Interview

„Ich habe noch 20 Buchideen auf der Liste“ – Bestseller-Autor Tom Hillenbrand im Interview

Tom Hillebrandt

„Montecrypto“, der neueste Thriller von Tom Hillenbrand, hat es wie viele andere seiner Bücher auf die SPIEGEL-Bestsellerliste geschafft. Im Gespräch erzählt er, wie es dazu kam, welche Erfahrungen er gesammelt hat, worauf es beim Schreiben ankommt und welche Projekte für die Zukunft geplant sind. 

Chayenne Wolfframm funky-Jugendreporterin

Ihr aktuelles Buch „Montecrypto“ erschien am 4. März. Mittlerweile belegt es Platz 17 auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. An welche Leserschaft richtet sich das Buch?
Ich denke erst einmal an jeden, der sich für Spannungsliteratur, also Thriller oder spannende Geschichten interessiert. Als zweites ist es ein Buch über Bitcoin und Wirtschaft. Wenn man immer schon verstehen wollte, was sich hinter dieser Kryptowährung verbirgt, dann ist das vielleicht ein unterhaltsamer Einstieg. 

In „Montecrypto“ geht es um einen Unternehmer, der ein Vermögen aus Bitcoins hinterlässt. Wie sind Sie auf die Idee für das Buch gekommen?
Ich habe tatsächlich über einen Unternehmer gelesen, der gestorben ist und Bitcoins hinterlassen hat. Das war in dem Fall ein Amerikaner, Matthew Mellon, der Erbe einer Bankdynastie. Der hat ganz viel Geld mit Bitcoins verdient und alles so versteckt, dass keiner mehr herankam. Als er gestorben ist, hätten seine Verwandten die Kohle natürlich gerne gehabt, doch es war nichts mehr zu holen. Da habe ich das erste Mal darüber nachgedacht, eine Geschichte daraus zu machen, die dann ein bisschen was von einer Schatzsuche oder einer Schnitzeljagd hat. 

Dante lebt in einem Haus in einer Seitenstraße des Hollywood Boulevard. Waren Sie selbst schon mal in LA? 
Ja. Ich bin auch schon vorher dort gewesen, aber für das Buch bin ich noch einmal hingefahren. Ich habe dann da die ganzen Orte abgeklappert, sonst funktioniert das nicht mit den Beschreibungen, wie ich finde. Das hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Ich hatte auch Glück, denn zwei Wochen später war Lockdown, dann hätte es nicht mehr geklappt. 

Also machen Sie das für die Recherche Ihrer Bücher oft so, dass sie die Handlungsorte besuchen?
Es kommt immer darauf an: Wenn ich eine Szene in Frankfurt habe, dann muss ich da vielleicht nicht unbedingt hinfahren. Bei Orten, die ganz viele Leute auch kennen, wie London, Paris oder Los Angeles, da besteht aber schnell die Gefahr, dass jemand sagt: Ich war gerade in LA und so sieht das auf dem Hollywood Boulevard gar nicht aus! Das ist dann immer schlecht. Also versuche ich eigentlich immer, wenn es geht, hinzufahren. Das macht ja auch Spaß. 

2011 erschien Ihr erster Roman „Teufelsfrucht“, ein kulinarischer Krimi. Wie Sind Sie auf dieses Genre gekommen, kochen Sie gerne?
Ich koche ganz gerne. Ich fand es aber auch immer interessant, wie so eine Küche funktioniert. Für sich selbst etwas kochen, das können die meisten. Aber das für 300 Leute am Abend in gleichbleibender Qualität zu machen, das finde ich immer beeindruckend. Ich habe dann gedacht, dass die Geschichte besser funktionieren würde, wenn es kein Kommissar oder Privatdetektiv wäre, sondern ein Koch, weil man den besser mit der Geschichte verknüpfen kann. Also ist die Handlung eher zufällig entstanden und letztendlich war es auch nicht geplant, dass daraus eine Serie wird, aber so ist es jetzt.

2018 erschien der Science-Fiction Krimi „Hologrammatica“ und wurde 2019 zum besten deutschsprachigen Science-Fiction-Roman gewählt. Wie fühlt sich das an, haben Sie damit gerechnet?
Es fühlt sich gut an, vor allem wenn man selbst Science-Fiction-Fan ist und weiß, wer die Preise schon alles so gewonnen hat. Da sind auch einige meiner Lieblingsautoren dabei. Aber nein, das habe ich gar nicht auf dem Zettel gehabt. Die Ergebnisse bei solchen Preisen sind auch oft ganz schön knapp, mit ein oder zwei Stimmen Unterschied.  

An welchem Roman, den Sie bisher veröffentlicht haben, hatten Sie am meisten Spaß?
Bei den kulinarischen Krimis hatte ich sehr viel Spaß, weil man viele leckere Sachen isst. Da musste ich auch mal irgendwo mal hinfahren, aber vor allem musste ich alles durchtesten. Für eines der Bücher, das teilweise in Italien gespielt hat, bin ich durch Italien gefahren und habe mich eine Woche lang durchgefressen. Alles Betriebsausgaben – ein Traum. Das macht dann schon großen Spaß!

Nach einem Volontariat an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten schrieben Sie für das Handelsblatt, Wired Deutschland und waren Ressortleiter bei Spiegel Online. Stand für Sie schon immer fest, dass Sie Journalist werden wollen?
Also um der Wahrheit die Ehre zu geben hatte ich während des Studiums nicht den blassesten Schimmer was ich danach machen sollte. Ich fand das mit dem Schreiben zwar schon immer interessant, habe viel gelesen und fand Journalismus interessant, aber es war dann tatsächlich, wie es häufiger ist, zufällig so, dass etwas frei war und das war dann auch gut. Manche Leute sind ja so wahnsinnig zielstrebig und wissen mit 17 schon genau, dass sie Filmregisseur werden möchten. Aber ich war völlig ziellos, ehrlich gesagt. 

Wie kam es dann, dass sie letztendlich zum Bücherschreiben übergegangen sind?
Ich habe einfach gemerkt, dass mir das freie Fabulieren immer schon Spaß gemacht hat. Und so als Journalist kann man das ja wirklich nur bei einer Glosse mal machen, bei Spiegel Online war das nicht so gefragt. Irgendwann habe ich dann während eines Sabbaticals einen Krimi geschrieben. Das hat mir so viel mehr Spaß als das andere, dass ich dann auch bald gekündigt habe. Das war einfach viel näher an dem, was ich eigentlich machen wollte, und auch an dem, was ich kann. Am Ausdenken habe ich auf jeden Fall mehr Freude als am Analysieren. 

Gibt es Projekte, Bücher, die Sie in nächster Zeit planen?
Ja, immer! Jetzt gerade arbeite ich am 7. Teil der Serie mit den kulinarischen Krimis und an einer neuen Staffel meines Podcasts „Die Backlist“, da werden alte Bücher besprochen, die keiner mehr kennt. Ansonsten habe ich noch einen Block, da stehen noch bis zu 20 Buchideen drauf. Aber jetzt erstmal geht’s darum, den siebten Krimi fertig zu schreiben, das ist coronabedingt alles irgendwie schwierig und mühsam, wenn einem so der Rhythmus zerhauen wird.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.