Meinung

Darum ist die Image-Serie der Bundeswehr fragwürdig

Mit der neuen Image-Serie „Besatzung Bravo“ will die Bundeswehr einen Einblick in den Alltag bei der Marine geben. Damit richtet sie sich explizit auch an junge Menschen, die als Rekruten gewonnen werden sollen. Warum wir die Serie kritisch betrachten sollten.
Ylva Immelmann, funky-Jugendreporterin

Defekte Ausrüstung, gestohlene Munition und rechtsextreme Tendenzen unter Soldaten: An wohl kaum jemandem dürfte der desolate Zustand der Bundeswehr vorbeigegangen sein. Um die beschmutzte Reputation ein wenig wiederherzustellen und neue Soldatinnen und Soldaten anzuwerben, produziert die Bundeswehr daher nun schon seit einigen Jahren Image-Serien im Internet, die das Geschehen bei unterschiedlichen Einsätzen zeigen und die Truppe in einem guten Licht darstellen sollen.

Mit „Besatzung Bravo“ ist jetzt mal wieder eine neue Folge an den Start gegangen. Nach vorangegangenen Serien wie „MALI“ und „Die Rekruten“ geht es nun um die Marine und den Alltag auf einem Bundeswehrschiff. Wie die Vorgänger richtet sich auch „Besatzung Bravo“ an junge Menschen, die als Rekruten gewonnen werden sollen. Doch wie angemessen ist es, wenn sich eine Institution wie die Bundeswehr mit auf Hochglanz polierten Bildern aus den Einsatzgebieten und heroischer Musik, die einem Actionfilm entsprungen sein könnte, explizit an Heranwachsende richtet? Immerhin entsteht durch solche Werbestrategien leicht ein immens verzerrter Eindruck, der bei jungen Menschen ein falsches Bild des Bundeswehr-Alltags hinterlassen kann.

An dieser Stelle soll nicht der Zweck der Bundeswehr an sich in Frage gestellt werden. Denn schließlich gehört die Friedenssicherung in Krisengebieten zu ihren obersten Zielen. Das ist durchaus eine wichtige und oft auch notwendige Aufgabe. Dennoch stellt sich nicht zum ersten Mal die Frage, ob herkömmliche Werbestrategien sich dazu eignen, das darzustellen, womit die Bundeswehr letzten Endes zu tun hat: Krieg.

Das Prinzip des klassischen Marketings inszeniert an dieser Stelle ein falsches Bild. Was bei Shampoo, Deo und Co keine schlimmen Konsequenzen hat, tangiert hier allerdings die Zukunft von jungen Menschen. Schließlich bedeutet Werbung immer auch, dass ein Produkt angepriesen wird. Und das Produkt ist in diesem Fall die Karriere bei einer Institution, die dafür geschaffen wurde, Kriege zu führen. Schaut man sich die Image-Serie in Mali an, bleibt ein fahler Beigeschmack. Gezeigt werden Bilder von Panzern auf den sandigen Straßen Malis, wo seit Beginn der UN-Mission MINUSMA über 200 Blauhelmsoldaten umgekommen sind. Aus einer der bislang tödlichsten Militäreinsätze der Vereinten Nationen eine YouTube-Serie zu machen – eine etwas fragwürdige Herangehensweise.

Und genau diese Problematik zeigt sich auch bei Besatzung Bravo: Zwar wird in der Serie „nur“ geübt, doch eine Seenotrettung zu üben und anschließend zu Werbezwecken hochzuladen, kreiert einen sehr zweischneidigen Effekt. Die Bundeswehr wirbt mit dem, was sie tut, als sei es vielmehr ein spannender, Realität gewordener Actionfilm und nicht die Arbeit in teils seit Jahren von Gewalt und Tod geprägten Gebieten. Sie wirbt um neue Soldaten, doch parallel wirbt sie immer auch für den Krieg. Und das ist nicht nur eine pure Verzerrung, sondern auch empfindlich makaber.

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