Meinung

Fusion trotz Pandemie? Ja, bitte

Kultur zu Pandemie-Zeiten? Kaum möglich, vor allem in der Musikbranche. Schon seit über einem Jahr fanden keine Festivals statt. Doch das soll sich jetzt ändern. Die Veranstaltung des Fusion Festivals in Lärz kündigte an: 2021 wird es Fusion geben.
Tamina Grasme, funky-Jugendreporterin

Seit über einem Jahr gibt es wenig Anlass zur Freude. Die Pandemie überschattet jeden Aspekt unseres alltäglichen Lebens. Bereits im letzten Jahr fielen weitestgehend alle Möglichkeiten zur Zerstreuung, besonders für junge Menschen, aus: keine Freunde treffen, keine Partys, keine Konzerte, keine Festivals. Schule und Studium fanden online statt und man munkelt, dass viele bereits Netflix „leer geguckt“ haben.

Auch das Fusion Festival in Lärz wurde 2020 abgesagt. Die Veranstalter wollten Solidarität zeigen und hielten es für nicht umsetzbar und angemessen, ein Festival in Pandemiezeiten umzusetzen. Für ein nicht-kommerzielles Festival wie die Fusion war das eine enorme Herausforderung, besitzt der Verein, der das Festival jährlich veranstaltet, doch keine enormen Rücklagen aus Werbung oder Sponsoring.

Im Winter des letzten Jahres konnte man sich dann erneut für ein Fusion-Ticket registrieren. Im Hintergrund werkelte der Kulturkosmos e.V. an einem Konzept, die Fusion im kommenden Jahr wieder – und trotz Corona – stattfinden zu lassen. Dann war es lange still um das Festival, bis vor einer Woche ein Newsletter an alle Fusionist*innen herausging und mehrere Medien über das Statement des Veranstalters Martin Eulenhaupt berichteten: Die Fusion soll stattfinden, es gibt ein Konzept, und die Lösung sind: Tests.

Festival in Mecklenburg-Vorpommern soll stattfinden – mithilfe von PCR-Tests

Bereits vor der Anreise auf das Festivalgelände sollen alle 35.000 Besucher getestet werden. Dafür hat der Kulturkosmos eigene PCR-Labore aufgestellt. Auf dem Gelände angekommen, wird es über das Wochenende zwei weitere Testungen geben. So soll verhindert werden, dass sich das Virus unerkannt ausbreitet und zusätzlich müssen dann keine Masken auf dem Gelände getragen werden.

Nun gab es angesichts der dritten Welle in Europa viel Aufbegehren. Ein Festival mit jeweils 35.000 Besuchern an zwei Wochenenden?! Skandalös! Dabei hat Herr Eulenhaupt durchaus Recht, wenn er anmerkt, dass die Wirtschaft in Deutschland weiter Autos und Waffen produzieren durfte, die Schlachthöfe tonnenweise Fleisch am Fließband produzierten und Großraumbüros geöffnet blieben – der gesamte Kultursektor allerdings seit über einem Jahr stillliegt und langsam in der Versenkung zu verschwinden droht.

Kultur ist verzichtbar, Waffen aber nicht?

Meiner Meinung nach lässt sich Kultur nicht einfach endlos verschieben und mit Geld kompensieren. Kreativität lässt sich ja auch nicht auf Knopfdruck abrufen. Monatelange Isolation, der gesellschaftliche Druck trotzdem zu funktionieren und zu arbeiten, als wäre nichts gewesen, macht die Menschen krank. Dies legen nun auch immer mehr neue Studien nahe, welche die Auswirkung der Pandemiebekämpfung auf die Psyche untersuchen. Ein Wochenende Zerstreuung in Lärz ist sicherlich nicht die Lösung dieses Problems – aber es wäre ein Anfang.

Ich denke, ich spreche für viele Menschen, wenn ich behaupte: Wir alle können wieder etwas Spaß, Zerstreuung, Tanz und Ekstase gebrauchen. Zumindest meine Wenigkeit ist ausgebrannt nach einem Jahr Pandemie. Und nur, weil die Bundes- und Landesregierungen keine eigenen Konzepte für die Öffnungen von Kulturstätten mithilfe von Massentestungen hinbekommen, warum dürfen dann Veranstalter keine Initiative zeigen? Selbst wenn das Konzept der Fusion-Veranstalter noch nicht perfekt ist, so sendet es doch ein wichtiges Signal: Kultur kann trotz Pandemie stattfinden. Schnelle und viele Tests können die Lösung sein. Für viele ausgelegte Kulturschaffende und Kulturgenießende gibt das Hoffnung – während Nachrichten aus der Corona-Taskforce der Bundesregierung eher Migräne verursachen.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.