Besserwisserwissen: Ist Empathie erlernbar?

Eine Frau mimt verschiedene Gesichtsausdrücke
Ist Empathie erlernbar? Eine neue Studie gibt Auskunft darüber.

Sich in das Gegenüber hineinversetzen, aufmerksam zuhören und vielleicht sogar eine liebevolle Umarmung anbieten: Empathie ist eine wertvolle Eigenschaft in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Doch kann man diese Fähigkeit auch erlernen?

Sarah Melziarek, funky-Jugendreporterin

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gefühle, Empfindungen und Gedanken einer anderen Person zu verstehen und nachzufühlen. Obgleich jeder Mensch über ein gewisses Maß an Empathie verfügt, gelten nur 10 Prozent als tatsächliche Empathen, zwei Prozent sogar als sogenannte Hochempathen. Empathen und Hochempathen können ihr Empathieempfinden nicht abstellen und verfügen im Gegensatz zu „normal“ empathischen Menschen über ein viel stärkeres Ausmaß an Einfühlungsvermögen.

Als Teil der emotionalen Intelligenz kann Empathie in drei wesentliche Kategorien eingeteilt werden: Bei der emotionalen Empathie werden die Gefühle des Gegenübers nicht nur verstanden, sondern auch nachempfunden. Die kognitive Empathie meint dagegen das rationale Einfühlungsvermögen auf Verstandesebene, wobei eine Übernahme der Gefühle nicht stattfindet. Soziale Empathie wiederum bezieht sich auf die Fähigkeit des Einfühlungsvermögens in eine Gruppe.

Ist Empathie erlernbar?

Laut einer Studie der Sozialpsychologin Erica Hepper von der Universität Surrey ist Empathie tatsächlich erlernbar. Hierfür untersuchte die Forscherin die Lernfähigkeit von Empathie an 300 Proband*innen mit stark narzisstischen Zügen. Dabei wurde den Freiwilligen in aller Ausführlichkeit von einem dramatischen Beziehungsende berichtet. Trotz der Beschreibung des steigenden emotionalen Leidens und einer Depression der Getrennten konnte keinerlei Empathie bei den Proband*innen festgestellt werden.

In einem weiteren Versuch wurde den teilnehmenden Frauen ein zehnminütiges Video von häuslicher Gewalt gezeigt. Nach der Aufforderung, sich in die Frauen hineinzuversetzen, konnten die Teilnehmerinnen tatsächlich etwas Empathie aufbringen. Ohne Aufforderung zeigten sie keinerlei Reaktion. Diese Beobachtungen konnten durch die Messung physiologischer Reaktionen, wie beispielsweise eines erhöhten Herzschlages, bestätigt werden.

Alles eine Frage der Motivation

Grundsätzlich ist die Fähigkeit der Empathie zwar bei den meisten Menschen vorhanden. Allerdings sind die entsprechenden gefühlsverarbeitenden Hirnareale, wie beispielsweise die Inselrinde in der Großhirnrinde, bei Menschen mit wenig Empathie kaum aktiv. Durch konkrete Aufforderungen, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, lässt sich dies aber ändern, die zuständigen Hirnareale zeigen dann typische Erregungsmuster. „Empathie ist auch abhängig davon, ob die Bereitschaft dafür gegeben ist. Das ist eine Frage der Motivation“, so Peter Henningsen, Chef der Klinik für Psychosomatik an der Technischen Universität München, im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Durch genaues Zuhören, Perspektivwechsel und Hinterfragen der eigenen Selbstwahrnehmung lässt sich Empathie also ein Stück weit erlernen, vor allem die Form der kognitiven Empathie. Grundsätzlich gilt: Je mehr sich ein Mensch den eigenen Gefühlen öffnet, desto besser kann er sich auch in die Emotionen und Gedanken einer anderen Person hineinversetzen.


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