Interview

Eine Ausbildung zur Bühnentänzerin – wieso nicht?

Und was machst du nach der Schule? – Kommt dir diese Frage schon zu den Ohren heraus? Ständig fragen Verwandte und Freunde, was du mit deiner Zukunft anstellen willst. Du selbst hast aber noch keine Idee. Vielleicht nicht mehr lange! Kennt ihr diese außergewöhnlichen Ausbildungsberufe? 
Yasina Hipp, funky-Jugendreporterin

In ihr brodelt die Leidenschaft fürs Tanzen, dafür ist sie sogar extra nach Berlin gezogen. Trotz eines anstrengenden Ausbildungsalltags hat sich die 22-jährige Maret Dahnke dazu entschieden, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sie steckt im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Bühnentänzerin an der Tanzschule Danceworks in Berlin. Im Interview erklärt sie, warum sie ihre Ausbildung immer noch als magisch empfindet.

Maret Dahnke

Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Ausbildung zur Bühnentänzerin zu machen? 
In meinem Kopf dreht sich immer alles um das Tanzen. Ich war mir sicher, dass ich niemals etwas aufgeben werde, das mir so viel bedeutet. Daher entschied ich mich nach dem Abi für eine Ausbildung bei Danceworks Berlin. Ich möchte später definitiv auf Bühnen performen, deswegen schien mir die Ausbildung zur zeitgenössischen Bühnentänzerin genau richtig. Der Fokus liegt auf dem Handwerk und unsere Dozenten haben selbst alle eine künstlerische Karriere hinter sich. Sie bringen viel eigene Erfahrung aus der Tanzwelt mit und geben nicht nur Theorie weiter. Ich bin superglücklich mit meiner Ausbildung und bereue es keine Sekunde, mich dort beworben zu haben. Zudem ist meine Schule staatlich anerkannt und der Abschluss kann somit als Bachelor angesehen werden.

Aus welchen Bestandteilen setzt sich die Ausbildung zusammen?
Zu unseren Hauptfächern gehören Ballett, moderner und zeitgenössischer Tanz. Diese Fächer haben wir vier Mal pro Woche, für jeweils 90 Minuten. Dazu kommen Trainingsfächer wie Pilates und Yoga, wodurch wir unsere Fitness verbessern. Wir haben auch Fächer, die unser kreatives Denken fördern, wie Improvisation oder Komposition. Da lernen wir zum Beispiel, Choreografien zu entwickeln. Dazu kommen noch Theoriefächer wie Anatomie, Theaterrecht, Tanzmanagement und Tanzgeschichte, in welchen wir auch Klausuren schreiben. Normalerweise haben wir drei bis vier Unterrichtseinheiten am Tag. Man sollte aber bereits 40 Minuten vor der ersten Einheit da sein, um sich aufzuwärmen und sich vorzubereiten. Am Ende des Tages sollte man sich zudem ausreichend dehnen. Im Durchschnitt geht mein Schultag von 8 bis 16 Uhr. Meistens bleibe ich aber noch länger, um bestimmte Dinge zu üben. Das ist eine der Sachen, die mir weniger gefällt: Egal wie müde ich bin, ich muss mich dazu motivieren, länger zu bleiben, um zu üben. Man benötigt definitiv viel Selbstdisziplin.

Warum würdest du anderen diesen Ausbildungsberuf empfehlen? 
Wenn Tanzen dein Leben ist und du dich dabei ganz in deinem Element fühlst, du es meistern willst und alles dafür geben willst, dann mache es! Die Ausbildung hilft dir dabei, der Tänzer oder die Tänzerin zu werden, der oder die du sein willst. Du lernst Techniken, kreatives Denken und an dich selbst zu glauben. Ja, die Ausbildung ist hart, aber für mich ist es der magischste Ort der Welt. Es ist quasi mein Hogwarts. 

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten zukünftige Bühnentänzer mitbringen? 
Die Tanzwelt ist tough. Man muss körperlich fit sein, mentale Stärke und Selbstdisziplin mitbringen, stressresistent sein und mit Menschen arbeiten wollen. Musikalität und Rhythmusgefühl sowie ein starkes Immunsystem dürfen nicht fehlen. Man muss Ausdrucksstärke vorweisen und den Drang haben, gesehen zu werden. Aber am wichtigsten ist die Liebe für den Tanz. 

Ja, die Ausbildung ist hart, aber für mich ist es der magischste Ort der Welt. Es ist quasi mein Hogwarts.

Bühnentänzerin Maret über ihre Ausbildung.

Inwiefern ist deine Ausbildung von der Corona-Pandemie betroffen?
Die Kunstwelt ist stark von der Pandemie betroffen. Theater werden geschlossen, Auftritte werden abgesagt oder verschoben. In der Ausbildung hatten wir bis jetzt noch Glück. Am Anfang der Quarantänezeit musste auch meine Schule schließen, aber seit Mai sind wir mit strikten Hygienemaßnahmen wieder vor Ort. Wir müssen Masken tragen, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Auf dem Flur und in der Umkleide ist die Maske Pflicht. Hände müssen vor und nach dem Unterricht gewaschen werden. Ballettstangen werden desinfiziert. Fächer wie Kontaktimprovisation finden nicht statt und Choreografien werden so geändert, dass kein Kontakt stattfindet. Dies ist sehr unüblich im Tanz. Das Auftreten ist momentan schwer. Nicht nur wegen der strikten Hygieneregeln, sondern auch, weil viele Theatersäle geschlossen bleiben müssen.

Was ist dein Lieblings-Tanzstil? 
Diese Frage ist für mich ungefähr so, wie wenn man eine Mutter fragt, welches ihr Lieblingskind ist. Es gibt so viele verschiedene Tanzarten, ich könnte mich nie entscheiden, welcher mein Lieblingsstil ist, egal ob Ballett, Breakdance, Jazz, Hip-Hop, Voguing, zeitgenössisch – ich liebe alles. 

Sollte dieser Ausbildungsbereich stärker in der Öffentlichkeit beworben werden? 
Ja und nein zugleich. Einerseits denke ich, dass die Menschen, die Tanzen zu ihrem Beruf machen wollen, bereits von den Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten wissen. Außerdem ist Tanz ein hartes Berufsfeld, was nicht kommerziell romantisiert werden sollte. Nicht alle können Tänzerin oder Tänzer werden. Andererseits wäre mehr Aufmerksamkeit gut, da Tanz bis heute von der Gesellschaft nicht wirklich als Beruf anerkannt wird. Viele Tänzer finden, dass der Beruf nicht den Respekt bekommt, den er verdient. Wir stecken so viel Arbeit und Liebe in diesen Beruf. Trotzdem wird Kunst von der breiteren Masse oft immer noch nur als Hobby angesehen. Vielleicht sollte vor allem öffentlich gezeigt werden, was es wirklich bedeutet, Tänzerin oder Tänzer zu sein, wie hart das Business ist.

Information:
Seit 1986 gibt es die Tanzschule Danceworks in Berlin bereits. In einer dreijährigen Ausbildung werden die Schüler zu professionellen Tänzerinnen und Tänzern ausgebildet. Die jährlichen Kosten betragen 4680 Euro, hinzu kommen Kosten für die Trainingskleidung. Um an der Schule aufgenommen zu werden, muss eine Aufnahmeprüfung bestanden werden. Im Laufe der Ausbildung tanzen die Schüler unter anderem im Theaterforum Kreuzberg, im Admiralspalast, in der Werkstatt der Kulturen und im TIPI am Kanzleramt.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.