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Hey Süße*r war gestern – Fünf Tipps für zeitgemäßes Flirten

Flirten – wie geht das eigentlich? Wer die Suchmaschine um Rat fragt, stößt schnell auf den ein oder anderen selbsternannten Flirt-Profi. Mit Eroberungsstrategien und Casanova-Crashkursen wird die perfekte Flirt-Formel gepredigt. Das wenig überraschende Mantra ruft dazu auf, entweder den „maskulinen, selbstbewussten Eroberer“ und die „zurückhaltende, verführerische Frau“ zu verkörpern.
Von Knut Löbe, Funky-Jugendreporter

Männern wird beispielsweise geraten: Zeig ihr, dass du Eier hast und akzeptiere nie das erste „Nein“. Genau solche Ratschläge führen allerdings dazu, dass Frauen unter dem Hashtag #metoo über ihre persönlichen Erfahrungen mit Sexismus, Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen sprechen. Flirten ist keineswegs so harmlos, wie es das unschuldige Klischee vermuten lässt, sondern trägt in vielen Fällen zu einer Belästigungskultur bei, in der überwiegend Frauen ständig befürchten müssen, mit übergriffigen Männern konfrontiert zu werden. Tipps von fragwürdigen Flirt-Experten sollten wir deshalb über Bord werfen und überdenken, wie wir auf andere Menschen zugehen möchten, damit sich beide Seiten respektiert und sicher fühlen. Vielleicht inspirieren euch ja folgende fünf Tipps.

Respekt
An erster Stelle sollte ein respektvoller Umgang miteinander stehen. Niemand sollte sich bei einem Flirt verunsichert oder unwohl fühlen. Eigentlich ist das gar nicht so schwer. Traust du dich, einen Fremden anzusprechen, dann achte auf die Körpersprache deines Gegenübers. Respektiere ein „Nein“ sofort und zeige nicht die typische Trotzreaktion, indem du es immer und immer wieder versuchst. Jeder möchte sich wertgeschätzt fühlen. Anzügliche und penetrante Anmachsprüche bewirken jedoch das genaue Gegenteil.

Umdenken!
Ein Ratschlag, der sich an Jungs und Männer richtet: Hinterherpfeifen, das Aussehen anderer ungefragt kommentieren und bewerten, die Kleiderwahl als Einladung verstehen – all das wird nie dafür sorgen, dass ihr euch wirklich kennenlernt, sondern ist nur eine der vielen Formen von Belästigung. Früher mag es gang und gäbe gewesen sein, einer Frau hinterherzupfeifen. Doch schon damals hat es sich um eine sexistische, männliche Machtgeste gehandelt, von der Frauen sich mehr belästigt als geschmeichelt fühlten. Heute gibt es einen Fachbegriff für solch ein Verhalten: Catcalling, die unerwünschte Belästigung von Fremden durch sexuelle Äußerungen in der Öffentlichkeit. Flirttechnisch braucht es also ein Umdenken. Und dazu gehört eben auch, dass die Kleiderwahl der Frauen von Männern nicht länger als Einladung verstanden werden darf. Es ist nicht die Aufgabe der Frau, anderen zu gefallen. Männer haben kein Recht, über Frauen zu entscheiden. Das müssen vor allem Männer verinnerlichen, denn Argumente wie „Dann soll sie sich eben nicht so knapp anziehen“ waren schon immer daneben und sind nichts Geringeres als eine Täter-Opfer-Umkehr. Offensichtlich hatte und hat flirten also leider immer noch viel mit der Objektifizierung anderer Menschen zu tun. Bevor du also eine andere Person ansprichst, überlege dir, ob du wirklich Interesse an der Person hast, oder es dir um andere Dinge geht.

Wer macht den ersten Schritt?
Jeder kann den ersten Schritt wagen! Die Zeiten des „männlichen Eroberers“ und der „passiven Frau“ sind ein für alle Mal vorbei. Es gibt keinen Grund für eine festgelegte Rollenverteilung beim Flirten. Wir alle dürfen schüchtern, offensiv, laut oder leise sein – solange wir den Raum des anderen akzeptieren. Wenn es gut läuft, ladet auf ein Getränk ein oder lasst euch einladen, ohne dabei fest von einer Gegenleistung oder einem zweiten Treffen auszugehen. Ihr wollt euch schließlich erstmal kennenlernen!

Freiraum lassen
Eine Berührung ist privat und intim. Beim Flirten sofort den Körperkontakt zu suchen, wird zurecht häufig als übergriffig empfunden. Gebt euch Zeit und achtet wie immer auf die Körpersprache der anderen Person. Und nein, ihr müsst keinen Vertrag abschließen, bevor ihr einander näherkommt. Dieses Szenario wird von frustrierten Männern im Internet gerne mal heraufbeschworen. Mit etwas Fingerspitzengefühl werdet ihr merken, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Bei völlig fremden Personen ist also Zurückhaltung angesagt. Solltet ihr sehr unsicher sein, fragt doch einfach vorsichtig nach.

Solidarität zeigen
Klar ist, dass nicht alle Menschen gleich sind und gleich ticken. Natürlich ist nicht jeder flirtende Mann automatisch übergriffig. Fakt ist jedoch, dass die Mehrheit der Frauen mindestens schon einmal von Männern sexuell belästigt wurde. Erfahrungen, wie nachts draußen alleine Angst zu haben, Telefonate vorzutäuschen oder den Schlüssel noch vor der Haustür in die Hand zu nehmen, kennt die Mehrheit der Männer nicht. Sich als „fortschrittlich denkender Mann“ zu präsentieren und so zu versuchen, sich von den sexistischen Männern abzugrenzen, ist nicht genug. Wirkliche Solidarität zeigt ihr, indem ihr zuhört. Wenn über persönliche Erfahrungen berichtet wird, nehmt diese ernst. Zeigt Solidarität, indem ihr auch im Freundeskreis auf sexistische Sprüche aufmerksam macht und Menschen nicht auf ihren Körper reduziert. Diese Einstellung ist auch beim eigenen Flirten hilfreich, weil ihr ein Gespür für ein respektvolles Verhalten bekommt und dabei andere Perspektiven kennenlernt. Was für die/den eine*n noch okay ist, verletzt bei der/dem anderen die persönliche Grenze.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.