Meinung

Verlieren wir bald alle skurrilen Ortsnamen?

Das 100-Seelen-Dorf Fucking in Oberösterreich hat in den vergangenen Wochen auf sich aufmerksam gemacht: Nachdem die Einwohner jahrelang Witze und Spaßtourismus wegen des Ortsnamens ertragen mussten, wurde dieser nun geändert. Es gibt aber noch zahlreiche andere kuriose Ortsnamen – nicht nur in Österreich, auch in Deutschland. Müssen nun alle dran glauben?
Yasina Hipp, funky-Jugendreporterin

Den Einwohnern von Fucking fällt eine Last von den Schultern. Der Grund: Das „ck“ im Ortsnamen wird durch „gg“ ersetzt. Wer eigentlich Schuld an dem ganzen Schlamassel hat, den der ursprüngliche Name verursachte, ist nicht bekannt. Irgendwann zwischen 1829 und heute fügte jemand das böse „c“ hinzu. In früheren Zeiten hieß der Ort nämlich „Fuking“, was ja rein theoretisch gar kein Problem wäre. Aber durch Globalisierung und Digitalisierung sind wir inzwischen des Englischen mächtig – weswegen das „c“ in „Fucking“ dann eben doch zum Problem wurde.

Bis zur Namensänderung spielten sich kuriose Dinge in dem österreichischen Dorf, rund 120 Kilometer östlich von München, ab. Beliebtes Fotomotiv waren die Ortsschilder, die später sogar einbetoniert und vernietet werden mussten – zu oft verschwanden sie. Angeblich bekamen die Fuckinger sogar ein Angebot für einen kostenlosen Premium-Account einer Porno-Seite. Wie werden sich die Kinder gefühlt haben, die im Freundebuch ihre Adresse eintragen mussten? Jetzt ist dieser Abschnitt der Dorfgeschichte Fuckings, Verzeihung, Fuggings, dank des freundlichen Doppel-Gs jedenfalls vorbei.

Auch in Deutschland können einige Städte mit ihren absurden Namen mit Fugging mithalten. Ganz nett klingen ja noch Städte wie „Frühling“ oder „Lachen“ in Bayern. Walt Disney hätte sich gefreut! Seltsamer wird es schon mit „Hundeluft“ oder „Elend“ in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Kreativ sind auch „Kalifornien“ in Schleswig-Holstein oder „Amerika“ in Sachsen. Der Trip nach Amerika bekommt da doch eine etwas andere Bedeutung. Noch zu harmlos? Wie wäre es mit Hanfgarten (NRW), Tittenkofen oder Wichsenstein (Bayern), Ober- und Unterkaka (Sachsen-Anhalt) oder Lederhose (Thüringen)?

Die Liste ließe sich wahrscheinlich unendlich fortsetzen. Dennoch sollten diese Städte meiner Meinung nach nicht alle dem Vorbild von Fucking, äh, Fugging folgen und ihre Namen ändern. Solange die Belästigung durch Touristen und Spaßvögel nicht überhandnimmt, wie es in Österreich der Fall war, ist es doch schön, dass einem bei langweiligen Autofahrten solche Orte ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.