Fragt ihr euch manchmal auch, wie ihr so leben könnt, dass unser Planet auch für die nächste Generation noch bewohnbar ist?In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, klärt über umweltschonende Alternativen zu herkömmlichen Produkten auf und nimmt auch die ein oder andere unbequeme Problemzone unseres gesellschaftlichen Lebens unter die Lupe. In dieser Folge sind das die sogenannten Hipster-Cafés.
Die Wände in Waschbeton-Optik gestrichen, der Iced Latte kostet mindestens 4,50 Euro und es gibt veganes Bananenbrot (was auch sonst?). Cleanes Design, die „Sustainability“ liegt den Baristas am Herzen, ein auffällig unauffällig gestaltetes Schild informiert mich darüber, dass es hier den besten Kaffee der Stadt gibt, und selbstverständlich sind die Cookies „homemade“.
Diese Beschreibung trifft auf eine immer größer werdende Anzahl von Cafés zu, die neuerdings an allen Ecken der Stadt eröffnen, in der ich studiere. Auch ich sitze ab und zu gerne an einem zu kleinen Tisch in einem dieser Cafés, um an einem zu teuren Iced Latte mit Hafermilch zu nippen und die Atmosphäre zu genießen bzw. zu hinterfragen: das skandinavische Design, den minimalistischen Look, die Monstera, die garantiert in irgendeiner Ecke steht.
Ich frage mich dann zum Beispiel, wer vorher in diesem Gebäude gewohnt, gelebt, gearbeitet hat. Wer hier früher mal Kaffee getrunken hat, bevor die Preise so exorbitant nach oben schnellten, dass inzwischen nur Leute in Levi’s-Jeans und mit Veja-Sneakern in der Schlange stehen. Dann beiße ich von meinem Bananenbrot ab und überlege, was als Nächstes kommt – wie sich das gesamte Stadtviertel verändern wird. Ob bald jemand ein paar Hochbeete aufstellt und diejenigen, die nach Feierabend ausreichend Zeit dafür haben, zum Urban Gardening einlädt. Oder ob auf der gegenüberliegenden Straßenseite nächsten Monat möglicherweise ein Vintage-Store seine Türen für ein junges, urbanes Publikum öffnet und T-Shirts mit kleinen Mottenlöchern für 50 Euro aufwärts verkauft.
Und auch, wenn veganes Bananenbrot und Vintagemode irgendwo als nachhaltig gelten, kommen mir dann oft Zweifel daran, wie nachhaltig eine solche Entwicklung im Großen und Ganzen nun wirklich ist. Vieles deutet nämlich auf eine negative Auswirkung von der zuvor beschriebenen Gentrifizierung bezüglich des CO2-Fußabdrucks von Städten hin. Das liegt vor allem daran, dass die reicheren Menschen, die Student*innen wie mich aus ihren Vierteln verdrängen, im Schnitt einen klimaschädlicheren Lebensstil haben. Anders gesagt: Wer beruflich dauernd mit dem Flieger unterwegs ist, rettet den eigenen CO2-Fußabdruck auch mit Urban Gardening oder einem Biokisten-Abo nicht mehr.
Manche reden deshalb von einer Art „Öko-Gentrifizierung“, wenn sie den Widerspruch zwischen der „grünen Entwickung“ eines Stadtviertels und dem daraus resultierenden Zuzug von Mieter*innen mit ebenso großem Portemonnaie wie CO2-Fußabdruck thematisieren.
Der Kern des Problems liegt also vor allem darin, dass Hipster-Cafés mit alternativem Charakter genauso wie die „Künstler-Quartiere“, in denen sie liegen, ein bestimmtes Publikum ansprechen – und zwar eines, das sich den Fairtrade-Kaffee leisten kann, weil es ohnehin mindestens einen SUV fährt. Die Emissionen, die durch das Autofahren entstehen, reißt aber weder das vegane Bananenbrot noch der Fairtrade-Kaffee wieder raus.
Und ich? Vielleicht backe ich in Zukunft lieber mein eigenes Bananenbrot und lade meine Freund*innen zum Kaffee ein – das ist vermutlich eh besser für mein Portemonnaie …
Fragt ihr euch manchmal auch, wie ihr so leben könnt, dass unser Planet auch für die nächste Generation noch bewohnbar ist? In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, klärt über umweltschonende Alternativen zu herkömmlichen Produkten auf und nimmt auch die ein oder andere unbequeme Problemzone unseres gesellschaftlichen Lebens unter die Lupe. In dieser Folge sind das die sogenannten Hipster-Cafés.
Die Wände in Waschbeton-Optik gestrichen, der Iced Latte kostet mindestens 4,50 Euro und es gibt veganes Bananenbrot (was auch sonst?). Cleanes Design, die „Sustainability“ liegt den Baristas am Herzen, ein auffällig unauffällig gestaltetes Schild informiert mich darüber, dass es hier den besten Kaffee der Stadt gibt, und selbstverständlich sind die Cookies „homemade“.
Diese Beschreibung trifft auf eine immer größer werdende Anzahl von Cafés zu, die neuerdings an allen Ecken der Stadt eröffnen, in der ich studiere. Auch ich sitze ab und zu gerne an einem zu kleinen Tisch in einem dieser Cafés, um an einem zu teuren Iced Latte mit Hafermilch zu nippen und die Atmosphäre zu genießen bzw. zu hinterfragen: das skandinavische Design, den minimalistischen Look, die Monstera, die garantiert in irgendeiner Ecke steht.
Ich frage mich dann zum Beispiel, wer vorher in diesem Gebäude gewohnt, gelebt, gearbeitet hat. Wer hier früher mal Kaffee getrunken hat, bevor die Preise so exorbitant nach oben schnellten, dass inzwischen nur Leute in Levi’s-Jeans und mit Veja-Sneakern in der Schlange stehen. Dann beiße ich von meinem Bananenbrot ab und überlege, was als Nächstes kommt – wie sich das gesamte Stadtviertel verändern wird. Ob bald jemand ein paar Hochbeete aufstellt und diejenigen, die nach Feierabend ausreichend Zeit dafür haben, zum Urban Gardening einlädt. Oder ob auf der gegenüberliegenden Straßenseite nächsten Monat möglicherweise ein Vintage-Store seine Türen für ein junges, urbanes Publikum öffnet und T-Shirts mit kleinen Mottenlöchern für 50 Euro aufwärts verkauft.
Und auch, wenn veganes Bananenbrot und Vintagemode irgendwo als nachhaltig gelten, kommen mir dann oft Zweifel daran, wie nachhaltig eine solche Entwicklung im Großen und Ganzen nun wirklich ist. Vieles deutet nämlich auf eine negative Auswirkung von der zuvor beschriebenen Gentrifizierung bezüglich des CO2-Fußabdrucks von Städten hin. Das liegt vor allem daran, dass die reicheren Menschen, die Student*innen wie mich aus ihren Vierteln verdrängen, im Schnitt einen klimaschädlicheren Lebensstil haben. Anders gesagt: Wer beruflich dauernd mit dem Flieger unterwegs ist, rettet den eigenen CO2-Fußabdruck auch mit Urban Gardening oder einem Biokisten-Abo nicht mehr.
Manche reden deshalb von einer Art „Öko-Gentrifizierung“, wenn sie den Widerspruch zwischen der „grünen Entwickung“ eines Stadtviertels und dem daraus resultierenden Zuzug von Mieter*innen mit ebenso großem Portemonnaie wie CO2-Fußabdruck thematisieren.
Der Kern des Problems liegt also vor allem darin, dass Hipster-Cafés mit alternativem Charakter genauso wie die „Künstler-Quartiere“, in denen sie liegen, ein bestimmtes Publikum ansprechen – und zwar eines, das sich den Fairtrade-Kaffee leisten kann, weil es ohnehin mindestens einen SUV fährt. Die Emissionen, die durch das Autofahren entstehen, reißt aber weder das vegane Bananenbrot noch der Fairtrade-Kaffee wieder raus.
Und ich? Vielleicht backe ich in Zukunft lieber mein eigenes Bananenbrot und lade meine Freund*innen zum Kaffee ein – das ist vermutlich eh besser für mein Portemonnaie …
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