Interview

Big Toe im Interview: „Mit 107 Kilogramm kann man sich auch mal Big Toe nennen“

Rapper Big Toe posiert für die Kamera
Rapper Big Toe im Interview über die Veröffentlichung seines neuen Albums "Lass es uns kriegen"
Lukas Breit, funky-Jugendreporter

Fatal macht harten Rap direkt von den Straßen Westberlins. Seit einiger Zeit veröffentlicht der Rapper mit bosnischen Wurzeln unter dem Pseudonym „Big Toe“ Musik – zuletzt die beiden Alben „Ohne Grinden kein Flexen“ und „Krieg dein Geld hoch“. Am Freitag erschien nun sein neuestes Werk „Lass es uns kriegen“. Im Interview spricht der Rapper des Berliner Labels Hutmacher Entertainment über seine aktuelle Heimat Westberlin, den Einfluss der US-Südstaaten auf seine Musik und verrät, wo er am liebsten essen geht.  

Du bist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Was waren deine ersten Eindrücke von Berlin?
Ich bin mit Berlin schon länger vertraut gewesen, auch schon bevor ich hierhergezogen bin. Ich war als kleiner Junge in fast jeden Ferien hier, weil ich hier Familie habe. Berlin ist groß und kann dementsprechend sehr wild sein.

Stellst du dich in einem Gespräch als Berliner vor?
Nein, es ist voll selten, dass das überhaupt ein Thema ist. Die meisten Leute hier kennen mich ja eh nur aus Berlin.

Wie unterscheidet sich Charlottenburg von anderen Stadtteilen Berlins?
Das interessante an Charlottenburg ist, dass du auf der einen Seite eine sehr gehobene Gesellschaft hast und auf der anderen Seite auch viele dreckige Ecken. In anderen Bezirken sind die Rollen deutlicher verteilt. Charlottenburg ist von den sozialen Strukturen sehr gemischt. In der einen Straße hast du eine Botschaft und in der nächsten Straße einen Sozialbau.

Wie viel Einfluss hat Charlottenburg auf deine Musik?
Mittlerweile lebe ich in Moabit mit meiner Familie. Ich würde sagen, dass generell Westberlin einen großen Einfluss auf meine Musik hat. Mein Leben hat sich aber früher größtenteils in Charlottenburg abgespielt, dementsprechend kann man viele Referenzen in der Musik finden.

Die Ingwershots von dort kann ich jedem ans Herz legen.

Big Toe

Was sind deine drei Lieblings-Restaurants in Charlottenburg?
Kulinarisch gesehen ist Charlottenburg eine Top-Adresse. Das fällt mir besonders dann auf, wenn wir in Schöneberg im Studio sind. Dort ist es ein bisschen komplizierter. El Borriquito in der Wielandstraße ist ein wunderbares spanisches Restaurant. Karun, ein Perser in der Pestalozzistraße, mag ich ebenfalls sehr. Zudem kann ich die Saftpresse auf der Kantstraße sehr empfehlen, wo man mich täglich antreffen kann. Die Ingwershots von dort kann ich jedem ans Herz legen.

Bist du auch mal in Ost-Berlin unterwegs?
Der Rosenthaler Platz in Mitte ist das östlichste, wo ich mich ab und zu mal hinbegebe. Vor 15 Jahren sind wir immer am Wochenende von West-Berlin aus nach Ost-Berlin gefahren, weil es dort einfach mehr Action und Party gab. Dann haben wir in der Gruppe oft Unfug an der Eberswalder und der Warschauer Straße getrieben.

Dein Album erscheint ohne große Ankündigung. Erzähl mal bisschen über „Lass es uns kriegen“.
Der Titel schließt an meine beiden Alben „Ohne Grinden kein Flexen“ und „Krieg dein Geld hoch“ an. Es handelt sich bei den drei Werken um eine Trilogie. Ich habe mit den üblichen Verdächtigen am Album gearbeitet. Das sind Al Majeed und KevDunkin – meine Hauptproduzenten. Zusätzlich hatten noch The Cratez und DJ DeeVoe ihre Finger im Spiel. Die bringen nochmal einen anderen Sound mit, der unseren Trademark-Sound ergänzt.

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„Lass es uns kriegen“ wurde am 4.2. veröffentlicht

Früher hießt du Fatal, mittlerweile hast du deinen Namen aber in Big Toe geändert. Wie kam es dazu?
Nizi19 hat mir den Namen gegeben, was lustig ist, da ich für seinen Namen verantwortlich bin. Ich wurde von meinen Freunden früher immer Toe genannt, wegen meines Vornamens Tonio. Unsere Namen wurden früher einfach immer abgekürzt. Meine Musik hat damals sehr dem Sound aus den Südstaaten Amerikas geähnelt und diese Rapper haben oft ein „Big“ am Anfang ihres Namens gehabt. Big Toe hat bei mir einfach gepasst, ich bin ja auch nicht nur 1,60 Meter groß oder so. Mit 107 Kilogramm kann man sich auch mal Big Toe nennen.

Deine Musik hatte immer viele Einflüsse aus Memphis und den Südstaaten allgemein. Was war dein erster Kontakt mit dieser Art von Rap und warum hast du so einen Gefallen daran gefunden?
Mein erster Kontakt war ungefähr 2005, da gab es noch diese Tauschbörsen im Internet. Dort konnte man einen Ordner von seinem Rechner hochladen, damit andere Personen darauf zugreifen können. Da habe ich das erste Mal Musik von Three Six Mafia sowie Skinny Pimp gehört und es sofort unfassbar gefeiert. Ab 2008 habe ich dann zusammen mit Skinny Al und den anderen Hell Raisas diese Art von Musik gemacht.

Jeder sollte den Anspruch haben, einfach ein Rapper zu sein und damit Geld zu verdienen.

Big Toe

Würdest du dich als Untergrund-Rapper bezeichnen?
Nee, das habe ich noch nie gemacht. Mit solch einer Kategorie limitiere ich mich ja schon von Anfang an. Wenn man sich selbst als Untergrund-Rapper abstempelt, klingt das immer so, als würdest du deine schlechten Verkaufszahlen relativieren wollen. Jeder sollte den Anspruch haben, einfach ein Rapper zu sein und damit Geld zu verdienen.

Wann hast du gemerkt, dass deine Musik mehr Menschen als nur deinen näheren Freundeskreis erreicht?
2008, als mir Fans über MySpace geschrieben haben und ich auf irgendwelchen Auftritten irgendwo in Deutschland war und mich Leute nach Autogrammen gefragt haben.

Was macht dir mehr Spaß: Gruppenprojekte wie beispielsweise ein Label-Sampler oder Soloprojekte?

Beides ist geil. Ich habe eine sehr hohe Frequenz an musikalischem Output, da ich relativ schnell in meiner Arbeitsweise bin. Ich mache in einer Studio-Session einen Song fertig. Dementsprechend kommt dann schnell ein Album zusammen und ich kann schnell bei jemanden auf einen Song springen. Wenn ich mit anderen Leuten im Studio bin, passiert es selten, dass man Solo-Songs aufnimmt.

Was hat eure Party-Reihe „Nacht des Hutes“ für einen Stellenwert für dich?
Das ist die erste Veranstaltung, die wir in diesem Hutmacher-Kollektiv finalisiert haben. Es hat für mich einfach einen Legendenstatus. Seit der ersten Veranstaltung war der Laden immer voll und die Leute hatten ihren Spaß. Es ist immer größer geworden – von Veranstaltung zu Veranstaltung. Es ist schlichtweg ein Spaß-Garant.

Was sind deine musikalischen Pläne für die Zukunft?
EPs und Songs veröffentlichen, geiles Merchandise rausbringen und auf Tour gehen.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.