Ein buntes Programm: Das Filmfestival „Sehsüchte“

Eine Filmszene durch eine Kamera
Sie sind die Zukunft des Films: Junge Filmemacher*innen zeigen ihre Werke.

Es war wieder so weit: Zum 51. Mal fand das „International Student Festival Sehsüchte“ in der Filmuniversität Babelsberg statt. Dort wurden vom 20. Bis 24. April 2022 eine bunte Auswahl an Programmpunkten wie Showcases, Panels, Workshops und Kurzfilmvorstellungen präsentiert.

Lara Eckstein, funky-Jugendreporterin

Das fünftägige Festival soll als Plattform für Filmmacher*innen dienen, die in die Branche eintauchen, ihre Werke zeigen und sich untereinander zu vernetzen möchten. Aber natürlich war auch jede*r willkommen, der*die Lust auf das Programm hatte!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Am Donnerstag ging es für mich in den ersten Workshop zum Thema Barrierefreiheit im Film. Barbara Fickert, Redakteurin, Bloggerin und Produzentin, erklärte mit Unterstützung von Autor Ralf Krämer, wie Kinofilme für seh- oder hörbehinderte Menschen zugänglich gemacht werden können. Ich gewinne Einblicke hinter die Kulissen der Entstehung von Audiodeskriptionen, also einem Text, der über Filme gesprochen wird, um sehbehinderte und blinde Menschen in der Filmwelt zu inkludieren. Dabei wird vor allem deutlich, wie schwer es ist, zu entscheiden, welche Details einer Szene, in die nur einige Sekunden lange Beschreibung aufgenommen werden sollen. Im Anschluss an die Einführung durfte sich das Publikum selbst ein wenig ausprobieren und die Audiodeskription für eine Filmszene zu formulieren – gar nicht so leicht.

Im zweiten Workshop mit dem Titel „Detox Masculinity“ ging es um Männerbünde, also einer Gemeinschaft von Männern, aus der Frauen grundsätzlich ausgeschlossen sind und den „Male Gaze“ in Film und Literatur, also aus dem Blickwinkel eines Mannes verfasste Werke. Christoph May ist kritischer Männerbetrachter und berät Männer und Unternehmen in Genderfragen. Er leitete den Workshop, der sich dementsprechend vor allem an Männer richtete. Da im Publikum allerdings vor allem Frauen saßen, sprachen wir viel über unsere Erfahrungen mit Sexismus und diskutieren über Frauen- und Männerbilder in Filmen. Es entstand eine anregende Atmosphäre.

Später fragte ich Christopher, wie er zu der Erkenntnis kam, dass er seine eigene toxische Maskulinität überwinden muss. „Es war und ist ein Prozess, den ich niemals ohne meine Freundin geschafft hätte“, verriet er mir. „All das, was ich jetzt weiß, habe ich mit ihr zusammen erarbeitet und möchte es nun anderen Männern beibringen.“

Am letzten Tag des Filmfestivals schaute ich mir viele ausgezeichnete internationale Kurzfilme an und besuchte unter anderem die Vorstellung „Reicht jetzt auch mit Mansplaning“. Wie bereits im Workshop von Chrisopher May thematisiert, ist die Filmindustrie männerdominiert und die meisten Filme werden von Männern geschrieben und umgesetzt. Hier werden Filme gezeigt, die aus dem Female Gaze heraus produziert wurden.

Mir gefielen alle Filme sehr gut. Vor allem „Glückspfad“ von Thea Sparmeier, Pauline Cremer und Jakob Werner erreichte mich mit seiner spielerischen und lustigen Darstellung des Themas Körperbehaarung bei Frauen. In dem Film erzählte eine Frau namens Franka, wie sie ihre Haare lieben gelernt hat und wird dabei von einer Zeichentrick-Animation begleitet. Zwischendurch erscheinen Szenen von echten Haaren, an Beinen oder auf einem Blatt Papier liegend. Diese stammen von der Protagonistin, die seit Jahren ihre eigenen Haare sammelte und den Produzent*innen für den Film zur Verfügung stellte. „Uns war es wichtig auch die echten Haare zu zeigen, um diese nicht zu tabuisieren.“, erzählt Thea Sparmeier im anschließenden Interview mit der Moderatorin.

Insgesamt hat mir das Festival sehr gefallen, es war informativ und unterhaltsam zugleich. Vor allem aber wurde mir noch einmal bewusst, dass die Filmindustrie in einigen Punkten dringend Einfluss von aufgeklärten und innovativen Filmemacher*innen braucht. Umso beruhigter verließ ich die Veranstaltung mit dem Gedanken und der Hoffnung, dass diese Menschen fortan die Zukunft des Films bilden werden.

funky-instagram-banner

 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.