusammen bleiben, aber wir werden uns die nächsten drei Jahre weniger sehen.’ ist für mich viel reifer als ‚Du bleibst hier oder ich mache Schluss.’“

Den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch gebe es übrigens nicht, meint Ritzer-Sachs. „Man muss sich überlegen, ob der Wunsch des Partners einen beeinflussen würde. Manchmal ist es besser, selbst eine Entscheidung zu treffen und dann konkret darüber zu sprechen. Wenn man sich aber noch gar nicht sicher ist, kann man auch schon früh miteinander reden.“

Stoppt den Absolutismus!

Übertriebene Dramatisierungen und knallharte Ultimaten sind ohnehin nur in ganz seltenen Ausnahmefällen wirklich hilfreich. In einer Diskussion, in der es um eure Zukunft geht, sind sie es nicht. Jeanine Rücker stellt klar: „Langfristig kann eine Beziehung nur funktionieren, wenn nicht immer nur einer zurückstecken muss.“ Das heißt allerdings auch nicht, dass ihr eure Pläne ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen sollt. Aber wie ihr euch euer Leben in 10 Jahren vorstellt, gehört zu eurer Persönlichkeit und die solltet ihr nicht aufgeben. „Beziehungen sind dann gut, wenn beide autonom sind und ihre eigenen Träume und Wünsche haben“, bringt es Ritzer-Sachs auf den Punkt.

In meinem Studium habe ich gelernt, wie Ereignisse zu Nachrichten werden und wann etwas wichtig genug ist, um darüber zu berichten. Wenn dabei die Dinge als uninteressant abgestempelt werden, für die vermeintlich nur Jugendliche brennen, finde ich das allerdings sehr schade. Die beste Möglichkeit, um dem entgegenzuwirken: selbst schreiben!

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