Welttag gegen Kinderarbeit: Das ist die Situation heute

Kleines Mädchen trägt ein Bündel auf der Schulter
Weltweir sind rund 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen.

Am 12. Juni fand der weltweite Aktionstag gegen Kinderarbeit statt. Der Tag soll die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und zur internationalen Bekämpfung von Kinderarbeit beitragen. Während 16 Jahre lang positive Entwicklungen verzeichnet werden konnten, wiesen die vergangenen vier Jahre nun allerdings Rückschritte auf. Warum das so ist und welche Ursachen zur Kinderarbeit beitragen, erfährst du im Überblicksartikel.

Hannah Lettl, funky-Jugendreporterin

Was ist Kinderarbeit?

Als Kinderarbeit wird die gefährliche, ausbeuterische Arbeit bezeichnet, für die Kinder zu jung sind und die ihre körperliche sowie seelische Entwicklung schädigen kann – so die Definition des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF). Das Ausführen solcher Arbeiten beraubt die Kinder ihrer Kindheit, hindert sie am Schulbesuch und folglich auch am Aneignen von Bildung. Laut UNICEFs neuestem Bericht sind derzeit 160 Millionen Kinder betroffen. Vor allem in Afrika und Asien häufen sich die Fälle, überwiegend in der Landwirtschaft, aber auch in der Industrie und im Dienstleistungsbereich. Zu den schlimmsten Formen von Kinderarbeit gehören Sklaverei, der Einsatz von Kindersoldaten und Kinderprostitution.  

Eine der Hauptursachen für Kinderarbeit ist Armut, die ein Entkommen aus dem Teufelskreis fast unmöglich macht: Elternarmut führt dazu, dass Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt werden. Dadurch entsteht ein erhöhtes Angebot an billigen Arbeitskräften, wodurch wiederum die Löhne sinken. Die niedrigen Löhne fördern wiederum die Elternarmut. Weitere Faktoren, die Kinderarbeit begünstigen, sind fehlende Bildung und soziale Sicherheit sowie Klimakatastrophen und politische Konflikte. 

Wie ist die aktuelle Lage

Zwischen 2000 und 2016 sank die Kinderarbeit UNICEF zufolge um 94 Millionen Fälle. In den letzten vier Jahren stieg sie jedoch wieder um 8,4 Millionen Kinder an. Hauptursache dafür ist die Corona-Pandemie mit den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen und Schulschließungen, die neun Millionen Kinder gefährdet, in die Kinderarbeit gedrängt zu werden. Der Anstieg von Konflikten und Naturkatastrophen der letzten Jahre verschlimmert diese Entwicklung.

Um die Situation für Kinder nachhaltig zu verbessern, müssen diese in erster Linie durch Gesetze geschützt werden. Auch gilt es, die Ursachen, die Kinder in die ausbeuterische Arbeit treiben, zu bekämpfen, und die Investitionen in den Bildungssektor zu erhöhen. Neben diesen staatlichen Aufgaben liegt es auch in der Verantwortung der Unternehmen, ihre Lieferketten nachvollziehbar zu gestalten und in allen Produktionsschritten nachdrücklich auf Kinderarbeit zu verzichten. 

Kinderrechte im Grundgesetz?

Deutschland hat bereits im Jahr 1992 die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert – allerdings wurde noch immer kein dementsprechender Artikel im Grundgesetz verankert. SPD und CDU versprachen in ihrem Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2017, die Kinderrechte in das Grundgesetz aufzunehmen. Um die Verfassung zu verändern, braucht es jedoch eine zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag und Bundesrat, weshalb die Koalition auf die Unterstützung der Opposition angewiesen war. Und genau daran scheiterte das Vorhaben in diesem Juni, denn den Grünen und der Linken ging der Gesetzentwurf der Koalition nicht weit genug. 

Filmempfehlung: „Capernaum – Stadt der Hoffnung”

Ein Film, der sich mit dem Thema Kinderarbeit beschäftigt, ist „Capernaum – Stadt der Hoffnung” von Nadine Labaki. Der Film thematisiert die Armut in der libanesischen Hauptstadt Beirut anhand der berührenden Geschichte von Zain, der im Alter von zwölf Jahren seine Eltern dafür verklagt, ihn zur Welt gebracht zu haben. Er will verhindern, dass Eltern Kinder zeugen um aus ihnen wirtschaftlichen Profit zu schlagen. Ein herzzerreißender Film, dessen Nähe zur Realität sich in erster Linie dadurch zeigt, dass viele der Schauspieler Laien sind, die teilweise sich selbst spielen.

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