Was wäre, wenn es keine Bienen mehr gäbe?

Arbeiterbienen tummeln sich in einem Bienenstock auf einer Honigwabe
Bienen sind ein unverzichtbarer Teil eines perfekt aufeinander abgestimmten Ökosystems, von dem unsere Lebensmittelversorgung abhängt.
Veronika Hensing, funky-Jugendreporterin

Albert Einstein soll 1949 gesagt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“

Gäbe es keine Bienen mehr, würden wir zwar nicht sofort verhungern, müssten jedoch einen extremen Rückgang bestimmter Nahrungsmittel in Kauf nehmen. Und mehr noch: Die kleinen Tierchen tragen zu einem wirtschaftlichen Ertrag bei, der global schätzungsweise 265 Milliarden Euro beträgt.

Rund drei Viertel unserer Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Darunter sind 4000 Gemüsesorten wie beispielsweise Äpfel, Birnen, Tomaten, Zucchinis und Mandeln. 90 Prozent der weltweiten Nahrungsproduktion sind von diesen Nutzpflanzen abhängig. Ein Birnbaum bringt durch die Bienenbestäubung etwa 156 Kilo Ertrag, ohne Bienenbestäubung jedoch nur 45 Kilo. Diese beiden Werte zeigen deutlich, wo wir ohne die Bienen in unserer landwirtschaftlichen Produktion stünden. Alles, was übrigbliebe, wäre rar und teuer. Sogar die Milch- und Fleischproduktion würde stark zurückgehen, da die Ernte wichtiger Pflanzen für die Fütterung der Nutztiere ohne Bienenbestäubung nicht mehr gewährleistet werden könnte.

Die Region Sichuan ist ein Paradebeispiel dafür, wie empfindlich Ökosystem ist und wie abhängig wir Menschen von der Natur sind. In den 1960er-Jahren wollte man dort die Landwirtschaft ankurbeln und dachte, man müsse die Spatzen vernichten, da sie angeblich die Saat von den Feldern pickten. Nachdem über zwei Milliarden Spatzen ausgerottet waren, folgten schwere Ernteausfälle. Denn Spatzen fressen Schädlinge, die sich auf den Pflanzen niederlassen. Die daraufhin eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel wiederum sind Gift für die Bienen, die dadurch aus der Region gänzlich verschwanden. Heute müssen Menschen in Sichuan die Obstbäume per Hand mit kleinen Pinseln bestäuben. Diese für Menschen mühevolle und äußerst zeitaufwändige Arbeit zeigt deutlich, dass das Ökosystem auf ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Insekten, Tieren und Pflanzen angewiesen ist.

Riesige Monokulturen und der Einsatz giftiger Pestizide stellen ein großes Problem für die Artenvielfalt dar, insbesondere für die kleinsten Tiere in der Luft und im Boden. Die Pestizide, die die eine Pflanze vor Schädlingen schützen sollen, schaden anderen Pflanzen, indem sie die überlebenswichtigen Insekten töten. Insbesondere die Artenvielfalt unter der Erde ist enorm wichtig für einen fruchtbaren Ackerboden.

Dass die Menschen also von den Insekten abhängig sind und dringend auf den Artenschutz setzen müssen, auch in der Agrarlandschaft, ist klar. Neben der Klimakrise ist das das Aussterben der Biodiversität das größte Problem unserer Zeit, wofür es zu wenig Lösungsansätze gibt.

Um das Bienensterben aufzuhalten, gibt es allein in Deutschland bereits mehr als eine Million Bienenvölker, die vor allem von Hobby-Imkern gehalten werden. Dabei handelt es sich allerdings hauptsächlich um Honigbienen. In Deutschland gibt es über 570 Wildbienenarten, die besonders schützenswert sind. Aufgrund der Überpopulation der Honigbienen gibt es nicht mehr genügend Nektar für Wildbienen und Schmetterlinge. Honigbienen sind regelrechte Honigmaschinen, die sich perfekt koordinieren, um den meisten Nektar zu sammeln. Obwohl sie zur Bestäubung unserer Pflanzen beitragen, gefährden sie durch ihre Überpopulation die Wildbienenarten, von denen bereits 50 Prozent auf der Roten Liste stehen. Was also wirklich hilft, um die bedrohten Wildbienenarten zu schützen, ist das Pflanzen von Wildblumen.

In den USA wurden bereits Patente für Roboterbienen angemeldet, die die Bestäubung übernehmen sollen. Das kann jedoch keine Lösung für das Insektensterben sein. Was diese Entwicklung nur noch mehr unterstreicht ist die Dringlichkeit effektive Lösungen zum Schutz der Bienen und anderer bestäubender Insekten zu finden, um das empfindliche Gleichgewicht unseres Ökosystems langfristig zu bewahren.

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