Produzent, Familienvater, Rapper, Kinderarzt – eigentlich vier Full-Time-Jobs. Der Stuttgarter Musiker Dexter (Felix Göppel) bringt alle unter einen Hut. Heute erscheint sein neues Solo-Album „Yung Boomer“. Erfolge als Produzent kann der 37-Jährige schon vorweisen: eine Platinplatte mit Cro und eine goldene Schallplatte als Produzent von Caspers „Blut sehen“. Jetzt setzt er auf sein eigenes Können, rappt und produziert das gesamte Album selbst. Im Interview spricht „Dexy“ über die Entstehung von „Yung Boomer“ und warum er sich für die Musik entschieden hat.
Yasina Hipp, funky-Jugendreporterin
Die Region Stuttgart kann erst seit einigen Jahren durch Bausa oder Rin in der Rap-Welt auf sich aufmerksam machen. Du bist schon viel länger im Geschäft und hast dich trotzdem für das Schwabenland als Heimat entschieden, wie kommt das? Ich habe mich für das Medizinstudium in Köln, Berlin und Hamburg beworben. Schlussendlich sind es Regensburg und Göttingen geworden. Dann habe ich einen Job in Ludwigsburg bekommen und mich entschieden nach Stuttgart zu ziehen. Ich mag die Stadt, war in meiner Jugend viel hier. Ich glaube eine große, hippe Stadt wie Berlin würde mich eher ablenken.
Deine bisherige Arbeit war schon sehr erfolgreich. Nun erscheint dein zweites Rap-Solo-Album „Yung Boomer“. Wie fühlt sich das an? Für mich ist das Album schon lange draußen, weil die Arbeit daran ja beendet ist. Ich bin mit dem Kopf schon wieder bei anderen Sachen. Trotzdem fühlt sich das Release befreiend an. Generell wird das Konzept „Album“ aber immer schwieriger umsetzbar. Die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer ist inzwischen so kurz, die meisten meiner Kollegen bringen nur noch Musik auf Streamingdiensten heraus. Ich wollte aber ein rundes Ding mit Album und Platte und bin zuversichtlich, dass es gut ankommen wird.
Wie bist du auf den Titel „Yung Boomer“ gekommen? Ich bin ja schon etwas älter, und nicht mehr so in dem typischen Rap-Alter von Mitte 20. Ich fand die Kombination aus Yung und Boomer einfach gut. Boomer ist ja eigentlich ein eher negativ besetzter Begriff für ältere, in ihrer Zeit Hängengebliebene. Aber durch die typische Rap-Schreibweise von „young“ gibt das dem Ganzen ein Augenzwinkern und ich biete weniger Angriffsfläche.
Siehst du dein Alter eher als Vor- oder Nachteil? Beides, würde ich sagen. Wie gesagt, bin ich zwar nicht mehr der Jüngste, aber ich habe schon so viel gesehen und erlebt, dass ich sehr entspannt und locker an die ganze Sache rangehen kann. Da machen sich Jüngere bestimmt noch mehr Stress.
Apropos Stress: du arbeitest seit etwa einem Jahr nicht mehr als Kinderarzt, sondern hast dich komplett der Musik verschrieben. Bereust du diesen Schritt? Nein, überhaupt nicht. Ich habe darüber lange nachgedacht und auch den Moment abgewartet, bis ich mir das, auch im Hinblick auf meine Familie, erlauben kann. Ich verdiene mit der Musik inzwischen genug, sodass ich es mir wirtschaftlich leisten kann und vor allem habe ich jetzt deutlich weniger Stress.
Wie kann man sich dann einen typischen Arbeitstag bei dir vorstellen? Eigentlich arbeite ich inzwischen ganz normal acht Stunden von morgens bis nachmittags an meiner Musik. Das passt auch gut mit den Kita-Zeiten der Kids zusammen. So ist auch das Album größtenteils entstanden. Ein paar Nachtschichten mussten aber trotzdem sein, weil die Kinder während dem Lockdown im Frühling natürlich den ganzen Tag über daheim waren.
Für das Publikum ist es einfach immer spannend zu sehen, wie sich zwei Künstler zusammen anhören und ergänzen.
Dexter über seine Motivation zusammen mit anderen Künstlern Songs zu entwerfen.
Abgesehen von der Betreuung deiner Kinder: Hat dir bei der Arbeit zum neuen Album die Corona-Pandemie Probleme bereitet? Nicht wirklich. Beim Pressen der Platte gab es in Frankreich ein paar Probleme. Digital hätte ich das Album schon früher rausbringen können, aber ich will es eben zusammen mit der Platte veröffentlichen. Und nächstes Jahr im Herbst steht meine Tour an, da hoffe ich natürlich, dass sie ganz normal stattfinden kann – wir werden sehen, es gibt auf jeden Fall noch Tickets.
Was gefällt dir an dem Ergebnis, dem Album? Du hast auch einige Features mit anderen Künstlern gemacht. Was ist der Reiz daran? Ich finde mein Stil hat sich vor allem soundtechnisch in einer gesunden Weise weiterentwickelt. Ich konnte meine Jazz-Affinität durchblitzen lassen und finde, dass sich insgesamt ein schönes, harmonisches Sound-Bild ergeben hat. Da schlägt auch vor allem das Produzenten-Herz in mir, das eben ein Gesamt-Ding konzipieren möchte. Die Features ergeben sich immer unterschiedlich. Fatoni zum Beispiel kenne ich schon lange. Wir arbeiten nebenher zusammen und dann ergibt sich was, dass dann eben eher auf mein oder sein Album passt. Lugatti & 9ine habe ich aber einfach angeschrieben, da ich wusste, dass sie meine Musik mögen und ich die beiden auch cool finde. Für die Hörer ist es einfach immer spannend zu sehen, wie sich zwei Künstler zusammen anhören und ergänzen, deswegen mache ich gerne solche Features.
Der letzte Song im Album „Apoplex“ spielt auf eine schwierige Situation in deinem Leben an. Die Botschaft ist aber trotzdem sehr positiv. Genau, vor einigen Jahren hatte ich bei einem Gig einen Schlaganfall, habe diesen aber glücklicherweise ohne bleibende Schäden überstanden. Ich mache mir noch immer viele Gedanken um die Zeit damals und wollte mit dem Song aber nicht auf die Tränendrüse drücken. Vielmehr wollte ich aussagen, dass das eine schwierige Zeit war, es aber trotzdem immer weitergeht. Ich denke, dass passt auch zu unserer aktuellen Situation ganz gut.
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Die Region Stuttgart kann erst seit einigen Jahren durch Bausa oder Rin in der Rap-Welt auf sich aufmerksam machen. Du bist schon viel länger im Geschäft und hast dich trotzdem für das Schwabenland als Heimat entschieden, wie kommt das?
Ich habe mich für das Medizinstudium in Köln, Berlin und Hamburg beworben. Schlussendlich sind es Regensburg und Göttingen geworden. Dann habe ich einen Job in Ludwigsburg bekommen und mich entschieden nach Stuttgart zu ziehen. Ich mag die Stadt, war in meiner Jugend viel hier. Ich glaube eine große, hippe Stadt wie Berlin würde mich eher ablenken.
Deine bisherige Arbeit war schon sehr erfolgreich. Nun erscheint dein zweites Rap-Solo-Album „Yung Boomer“. Wie fühlt sich das an?
Für mich ist das Album schon lange draußen, weil die Arbeit daran ja beendet ist. Ich bin mit dem Kopf schon wieder bei anderen Sachen. Trotzdem fühlt sich das Release befreiend an. Generell wird das Konzept „Album“ aber immer schwieriger umsetzbar. Die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer ist inzwischen so kurz, die meisten meiner Kollegen bringen nur noch Musik auf Streamingdiensten heraus. Ich wollte aber ein rundes Ding mit Album und Platte und bin zuversichtlich, dass es gut ankommen wird.
Wie bist du auf den Titel „Yung Boomer“ gekommen?
Ich bin ja schon etwas älter, und nicht mehr so in dem typischen Rap-Alter von Mitte 20. Ich fand die Kombination aus Yung und Boomer einfach gut. Boomer ist ja eigentlich ein eher negativ besetzter Begriff für ältere, in ihrer Zeit Hängengebliebene. Aber durch die typische Rap-Schreibweise von „young“ gibt das dem Ganzen ein Augenzwinkern und ich biete weniger Angriffsfläche.
Siehst du dein Alter eher als Vor- oder Nachteil?
Beides, würde ich sagen. Wie gesagt, bin ich zwar nicht mehr der Jüngste, aber ich habe schon so viel gesehen und erlebt, dass ich sehr entspannt und locker an die ganze Sache rangehen kann. Da machen sich Jüngere bestimmt noch mehr Stress.
Apropos Stress: du arbeitest seit etwa einem Jahr nicht mehr als Kinderarzt, sondern hast dich komplett der Musik verschrieben. Bereust du diesen Schritt?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe darüber lange nachgedacht und auch den Moment abgewartet, bis ich mir das, auch im Hinblick auf meine Familie, erlauben kann. Ich verdiene mit der Musik inzwischen genug, sodass ich es mir wirtschaftlich leisten kann und vor allem habe ich jetzt deutlich weniger Stress.
Wie kann man sich dann einen typischen Arbeitstag bei dir vorstellen?
Eigentlich arbeite ich inzwischen ganz normal acht Stunden von morgens bis nachmittags an meiner Musik. Das passt auch gut mit den Kita-Zeiten der Kids zusammen. So ist auch das Album größtenteils entstanden. Ein paar Nachtschichten mussten aber trotzdem sein, weil die Kinder während dem Lockdown im Frühling natürlich den ganzen Tag über daheim waren.
Abgesehen von der Betreuung deiner Kinder: Hat dir bei der Arbeit zum neuen Album die Corona-Pandemie Probleme bereitet?
Nicht wirklich. Beim Pressen der Platte gab es in Frankreich ein paar Probleme. Digital hätte ich das Album schon früher rausbringen können, aber ich will es eben zusammen mit der Platte veröffentlichen. Und nächstes Jahr im Herbst steht meine Tour an, da hoffe ich natürlich, dass sie ganz normal stattfinden kann – wir werden sehen, es gibt auf jeden Fall noch Tickets.
Was gefällt dir an dem Ergebnis, dem Album? Du hast auch einige Features mit anderen Künstlern gemacht. Was ist der Reiz daran?
Ich finde mein Stil hat sich vor allem soundtechnisch in einer gesunden Weise weiterentwickelt. Ich konnte meine Jazz-Affinität durchblitzen lassen und finde, dass sich insgesamt ein schönes, harmonisches Sound-Bild ergeben hat. Da schlägt auch vor allem das Produzenten-Herz in mir, das eben ein Gesamt-Ding konzipieren möchte. Die Features ergeben sich immer unterschiedlich. Fatoni zum Beispiel kenne ich schon lange. Wir arbeiten nebenher zusammen und dann ergibt sich was, dass dann eben eher auf mein oder sein Album passt. Lugatti & 9ine habe ich aber einfach angeschrieben, da ich wusste, dass sie meine Musik mögen und ich die beiden auch cool finde. Für die Hörer ist es einfach immer spannend zu sehen, wie sich zwei Künstler zusammen anhören und ergänzen, deswegen mache ich gerne solche Features.
Der letzte Song im Album „Apoplex“ spielt auf eine schwierige Situation in deinem Leben an. Die Botschaft ist aber trotzdem sehr positiv.
Genau, vor einigen Jahren hatte ich bei einem Gig einen Schlaganfall, habe diesen aber glücklicherweise ohne bleibende Schäden überstanden. Ich mache mir noch immer viele Gedanken um die Zeit damals und wollte mit dem Song aber nicht auf die Tränendrüse drücken. Vielmehr wollte ich aussagen, dass das eine schwierige Zeit war, es aber trotzdem immer weitergeht. Ich denke, dass passt auch zu unserer aktuellen Situation ganz gut.
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