Filmkritik: Generation Beziehungsunfähig

Tim (Frederick Lau) und Ghost (Luise Heyer) stehen sich gegenüber und greifen beide in eine Eistruhe hinein.
Diese Woche startet der Film "Generation Beziehungsunfähig" in den Kinos: Tim ist überzeugter Single und „beziehungsunfähig“ - bis er Ghost trifft...

Tim ist überzeugter Single und „beziehungsunfähig“. An einem ernsthaften Kennenlernen ist er nicht interessiert: Nach ein oder zwei Verabredungen ghostet er die Frauen. Doch dann trifft er auf Ghost. Jetzt ist er es, der Gefühle entwickelt und sich nach mehr sehnt als nur Sex. Ghost hingegen scheint daran kein Interesse zu haben… Die Liebeskomödie „Generation Beziehungsunfähig“ der Regisseurin Helena Hufnagel kommt am 29. Juli in die Kinos. Wir haben vor dem offiziellen Kinostart für euch reingeschaut.  

Lisa Rethmeier, funky-Jugendreporterin

Tim (Frederick Lau) und die junge Architektin Ghost (Luise Heyer) einigen sich nach einem chaotischen Kennenlernen auf unverbindlichen Sex. Als Tim beginnt, mehr zu wollen, meldet sich Ghost nicht mehr bei ihm. Es folgt eine wochenlange Funkstille, die Tim zur Verzweiflung treibt. Sein Liebeskummer und seine Sehnsucht nach Ghost inszeniert der Film gut. Positiv ist auch, dass es sich in dieser Geschichte zur Abwechslung mal um einen Mann handelt, der sich emotional zeigt und Gefühle zulässt, während sich die Frau nicht binden möchte und sie Gefühlsduseleien scheinbar kalt lassen. Hier schafft es der Film – zumindest vorerst – mit Rollenklischees zu brechen. 

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Die Frage nach dem „Warum“

Die Frage, warum sich in einer angeblich beziehungsunfähigen Generation niemand mehr binden will, bleibt aber weitgehend unbeantwortet. Auch die Hintergründe der Beziehungsunfähigkeit von Tim und Ghost werden den Zuschauer*innen nicht entschlüsselt. So fragt man sich während des Films oft, was denn eigentlich das Problem der beiden ist. Dass Tim und Ghost keine feste Beziehung wollen und nicht an die Liebe glauben, wird einfach als gegeben hingestellt und nicht weiter hinterfragt. Womöglich liegt es einfach an der Schnelllebigkeit der Gesellschaft und den unzähligen Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen. So wischt Tim zu jeder Zeit auf einer Datingapp herum, wobei er einmal sogar einschläft.

Zu viele Szenenwechsel und zu wenig Tiefe

Ganz anders als Tim geht es einem als Zuschauer*in, denn die vielen Szenenwechsel wirken recht schnell anstrengend und lassen einem keine Verschnaufpause. Zahlreiche Handlungsstränge und Schauplätze erschweren es, sich in die Gedankenwelt der Protagonist*innen einzufühlen: So lässt Tim sein Leben ziemlich schleifen und ist mal hier und mal dort. Ob er gefrustet in der Badewanne einen Joint raucht, seinen Opa, seine Mutter oder seine Ex-Freundin besucht, sich mit seinem Agentur-Chef trifft, der einen Burn-Out hat, sich auf Feiern abschießt oder mit Ghost einen Unfall bei einer nächtlichen Fahrt mit einer geklauten Rikscha baut: Irgendwas ist immer los – und das in nur 80 Minuten Spielzeit. Dabei passiert zu viel, was den Effekt hat, dass man als Zuschauer*in nicht tief genug in die Gefühle und Intentionen der Charaktere eintauchen kann.

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Was den Film aber funktionieren lässt, sind die beiden Hauptdarsteller*innen, die als Paar, das keines sein will, ziemlich gut harmonieren. Wer einfach eine klassische Liebeskomödie erleben will, die vor allem unterhalten möchte und dabei nicht weiter in die Tiefe geht, der ist mit „Generation Beziehungsunfähig“ gut beraten. Wer hingegen einen anspruchsvollen Film sucht, der die Frage beantwortet, warum junge Menschen sich so vermeintlich schwer damit tun, feste Bindungen einzugehen, wird wohl eher enttäuscht. Denn der Film läuft nach der altbekannten Prämisse ab: Mit der richtigen Personen, kann jede*r Liebe finden und eine Beziehung führen. Auch eine Beziehungsunfähigkeit ist dann schnell verschwunden. 

Unser Fazit: Eine Liebeskomödie über Singles, die Angst haben, zu ihren Gefühlen zu stehen. Ein nettes Geplätscher, aber kein großes Kino mit einer tiefsinnigen Message.

Die Komödie „Generation Beziehungsunfähig“ startet am 29. Juli 2021 in den deutschen Kinos. 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.